Trocken gelegten Schimmel übermalen?

6 Antworten

Schimmel muss immer entfernt werden, er könnte sonst wieder kommen, das heißt Putz weg und Mauer falls angegriffen mit Spezialmitteln reinigen. Manchmal wird das sogar mit Feuer gemacht.


Onki73  25.08.2016, 16:39

Spezialmittel fürs Mauerwerk und das Abflammen macht man im Kampf gegen den Schwamm.

Schimmelpilz dringt 2-3mm in den Putz mit dem Myzel ein. Da reicht das Abkratzen des Putzes und das Spachteln mit einem Kalkspachtel aus.

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Trockengelegteten Schimmel gibt es nicht,ist Schimmel vorhanden muss er fachgerecht beseitigt werden,dem reicht die Luftfeuchtigkeit um munter weiter gesundheitsschädliche Sporen an die Raumluft abzugeben.Möglicherweise wurde die Ursache für den Schimmel beseitigt,das kann mit trockengelegt gemeint sein,das ist aber nur halbe Arbeit,der Schimmel muss mit beseitigt werden,wenn das nicht gemacht wurde dann ist die Frage wo möglicherweise unter der Tapete,oder an anderen Stellen bisher unbemerkt noch Schimmel steckt,ich kann von so einer Wohnung nur dringend abraten!

Auch wenn euch die Wohnung super gefällt, solltet ihr da vorsichtig sein.

Wer garantiert euch, dass der Schimmel nicht wiederkommt? Nur weil er jetzt einmal trocken gelegt wurde, heißt es noch lange nicht, dass er aus der Welt ist.

Wo kommt der Schimmel her? Was hat ihn hervorgerufen?

Wirklich seriös können die ja nicht sein, wenn sie den Kunden eine Wohnung zeigen, in der Schimmel an den Wänden ist. Bevor ich da irgendwas unterschreibe, würde ich schriftlich im Vertrag festhalten, dass der Schimmel professionell entfernt wird - unabhängig ob trocken oder nicht.

Trocken gelegter Schimmel???...

Wichtiger zu wissen, wäre die Ursache der Schimmelbildung. Lüftungsmangel oder Baumangel? Der Schimmel muss fachgerecht beseitigt werden und kann erst dann überstrichen werden. Ich würde das AUF ALLE FÄLLE im Übergabeprotokoll vermerken.

Schimmel sendet Sporen aus, die gesundheitsschädlich sein können. Bei trockenem Schimmel nimmt die Sporenrate stark ab. Wandbeschichtungen (Farbe, etc.) können die Sporen binden und den Schimmel (temporär) ungefährlich machen. Schimmelsporen befinden sich aber in geringer Konzentration immer in der Luft und sind damit Teil unserer natürlichen Umgebung.

Die Frage ist hier aber, wodurch der Schimmel "trockengelegt" wurde.

Oft entsteht Schimmel an Aussenwänden durch Feuchteanreicherung vor kalter Wandoberfläche in der Heizperiode. Im Sommer sind diese Flächen "trocken", in der nächsten Heizperiode beginnt das Schimmelwachstum erneut, auch auf überstrichenem Schimmel.

Hinweis auf diesen Umstand ist der Schimmel unten an der Aussenwand. Der oft verbaute Heizkörper unter dem Fenster erzeugt in der Regel einen viel zu hohen Warmluftanteil und zu wenig Wärmestrahlung. Die warme Luft steigt nach oben und sammelt sich unter der Zimmerdecke. An der Aussenwand kühlt die Luft ab. Dort sinkt sie im Raum - schwerer werdend - neben dem Heizkörper vor der Aussenwandoberfläche nach unten, wobei die Luft ihre mitgeführte Wärme an die Wandoberfläche überträgt. Kühlt Luft aus, steigt in ihr aber die relative Luftfeuchte an. Das führt dazu, dass die Luft im direkten Wandoberflächenkontakt immer feuchter wird, je tiefer diese an der Wand zu Boden sinkt. Daher beginnen Schimmelprobleme an der Aussenwand in der Regel unten.

Auch hinter Möbelstücken vor Aussenwänden ist die Gefahr der Luftauskühlung und damit der oberflächennahen Luftfeuchteerhöhung mit der Steigerung der Gefahr der Schimmelbildung groß. Es wird immer davon geredet, man sollte die Luftzirkulation verbessern. Das ist nur die halbe Wahrheit. Die Warmluftzirkulation muss verbessert werden, um die Wandoberfläche mit Wärme zu versorgen, was die Luftauskühlung mit entsprechender Luftfeuchteerhöhung (Steigerung der Schimmelgefahr) mindert. Die Wärme mittels Luft zu übertragen ist aber eigentlich eine schlechte Idee, da Luft ein schlechtes Trägermedium für Wärme ist, vor allem, wenn es um die unteren Wandbereiche geht, weil Warmluft immer nach oben steigt.

In Wohnungen unter dem Dach besteht die Gefahr unter Dachterassen oder unter Flachdächern. In EG-Wohnungen ist der Fußboden generell kälter, hier ist eine erhöhte Schimmelgefahr an Scheuerleisten und bodentiefen Fenstern oder Fensternieschen mit verringerter Wandstärke.

Gegen die Luftfeuchteerhöhung hilft die Wärme der Heizung. Eine deutlich bessere Wärmeverteilung durch die Erhöhung des Wärmestrahlungsanteils ist ratsam, aber auch Heizrohrschleifen unten vor den Aussenwänden tun ihren Dienst und sorgen hier im unteren Bereich der Wand für mehr Wärme vor der inneren Wandoberfläche und weniger Luftauskühlung.

Um den Anstieg der Luftfeuchte bei Luftabkühlung nicht in den schimmelgefährdeten Bereich laufen zu lassen, sind Lüftungsmaßnahmen zu Luftfeuchtesenkung der Raumluft erforderlich. Das regelmäßige Stoßlüften sollte zur Gewohnheit gehören. Dadurch wird eine günstigere Ausgangssituation geschaffen.

Sollte trotz der Stoßlüftung Schimmel wachsen, so kann man die Grundlüftung der Wohnung erhöhen, in dem man aus allen Fenster oben (!) etwas Dichtgummi (ca. 10cm) entfernt. Dadurch wird ein permanenter Luftaustausch hergestellt, was für eine permanente Feuchteabfuhr sorgt. Dadurch sinkt die durchschnittliche Raumluftfeuchte, was auch zu trockeneren und entsprechend dämmfähigeren Wänden sorgt. Eine Energieverschwendung durch "leicht undichte Fenster" im sorptiven Altbau ist deshalb nie bewiesen.

Jede täglich wiederholte Temperaturabsenkung erhöht die Wandfeuchte, verschlechtert dadurch den Dämmwert und steigert die Heizkosten. Das geschieht im Moment des Wiederanheizen des Raumes (mit hohem Warmluftanteil). Hier sind die thermisch sehr trägen Wände noch kalt und eilen mit der Oberflächentemperatur noch eine lange Zeit mit einer übermäßig großen Temperaturdifferenz der schnell erwärmten Raumluft hinterher. Hier kühlt nun die Raumluft stark an der kalten Wandoberfläche ab, was zu hohen Luftfeuchten im direkten Wandoberflächenkontakt führt, gerade dann, wenn beim morgendlichen Anheizen geduscht wird, oder beim Anheizen nach dem Arbeitstag anderweitig Luftfeuchte in der Wohnung produziert wird.

Gleiches Prinzip gilt auch beim kühleren Schlafzimmer (oder sonstige Räume, z.B. die Abstellkammer oder die Vorratskammer). Wird der kühlere Raum nicht ständig von der Luft des wärmeren Bereiches getrennt (Türen zu!), so strömt die feucht-warme Luft des gut beheizten Raumes vor die kühle Wandoberfläche des weniger gut beheizten Raumes und hinterlässt dort die Feuchte an der Wand, was das Schimmelrisiko steigert. Daher hat man oftmals das Schimmelproblem zuerst im Schlafzimmer.

Bei offenen Treppenhäusern in Einfamilienhäusern kann das auch zu feuchten Wänden in Treppennähe im Keller führen und/oder generell zum feuchten Kellerfußboden, weil hier sich die aus den Wohnräumen eingeströmte Warmluft auskühlt und die Luftfeuchte sich dementsprechend erhöht. Findige Geschäftsleute verkaufen einem dann schnell mal eine komplett neue Abdichtung fürs Haus. Ein wenig (Strahlungs-)Wärme und eine geschlossene Kellertür hätten es aber auch getan.


erewi 
Beitragsersteller
 25.08.2016, 17:21

Hey, wow Super vielen Dank für deine ausführliche Antwort. Ich habe da noch zwei Fragen: Würde es reichen, den trocken gelegten Schimmel mit einer Anti Schimmel Farbe zu überstreichen? Und wie genau muss ich im Winter heizen und lüften? Hab das leider nicht ganz verstehen können aus deinem Text, der sehr ausführlich war!

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Onki73  09.09.2016, 08:23
@erewi

Den trockenen Schimmel trotzdem noch mal mit Alkohollösung einsprühen (Sporenabtötung), mit Papiertüchern abwischen und die Tücher sofort entsorgen. Dann kann die Wand mit Farbe gestrichen werden. Wenn die Wand trocken ist und bleibt, kommt auch kein Schimmel wieder. Im Zweifelsfalle kann Anti-Schimmel-Farbe verwendet werden, einige enthalten aber Biozide, die gesundheitsbedenklich sein können. Farben mit Silberanteile sind okay. Unbedenkliche Kalkfarbe macht es aber in der Regel auch, wobei diese aber nicht auf Dispersionfarbe haftet - am besten nur auf rohe Mineralputze auftragen.

Alle Räume gleichmäßig durchheizen (ohne Temperaturabsenkung, etc.) und bei unterschiedlich hohen Raumtemperaturen, die Türen ständig geschlossen halten. Kellerwohnungen und tief liegende EG-Wohnungen mit dickem, temperaturträgen Mauerwerk im Sommer nur in den frühen Morgenstunden und spät am Abend lüften, wenn es draussen kühler, als in den Räumen ist.

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