Transsexuelle - Sollte man sich zu 100% sicher sein?

6 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Hallo,

das Thema mit dem Wissen, der Überzeugung, der Erkenntnis und auch dem Zweifel ist ein Hauptgebiet der Philosophie namens Erkenntnistheorie. https://de.wikipedia.org/wiki/Erkenntnistheorie

Ich glaube nicht, dass man sich diesbezüglich vollkommen sicher sein kann. Und das Gebot des Sollens hast du dir auch selbst auferlegt.

Kennst du René Descartes? Das war der mit dem "Ich denke, also bin ich.“ Weißt du wie er darauf kam? Er hat sich Gedanken darüber gemacht, woran man alles Zweifeln kann:

"Dem, woran man zweifeln kann“:
Die gängige Annahme, dass wissenschaftliche Erkenntnis aus sinnlicher Wahrnehmung und Denken entspringt, muss hinterfragt werden. Keiner der beiden Quellen darf man ungeprüft vertrauen. Unsere Sinne täuschen uns oft, da wir nicht einfach wahrnehmen, sondern frühere Wahrnehmungen, die unseren Körper konstituieren, unsere aktuellen Wahrnehmungen bedingen – wir projizieren. Aber auch dem Denken darf man nicht ungeprüft vertrauen, denn ein böser Dämon könnte so auf den Verstand einwirken, dass man falsche Schlüsse zieht und sich täuscht. Deshalb ist zunächst einmal an allem zu zweifeln. 
Doch woher weiß ich, ob das, was mit mir geschieht, Zweifeln ist, ob ich mich täusche, dass ich „ich“ bin und dass ich „bin“? Wenn ich aber zweifle, so kann ich selbst dann, wenn ich mich täusche, nicht daran zweifeln, dass ich zweifle und dass ich es bin, der zweifelt, d. h. ich bin als Denkender in jedem Fall existent. Der erste unbezweifelbare Satz heißt also: „Ich bin, ich existiere“

Ein selbstauferlegtes Gebot, etwas 100% sicher Wissen zu sollen, ist problematisch. Ich bin mir nicht sicher, ob ein Leben ausreicht um alle toten, französischen Philosophen zu dem Thema zu lesen - Und selbst das wird dich der absoluten, unanfechtbaren Erkenntnis nicht unbedingt näher bringen.

Nach dem Philosophen Immanuel Kant wäre das Gebot, dass man sich 100% sicher sein muss übrigens moralisch sehr problematisch. Denn er meinte "Sollen impliziert Können" und was kann man schon wirklich wissen?


emyness  04.06.2021, 16:55

Also ich weiss, dass ich Trans (MzF) bin und hatte, seit ich es weiss, nie irgendwelche Zweifel daran. Ich würde also schon sagen, dass ich mir zu 100% sicher bin, dass ich Trans bin.

0

Medizinische eingriffe haben immer Risiken und sind hier weitgehenst unumkehrbar.

Daher sollte man sich sehr sicher sein dass man das wirklich will.

Viele Transition führen nicht zu den Ergebnis was man sich erträumt. In einigen Fällen merkt man das Ursprungsgeschlecht den Leuten immer weiter an.

Eine Transition ist auf psychischer Sicht eine hohe Herausforderung. Nicht jeder kommt mit der Belastung durch transphobe Mitmenschen klar.

Woher ich das weiß:Recherche

Hey,

Ich glaube nicht, dass es sowas wie hundertprozentige Sicherheit gibt, und zumindest ich bin es nicht. Das schöne ist, dass es Dinge gibt, die du sehr einfach ausprobieren kannst: (online) einen neuen Namen verwenden, neue Pronomen verwenden, andere Klamotten tragen, deine Haare Schneiden, ...

Und vor wirklich dauerhaften Sachen solltest du sicher sein, aber du musst sowieso in psychologische Behandlung, falls du medizinische Maßnahmen möchtest, und da kannst du auch Zweifel adressieren.

Man kann seinen Körper und seinen geschlechtlichen Eintrag mit einem Mindestalter von 18 Jahren verändern lassen. Unter dieser Grenze, nämlich bei Jugendlichen, können solche Gefühle sehr sprunghaft sein und sind nicht eindeutig zu klassifizieren. Generell sollte man selbst beim Erreichen einer gewissen Reife noch 2 bis 3 Jahre schauen, wie sich das ganze entwickelt.

bist du denn schon in psychologischer Behandlung?

Ich denke es hilft mit jemanden darüber zu sprechen, der Erfahrung damit hat.