Training/Tagesablauf eines Fremdenlegionärs?

2 Antworten

Das o.g. ist -halbwegs- der Tagesablauf in der 4monatigen Grundausbildung, wobei es dabei auch immer darauf ankommt, welches Ausbildungs-Modul da gerade angesagt ist. Auf den "fermés" ist der Tagesablauf ein anderer als direkt im Regiment in Castelnaudary.

Später im Regiment kommt es drauf an, was für einen Job Du da hast und wie lange Du schon dabei bist. Als Legionär (mit Mannschaftsdienstgrad) verbringt man jede Menge Zeit mit putzen. Als Neuling verbringst Du noch viel mehr Zeit mit putzen, putzen und nochmal putzen.

Und ein Sergent als Gruppenführer in einer Section einer Kampfkompanie hat natürlich einen anderen Tagesablauf als z.B. ein premier classe oder Caporal der Section Transport in einer Compagnie Commandement et Soutien (oder et Logistique) - letzerer macht näml. mehr oder weniger nichts weiter als Bus zu fahren. Wenn Du in der Regimentsverwaltung bist, machst Du was anderes als wenn Du in der Küche arbeitest, Wenn Du bei einem der Pionierregimenter landest (1er und 2eme REG) machst Du -je nach Kompanie und Section- z.B. Gebirgsausbildung oder bist für die Elektrik im Regiment zuständig. usw. usw.

Es gibt nicht "den" Tagesablauf des Legionärs. Alles eine Frage des wo, wie lange schon und welcher Dienstgrad.

Als Angehöriger einer Kampfkompanie des z.B. 2e REI oder 2e REP verbringt man auch einige Wochen im Jahr auf den verschiedensten Truppenübungsplätzen/Trainingszentren (Centre de Entrainement), von denen es einige in Frankreich gibt (CEITO, CENTAC, CENZUB um nur die 3 wichtigsten zu nennen) aber auch in Übersee (z.B. Gabun, im Senegal, oder -das bekannteste- in Franz. Guyana (CEFE). Aber auch Übungsplätze der Bundeswehr (oder anderer befreundeter Armeen) werden genutzt, wie z.B. Hammelburg. Und dann kann es natürlich immer passieren, dass Deine Kompanie "auf Mission" geschickt wird, also entweder in einen "scharfen Einsatz" (wie es in Afghanistan oder Mali der Fall war) oder auf eine sog. Präsenzmission, z.B. in den Tschad, die Zentralafrikanische Republik, die Elfenbeinküste usw - wo es darum geht "Frankreichs Flagge zu zeigen".

So wie ich Deine Frage verstehe, hättest Du wohl gerne eine Buchempfehlung wo das alles sehr exact geschildert ist. Solch ein Buch kenne ich nicht über die Legion, jedenfalls kein deutschsprachiges. Relativ nahe kommt dem wohl das Buch von Stefan Müller "Mythos Fremdenlegion". Interessant daran ist, dass es erst 2015 erschienen ist und er darin seine Zeit in der Legion (im 2e REI) von 2009 bis 2014 beschreibt. Also noch relativ frisch. Auch das Auswahlverfahren, die Grundausbildung und der Lehrgang zum Caporal (und Gruppenführer) ist relativ ausführlich beschrieben. Aber halt in lockerer Erzählform, nicht mit irgendwelchen Tabellen, Tages- oder Stundenplänen.


RipeClown  30.07.2016, 23:20

Hi Jurius, ich wollte dich fragen, ob du selber auch Legionär bist / warst oder noch andere Legionäre kennst, die gerne ihre Erfahrung teilen wollen.

Ich überlege selbst nämlich nächstes Jahr Legionär zu werden und würde mich vorher noch gerne bei anderen informieren. Habe das Buch von Stefan Müller auch gelesen und zig Dokus geschaut. Aber trotzdem würde ich gerne nochmal andere Leute fragen mit ihren Erfahrungen

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Jurius  31.07.2016, 20:25
@RipeClown

Hi, ja ich bin mit vielen ehemaligen und auch einigen aktiven Legionären befreundet. Nur - die Ehemaligen können zur Legion "von Heute" wenig sagen, da die Legion zu ihrer Zeit eben eine ganz andere war als heute.

Die meisten Legionäre, die nicht wegen des Geldes zur Legion gegangen sind oder wegen der Aufenthaltserlaubnis für die EU, bzw. spätere franz. Staatsbürgerschaft, sagen mir, dass Sie heute nicht nochmal engagieren würden. So z.B. auch Stefan Müller. Viele derjenigen hören auch nach den ersten 5 Jahren, oder, wenn Sie zieml. schnell Ihren Vertrag verlängert hatten, nach 8 Jahren wieder auf, wenn Sie gute Chancen im Zivilleben sehen (jobmäßig) . Auch die "Sofort-Rente" die es früher nach 15 Jahren gab, ist heute nicht mehr das was sie mal war. Aktuell mußt Du 17 oder 17,5 Jahre dienen um Anspruch auf die Mindestrente zu haben. Und die ist auch nicht ganz so üppig wie mancher sich vorstellt. Wenn man nur Mannschaftsdienstgrad bleibt, also max. den Grad Caporal-Chef erreicht, sind es gerade mal um die  700,00 €. Die Regelungen zur Sofort-Rente werden auch ständig verändert. So ist z.B. in Planung, dass Sie erst ab 21 Dienstjahren gezahlt wird. Weiterhin soll auch in Planung sein (ob sich das durchsetzt ist noch die andere Frage), dass die Rente nicht mehr sofort ab Ausscheiden gezahlt wird, sondern erst dann wenn man auch das normale Rentenalter erreicht, also mit Mitte 60. Das wären natürlich erhebl. Nachteile ggü. früher. Die -ganz- neuen Verträge sind wohl auch so abgefasst, dass nicht mehr die Rentenregelung gilt, die zum Zeitpunkt des Vertragssabschlusses Gültigkeit hat (wie es bislang immer war), sondern dass die Verträge bei Änderungen zum Schlechen entsprechend angepasst werden werden können, also auch für alte Verträge dann die neue, schlechtere Regelung gilt. Das ist natürlich mit erheblichen Unsicherheiten verbunden. Einem Legionär aus Zentralsibirien, der "zu Hause" 100 € im Monat als Traktorist verdient, ist das natürl. alles zieml. egal, denn für den ist das Geld dass er bei der Legion verdienst, immer noch 12 bis 15 mal mehr, als sein Gehalt zuhause. Und eine Aufenthaltserlaubnis EU, bzw. franz. Staatsangehörigekeit gibt es noch oben drauf. Und für den sind halt auch 700,00 € Rente 7mal mehr, als er zuhause den ganzen Monat verdient. Nicht umsonst besteht die Legion heute hauptsächlich aus Russen, Chinesien, Rumänen, Brasilianern und anderen Menschen, die aus sog. "armen Ländern" kommen. Für die hat die Legion nach wie vor Ihren Reiz, alleine aus finanziellen Gesichtspunkten und wegen der Staatsbürgerschaft, bzw. dauerhaften Aufenthaltsgenehmigung nach Dienstende.

Alle die nur aus "Abenteuerlust" hingehen, hören meist nach 5 Jahren wieder auf. Was ja auch O.K. ist. Das sind 5 Jahre, in denen man Dinge erlebt und sieht, die ein Normalbürger niemals erlebt und sieht und die auch prägend für's weitere Leben sind.

Dann gibt es noch die, für die es nichts anderes gibt, als "Soldat sein zu wollen" und halt nicht -wie bei der Bundeswehr- kaum in echte Einsätze zu kommen (wobei sich das bei der BW ja auch mittlw. etwas geändert hat). Für die ist die Legion natürl. auch das richtige. Wobei es Dir auch in der Legion passieren kann, dass Du einen quaisi "Fahrer- oder Handwerkerjob" bekommst, anstatt in einer Kampfkompanie zu landen. Das entscheidet ganz alleine die Legion. Ich kenne aktive Legionäre mit 10 Dienstjahren, die noch nicht in einem einzigen Einsatz waren, und nicht mal in einem "Überseeaufenhalt" in Guyana oder Mayotte (das Regiment in Dschibouti gibt es nicht mehr), was früher bei 10 Jahren eigentl. undenkbar war. Da hatte man mit 10 Dienstjahren teilw. schon 2 x 2 Jahre Überseeregiment hinter sich, aber mind. 1mal.

Was ich mit alledem sagen will: Ob die Legion für DIch das richtige ist, hängt in erster Linie davon ab, was Du von der Legion erwartest (willst Du nur mal 5 Jahre reinschnuppern und dann eh wieder aufhören, oder willst Du da "alt werden") und was für Chancen (v.a. beruflich) Du im normalen Zivilleben in Deutschland hast.

Wenn Du mit aktiven Legionären zusammenkommen willst und die befragen willst, ist die beste Chance darauf, wenn Du nächstes Jahr Ende April zu den Feierlichkeiten von Camerone nach Marseille fährst und dort 1 Woche Urlaub machst. Am 30.04. schaust Du Dir das Defilé im Quartier Vienot in Aubagne an (dort ist auch das Hauptauswahlzentrum der Legion) und anschliessend fährst Du in eines der nahegelegenen Regimenter, die am 30. und 31. April auch für Normalbürger offen stehen. Dort wird an diesen Tagen "Camerone" gefeiert, mit so einer Art Kirmes. Dort kannst Du dann mit "echten Legionären" sprechen. Am besten suchst Du Dir natürl. ein Regiment aus, in dem möglichst viele Deutsche, bzw. deutschsprachige dienen, z.B. das 2e R.E.I in Nimes. Dann steckst Du Dir genug Geld ein um einige Runden Kronenbourg zu spendieren und Du wirst sicherlich jemanden finden, der mit Dir seine Legionserfahrungen teilt. Alleine die Fete im 2e R.E.I. ist schon die Fahrt wert

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Jurius  31.07.2016, 20:45
@Jurius

@RipeClown

Ich habe mir gerade Dein Profil angesehen. Du bist ja noch relativ jung und hast gerade Abi gemacht und hast Dich auch für die Bundeswehr interessiert. Da kann ich DIr nur den Rat geben: Mach erst mal Bundeswehr, 2 Jahre oder 4 und sammel etwas Erfahrung, und wenn Du dann immer noch interesse an der Legion hast und die BW Dich nicht ausfüllt, bist Du dann im besten Alter für die Legion (22-26). Dein Fachabi bringt Dir bei der Legion z.B. überhaupt nichts. Dort stehst Du trotz Abi auf der selben Stufe wie der letzte Torfstecher aus Lettland ohne Schulabschluss. Die Legion ist auch kein Zuckerschlecken (so auch vom allg. Dienst her gesehen und den Umgangsformen). Als 18-20jähriger ohne wirklich viel Lebenserfahrung aus einem westlichen Wohlstandsland geht man da sehr schnell unter. Ein paar Jahre Bundeswehr vorweg sind da Gold wert. 

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Biba85  04.09.2016, 16:53
@Jurius

Aber schau, dass du früh genug dort bist, sonst wird die mischung aus französischem akzent mit kronenbourg schwer zu verstehen :)

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Jurius  03.07.2016, 23:37

Also, ich habe mich noch mal bei einem Kameraden erkundigt dessen Grundausbildung 2010 oder 2011 war. Der Tagesablauf sah dort so aus:

05.00 Uhr Aufstehen

05.30 Uhr Frühstück

06.00 Uhr Putzen

07.30 Uhr Antreten, danach footing um die 10 KM, mit eingestreuten Klimmzügen, Seilklettern und Sit-up's

09.00 Uhr Unterricht (Sprache/Technik)

12.00 Uhr Mittagessen

12.30 Uhr Unterkunft putzen (corvee)

14.00 Uhr Gefechtsausbildung

18.00 Uhr Abendessen

18.30 Uhr Putzen

19.00 Uhr "Tradition" (Marschlieder der Legion lernen und singen usw.)

23.00 Uhr Nachtruhe

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06h00 Weckruf

08H00 Sport 

10H00 Unterricht

12H00 Essen

14H00 Unterricht

16H00 Manchmal noch Sport 

18H00 Theoretisch Ende. Aber irgendwas findet sich immer.  

Das ist in etwa der generelle Tagesablauf. Ändert sich aber immer mal wieder. 

Da hast ne Menge zu lesen:

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