Todesnachricht per SMS überbracht bekommen, ist das nicht pietätlos?
Ihr Lieben,
ein wirklich (!) nahestehendes Familienmitglied ist vor wenigen Tagen verstorben. Uns wurde diese traurige Nachricht per SMS von einem der erwachsenen (!) Kinder überbracht.
Ich weiss nicht, reagiere ich überempfindlich, oder wäre es nicht angebracht gewesen, dies persönlich oder wenigstens per Anruf zu tun?!
Wir wissen eigentlich gar nicht, woran und unter welchen Umständen diese liebe Person letztendlich verstorben ist. Sicherlich hatten wir sie in den letzen Wochen immer wieder im KH besucht. Dort aber natürlich keine Auskünfte über den wirklichen Gesundheitszustand vom Personal erhalten.
In den kommenden Tagen findet die Beerdigung statt. Ist irgendwie nun ne seltsame Situation, und ehrlich gesagt, bin ich auch etwas angesäuert, wegen dieser taktlosen SMS.
Wie seht ihr das? Geht so eine SMS in der digitalisierten Zeit in Ordnung?
8 Antworten
Schrecklich! Ich bin voll Deiner Meinung. So was haut man nicht per SMS raus. Per SMS allenfalls eine Bitte um Rückruf in so einem Fall.
Aber vielleicht liegt in Deinen Worten der Schlüssel des Problems:
von einem der erwachsenen (!) Kinder überbracht.
Ich würde es eher so sehen: Erwachsenes Kind. Zwar erwachsen geworden, aber hinsichtlich Anstand und Bildung doch ein Kind geblieben. Übrigens, hier vielleicht passend zu diesem Thema, denn der digitale Wahnsinn, insbesondere mit Smartphones greift immer mehr um sich:
http://www.sueddeutsche.de/bayern/digitale-medien-eltern-legt-das-handy-weg-1.3328451
In dieser Situation ist jeder erst mal komplett bedient. Ihr seid keine so engen Angehörigen und die Kinder haben mit einer sms an euch gedacht. Geht zur Beisetzung und bedankt euch für die Nachricht, dann könnt ihr auch gleich persönlich miteinander reden.
Im digitalen Zeitalter ist das möglich. Auch Geburtsanzeigen werden schon gesimst.
Selbst die anonyme Beerdigung oder das Verstreuen der Asche ist schon üblich. Das ging früher gar nicht.
Beerdigungen sind nur noch "Entsorgungen".
Kulturelle Eigenschaften eines Volkes wandeln sich schneller als wir sie wahrnehmen.,
Wenn das alles inzwischen schon so normal geworden ist, warum ist dann "Schluss machen" mit einer Person per SMS ein absolutes NO GO?!
Pietät heißt ja eigentlich sowas wie unmoralisch, oder religiös (es kommt halt aus einer Zeit in der Beides unmittelbar miteinander verknüpft zu sein schien) und das kann ich, jedenfalls ohne den genauen Wortlaut zu kennen, wirklich nicht feststellen. Manche Leute finden SMS vielleicht geschmacklos, aber über Geschmack kann man bekanntlich nicht streiten.
Kann es sein, dass die Angehörigen einfach selber zu aufgelöst waren, um euch noch anzurufen? Wäre jedenfalls mein Eindruck. Böse gemeint war das sicherlich nicht.
Dass sie zu aufgelöst waren, kann ich mir im besten Willen nicht vorstellen.
Man hatte nämlich schon zu Lebzeiten das vielversprechende Erbe im Auge. Woraus man nie einen Hehl machte.
Außerdem wurden sogar flüchtlige Bekannte über diesen Todesfall persönlich (!) unterrichtet. Nur wir nicht...
Ich sehe das genauso wie Du. Eine Todesnachricht per SMS zu überbringen ist geschmacklos.
Eine Karte wäre taktvoller gewesen.
Ich würde aber trotzdem zur Beerdigung kommen.
Dank dir!
Wir werden selbstverständlich zur Bestattung gehen! Haben bei der Gärtnerei ja schon einen farbenprächtigen Gedenkkranz in Auftrag gegeben.
Die letzte Ehre erweist man schließlich der Verstorbenen, und nicht deren pietätlosen Angehörigen. Die sich bis dato immer noch nicht persönlich gemeldet haben.
Na ja, wenigstens konnten wir den genauen Bestattungstermin inzwischen per Tageszeitung ausfindig machen.