tochter 2 jahre beginnt zu stottern

4 Antworten

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ich bin Logopädin. Erstmal: es stimmt, dass sehr viele Kinder mal Zeiten haben, in denen sie unflüssig sprechen. Das ist normal und kein Grund zur Sorge. Allerdings zeigen die Kinder in solchen Phasen keine Symptome wie Scham, Angst oder Rückzug. Wenn das bei deiner Tochter der Fall ist, dann empfehle ich auch dringend, dass ihr ihr helft. Sie scheint zu merken, dass mit ihrem Sprechen was nicht stimmt. Das ist mit 2 zwar extrem früh und ungewöhnlich, aber der kleinste echte Stotterer, den ich in Behandlung hatte, war auch noch nicht drei. Wichtig ist, dass ihr gute Ratschläge lasst, falls sowas vorkommt. Also kein "Sprich langsam" "Hol nochmal Luft" oder "Das schaffst du schon". Einfach gar nicht auf ihr Sprechen reagieren, sondern nur auf das, WAS sie sagt. Nicht WIE. Das ist extrem wichtig. Ich kann euch auch das Buch "Unser Kind fängt an zu stottern" empfehlen. Die beschreiben sehr gut gegliedert und verständlich die sog. Präventions-Therapie. Mit 2 Jahren ist deine Tochter wahrscheinlich noch zu jung für ne direkte Logo-Therapie. Aber als Eltern könnt ihr viel tun, um ihr zu helfen. Z.B. weniger Fragen stellen. Wie viel man die Kinder fragt, ist der Hammer: "Hast du Hunger? Was willst du essen? Wie war´s im Kindergarten? Was habt ihr gemacht?" usw usf... und jede Frage baut Sprechdruck auf. Also wäre reduzieren gut. Was ich für eine Zweijährige auch absolut empfehlen kann ist Theraplay. Das ist eine Spieltherapie, die nicht direkt auf Stottern abzielt, aber Kindern Selbstvertrauen gibt und sie stärkt. Ich hab das damals bei diesem kleinen Stotterer auch in Auszügen gemacht mit sehr gutem Erfolg. Vielleicht schaust du mal, ob es bei euch in der Gegend einen Theraplay-Therapeuten gibt. Das kann nicht jeder Logopäde. Aber wir gesagt - SEHR zu empfehlen. Fazit: Elternberatung: was könnt ihr als Eltern machen, um ihr zu helfen? Diese Tipps gelten dann auch für Omas/Opas und Erzieher usw... und entweder zu nem spezialisierten Logopäden - oder zu nem Theraplay-Therapeuten. Das wäre meine Empfehlung. Viel Erfolg!


Tussnelda85  13.12.2012, 20:48

Spitzenantwort, dem hab ich nichts hinzuzufügen

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deno55 
Beitragsersteller
 15.12.2012, 15:33

Danke für die Antwort. Und vielen dank für die Tipps, ich tu mein bestes um es auch alles umzusetzen. Auch wenn es nicht einfach ist es zu ignorieren wenn ich sehe wie sie sich schon fast dabei "quält". Und es wird jetzt von Tag zu Tag schlimmer. Hoffe das legt sich wieder. Werde jetzt erst mal nichts unternehmen um sie nicht noch mehr unter druck zu setzen. Vielleicht haben wir ja Glück und es ist wirklich nur eine Phase. Nochmals vielen dank für die Antwort.

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Ja, die Kollegin MoBruinne hat mit dem meisten, das sie geschrieben hat, wohl recht. Das meiste hätte ich auch so geschrieben. Aber einen Satz halte ich für "völlig daneben", nämlich:

"Mit 2 Jahren ist deine Tochter wahrscheinlich noch zu jung für ne direkte Logo-Therapie."

Das ist völlig daneben. Die Frage enthält schon genug deutliche Hinweise darauf, dass eine logopädische Therapie unmittelbar angezeigt ist. Das Problem wird eher sein, eine Kollegin zu finden, die das fachgerecht machen kann und auch genug von Stottern versteht, um alle Fragen richtig beantworten zu können.

Hier eine Liste mit Logopäden, die alle eine besondere Zusatzausbildung in der Behandlung von jungen Kindern, die stottern, absolviert haben:

http://www.lattermann.net/Home/deutsch/patienten-info-1

Und, liebe Kollegin MoBruinne, Logotherapie ist eine Form van Psychotherapie, die auf Viktor Frankl zurückgeht und mit Therapie durch eine/n Logopädin/en ("logopädische Therapie") nichts zu tun hat.

Ein Hinweis noch zum Flüstern des Kindes. Das als Hinweis darauf zu nehmen, dass Deine Tochter sich schämt, wäre eine Möglichkeit. Eine andere ist, dass sie gemerkt hat, dass weniger Stottern auftritt, wenn sie "ganz anders" (als normal) spricht. Das ist ein durchgehendes Phänomen beim Stottern und darauf beruhen auch viele Therapieansätze.

Die Aussage des Arztes, dass das unflüssige Sprechen Deiner Tochter entwicklungsbedingt, d.h. normal, sei, kann richtig sein, oder auch nicht. Nachdem, was Du schreibst (Anstrengung, Störungsbewusstsein) wohl eher nicht. Ein halbes Jahr abzuwarten, ist nach dem derzeitigen Stand der Forschung nicht direkt fachwidrig, aber Daten hin und her, die entscheidende Frage an den sachverständigen Berater ist ja: "Was würden Sie an meiner Stelle (an Stelle der Mutter) machen?" Keine Frage, ich würde eine Therapie einleiten.

Zu TheraPlay kann ich nicht viel sagen. Ich weiß, dass die Logopädin Ulrike Franke (Autorin des Logopädischen Handlexikons) sich vor rd. 35 Jahren dafür stark gemacht hat, ich habe die Sache aber aus den Augen verloren. Bezogen auf Stottern müsste diese "direktive Spieltherapie" wohl als "indirekte", d.h. nicht direkt auf das Stottern zielende Therapie einzuordnen sein.

Phasen mit Sprechunflüssigkeiten sind bei Zwei- bis Sechsjährigen nicht selten, bei fünf Prozent aller Kinder tritt in diesem Alter Stottern auf. Meistens handelt es sich dabei um ein zeitweiliges Symptom, das sich spätestens bis zur Pubertät wieder legt. Bei zirka 25 Prozent dieser Kinder bleibt jedoch ein dauerhaftes Stottern. Da sich bisher nicht vorhersagen lässt, bei welchem Kind dies der Fall sein wird und bei welchem nicht, empfiehlt sich eine fachlich Beratung und Klärung.

Im ersten Schritt empfehlen wir Ihnen einen Anruf bei der Fachberatung der Bundesvereinigung Stotterer-Selbsthilfe, dort sprechen Sie mit Stottertherapeuten und können sich individuell über die verschiedenen Mögilchkeiten informieren, wie Sie Ihre Tochter unterstützen können. Auf Wunsch erhalten Sie anschließend auch Adressen von auf (frühkindliches) Stottern spezialisierten Logopäden aus Ihrer Nähe:

Fachberatung der BVSS: 0221 - 139 1108, donnerstags 17 - 20 Uhr, freitags 12 - 14 Uhr.

Alles Gute und viele Grüße

www.bvss.de

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Wir sind ein Verein von Stotternden für Stotternde.

gehe zur Logopädie die wird dir damit helfen.