Tipps zur Vorbereitung auf erste Unterrichtsstunde?
Hallo ihr Lieben :),
ich fange mal so an: Ich bin vor einem Jahr fertig geworden mit dem Studium und seit dem an einer Berufsschule. Dort bin ich eingesetzt u.a. für die Berufsfachschule Wirtschaft BB (früher Höhere Handelsschule) und soll im August auf diesem Zweig meine erste Klasse bekommen. Am kommenden Dienstag findet dazu ein Treffen mit Schülern und Eltern statt, die im kommenden Jahr dann in meine Klasse gehen werden.
Aber mir geht es darum, wie soll ich die ersten Unterrichtsstunden nach den Ferien gestalten? Meine Kollegen meinten "Kennlernspiele, Vorstellungsrunden, Organisatorisches - fertig". Allerdings weiß ich nicht so recht, wie ich das anstellen soll, da es ja meine eigene Klasse wird. Ich möchte ja nen guten Eindruck hinterlassen und nicht, dass die nach zwei Tagen schon genug von mir haben.
Also wenn jemand ein paar Tipps o.ä. hat, wär ich sehr dankbar.
Viele Grüße!
8 Antworten
Zunächst solltest du dich selbst kurz vorstellen. Dann das Organisatorische, am besten auf einem Handout zusammengefasst. Anschließend empfehle ich Kennenlernspiele. Die Hirnforschung hat klar erwiesen, dass in einer solchen Situation (keiner kennt den anderen, alle fühlen sich unsicher und beäugen sich gegenseitig misstrauisch bis ängstlich) noch nichts wirklich gelernt werden kann, solange sich die Gruppenmitglieder noch nicht wohlfühlen und in der Gruppe angenommen fühlen. Diesen Prozess kannst du mit ein paar lustigen Kennenlernspielen gut abkürzen.
mmmhhh, es ist bei mir schon ein paar Jahrzehnte her aber alle haben sich vorgestellt, der Klasenlehrer hat was zu den allgemeinen schulregeln (z.b. Krankmeldung, sprechstunden etc.) und dem stundenplan erzählt und dann hat der unterricht begonnen. ist ja schließlich keine grundschule...
Eine Berufsschule ist keine Grundschule. Daher:
Ich empfehle für die ersten Unterrichtsstunden an der Berufsschulefolgendes Vorgehen.
- Dich selbst mit beruflichem Werdegang und thematischen Schwerpunkten vorstellen
- die Schüler sich je gegenseitig vorstellen lassen (damit bekommst auch Du einen ersten Eindruck, insbesondere aufgrund der Art und Weise, w i e sie sich präsentieren
- Rahmenplan kurz vorstellen
- Fragen zulassen und beantworten (die werden zuhauf kommen)
Du wirst sehen: Der Rest ergibt sich von ganz alleine.
Spiele, auch solche zum Kennenlernen, würde ich nicht gleich an den Anfang stellen. Es sei denn, Du möchtest gleich zu Beginn das Signal setzen, dass das bei Dir alles lustig und locker ablaufen wird.
Zudem bergen Spiele, wenn man die Truppe noch nicht kennt, die Gefahr, eine für Dich schwer kontrollierbare Eigendynamik zu entwickeln - oder eine aus anfänglicher Unsicherheit entstehende Sprachlosigkeit der Schüler.
Spiele kann man sich immer noch mal für die letzten Stunden vor Weihnachten oder vor den Ferien oder in den letzten übrig gebliebenen Minuten einer Unterrichtseinheit aufheben.
Viel Erfolg und Freude (die wirst Du auch haben, versprochen)!
Vor allem musst du es so anpacken, dass es zu dir passt.
Ich erinner mich an einen Lehrer, der neu an unserer Schule war. Niemand kannte ihn. Er kam in den Raum, begrüßte uns kurz, sagte seinen Namen und begann ohne jede Vorrede sofort mit dem Unterricht. Er sprach sehr leise, bewegte sich wenig ... und wir waren irritiert bis ängstlich. Nach und nach stellte sich heraus, dass er einer der besten Lehrer war, die ich je erleben sollte. Er hatte einfach einen unglaublich ruhigen Stil, aber das passte eben auch zu ihm.
Ich würde ganz allgemein sagen:
- Du bist der Lehrer, kein Mitschüler. Und die wissen das alle, auch wenn dich nur wenige Jahre von den Leuten da vor dir trennen. Versuch auf keinen Fall, was anderes zu sein.
- Inhaltlich kommt es ein wenig aufs Fach an, aber vielleicht lässt sich das Vorstellen in ein kleines Rollenspiel packen?
- Und dann ist die Frage, ob du selbst so innovativ bist, um innovative Techniken anzuwenden, oder deine Persönlichkeit doch besser zu konventionellen Methoden passt. Denn auf jeden Fall musst du authentisch sein (siehe mein Beispiel).
Als "Ersatz" für die übliche Vorstellungsrunde bieten sich Techniken aus Seminaren und Meetings an: Nimm ein Thema aus deinem Fach/Unterrichtsgebiet, möglichst eins, bei dem a) jeder wenigstens ein bisschen mitreden kann und b) bei dem es kontroverse Meinungen gibt. Es könnte auch ein Brainstorming zu einer konkreten Aufgabe sein.
Dann fängst du mit Zetteln an: Jeder schreibt die 3 wichtigsten Stichworte dazu auf. Du klebst die Zettel an die Tafel, sortierst etc. und dann wird geredet. (Ich nehme an/hoffe, dass du das Verfahren kennst.) Wichtig ist, dass du alle mitnimmst und jede Meinung erst mal für sich stehen bleibt.
Dabei lernst du die Leute weit besser kennen, als wenn sie nur erzählen, wie sie heißen etc. - und wenn du es geschickt anstellst, landest du schon mitten in der ersten Lerneinheit damit.
Aber wie gesagt - das muss für dich passen: Wenn du nicht gut bist als Moderator, such einen anderen Weg ... "out of the box" oder ganz klassisch.
Hi,
1) ich nehme einmal an, dass deine neue Klasse eine 10. oder 11. Klasse ist, richtig? Dann sind die Schüler ja schon hinreichend gealtert, dass du für Kennenlern-Spiele nicht mehr sooo viel Einsatz zeigen musst. => Frag die Schüler einfach, wie sie es gerne hätten. Vorstellungsrunde oder was auch immer.
2) Also wichtig wäre vor Allem das Organisatorische. Aber ich lese aus deine Frage heraus, dass du selbst noch neu an der Schule bist. Und da jede Schule im Detail anders organisiert ist, bringt die Frage hier im Forum nicht sooo viel. Deswegen würde ich dir hier raten, dass du dich mit dem Klassenlehrer deiner zukünftigen Parallelklasse einmal für eine halbe Stunde zusammensetzt, damit du dir mit ihm zusammen eine Liste mit allen wichtigen Punkten erstellst.
Tipp: Frag mal bei der Schulleitung, ob es eine solche Liste schon vorgefertigt gibt!
Anbei vielleicht ein paar Anregungen:
- Verhalten bei Krankheit (Entschuldigung / Attest / Abmelden und bis wann / Was tun bei Klausur?)
- Welche Bücher / Lernmaterialien. Was braucht man? Wo bekommt man es?
- Stundenpläne und Unterrichtszeiten.
- Lehrerkürzel
- Wo ist was? Rundgang durchs Schulgebäude.
- Belehrung zu Sicherheit / Brandfall und Waffenerlass.
- Anzahl der Klausuren pro HJ.
- Zusammensetzung der Schuljahres-Endnote.
- Wahl eines Klassensprechers (in der Folgewoche)
- Schulordnung anschauen.
- Abgleich mit der Adressliste: Fehler bei Geb.-Datum / Telefon /Anschrift
- Fehlende Dokumente in den Schüler-Unterlagen?
3) Lass dich überraschen! Nachdem du dein Sermon vorgetragen hast, werden die Schüler sicherlich viele Fragen an dich richten, die du nicht vorausgeahnt hast. Das ist normal. :)
LG und dir einen guten Start!
MCX
> Abgleich mit der Adressliste: Fehler bei Geb.-Datum / Telefon /Anschrift
Ja. Am besten laut vorlesen.
P.S.: Nicht nachmachen - das war Sarkasmus ;-)
In Berufsschulen gibt es hier - Ba-Wue - eine breite Auswahl von Klassen. Von Schülern, die mangels Chance auf Hauptschulabschluss nur bespaßt werden, bis sie ihrer Schulpflicht Genüge getan haben. Bis zu Schülern, die das Abitur nachmachen.
Berufsschule bzw. Berufsfachschule - so steht es zumindest in der Frageerläuterung.