Tipps im Umgang mit geistig behinderten Jugendlichen, die ungewollt handgreiflich werden.
Hallo Leute :)
Ich mache zurzeit meine Ausbildung zum Erzieher und arbeite in einer Schule für geistig und körperlich behinderte Kinder. Der Job macht viel Spaß und ich komme dort mit allen Kindern, bis auf eine Ausnahme, gut zurecht. Ein Junge ( 15 Jahre alt), der eine geistige Behinderung hat, verhält sich mir gegenüber oft aggressiv, wobei es aus seiner Sichtweise offensichtlich keine Aggression zu sein scheint. Er zieht mir an Ohren und Nase, was ich bisher erst durch Freundlichkeit versuchte zu unterbinden, indem ich ihn bat, damit aufzuhören. Dies war leider erfolglos. Ein Festhalten der Arme bewog den Jungen dann dazu mir in die Augen zu stechen, er hat es jedenfalls versucht, was ich allerdings unterbinden konnte. Das Stechen in die Augen ist bei ihm ein normales Verhaltensmuster, das er zeigt, wenn er in die "Enge getrieben wird". Dies hat er auch schon bei Kollegen getan, wobei dies immer andere Gründe hatte, als ein vorhergehendes Ziehen an Nase oder Ohren, dies macht er nur bei mir. Er piesackt auch andere Mitschüler, hierbei ist es jedoch so, dass er damit aufhört, sobald Kollegen von mir, die ihn schon länger kennen, etwas lauter und bestimmender werden. Ich kenne den Jungen jetzt aber erst seit knapp 2 Wochen. Also versuchte ich sein Ziehen an meinen Ohren und Nase auch durch eine laute und bestimmende Ansprache zu unterbinden, was allerdings nicht fruchtete und es wieder dazu kam, dass ich ihn festhalten musste, damit er damit aufhörte. Ein Lehrer riet mir, ihn einfach zu ignorieren und wegzugehen, was ich aber als eher suboptimal sehe, da ich solchen Problemen nicht ausweichen möchte und er mich dann sowieso verfolgt^^ Das Verhalten des Jungen mir gegenüber ist nur in den Pausen vorhanden, im Unterricht verstehen wir uns gut und er bittet mich auch regelmäßig mit ihm zu arbeiten. Versuche, ihn im Unterricht auf sein Verhalten in den Pausen anzusprechen, scheiterten bisher, da er mir ausweicht und dann weggeht und nicht mit mir reden möchte. Ich kann mir denken, dass sein Verhalten in den Pausen seine Art ist Aufmerksamkeit zu erlangen oder dass ihm das Verhalten eine gewisse Struktur bietet, allerdings geht es mir langsam gewaltig auf die Nerven. Ich sehe nun noch zwei Möglichkeiten, wie ich etwas daran ändern kann. Zum Einen könnte ich ihm im Unterricht sagen, dass ich aufgrund seines Verhaltens in den Pausen keine Lust habe, mit ihm zusammen zu arbeiten, oder ich fange an, ihn ebenfalls an Nase und Ohren zu ziehen ( nur angedeutet), wenn er wieder mal damit anfängt, in der Hoffnung dass ihn dies dazu bringt endlich damit aufzuhören. Was haltet ihr von meinen Ideen, die ich habe bzw. was könnt ihr mir noch raten? Danke schon mal für eure Antworten. ..
2 Antworten
Ich habe selbst in diesen Bereich Jahre lang gearbeitet. Ich kann dir nur raten, sollte er dies wieder tun, ihn mit Nichtbeachtung zu strafen, denn wie du schon richtig erkannt hast, sucht er zu dir Kontakt und Aufmerksamkeit. Wenn er dich dann wiederholt bedrängt, drehe ihm konkret den Rücken zu, also mit Körpersprache erreichst du sehr viel. Im Unterricht, solltest du nur sachlich mit ihm umgehen, keine Vertrautheit austauschen, eventuell einen anderen Schüler im Unterricht betreuen. So, dass er deutlich spürt, dass er sich falsch verhalten hat. wichtig ist Ausdauer zu zeigen, niemals schlechtes Benehmen übernehmen. Aber was ich mal gespielt habe, mit der ganzen Klasse, kommt natürlich auf die einzelnen Fähigkeiten der Schüler an, Rollenspiele, die Kinder sollten erraten, welche Erwachsener das Verhalten einzelner Schüler vorspielt und dies natürlich vollkommen übertrieben. Damals gab es großes Gelächter, die Schüler haben sich sehr schnell selbst erkannt. Viel Erfolg.
Vielen Dank für deine Antwort. Ich werde es in die Praxis umsetzen, einfach mal schauen, was passiert und mir den Vorschlag mit dem Rollenspiel in der Klasse im Hinterkopf behalten!
:)
Da du schreibst, dass der Junge geistig behindert ist, ist es schwer einzuschätzen was er versteht und was nicht. Auf jeden Fall ist es falsch mit dem Fehlverhalten zu antworten. Einzig, je nach intelektueller Fähigkeit, könnten man dies machen wenn man dies vorher deutlich sagt, "Schau mal was du mit mir machst, sag mir mal wie sich das für dich anfühlt." Dann ist damit ein Auftrag verbunden und auch deutlich gemacht, dass du es nicht machst weil du es gut findest, sondern damit er was daraus lernt. Besser ist Klarheit bewahren und deutliche Signale senden. Menschen mit einer geistigen Behinderung brauchen oft sehr deutliche Signale. Klare Worte: also nicht "Könntest du bitte aufhören" sondern "Hör auf, ich mag das nicht". Klare Gesten die dazu passen. Deutliche Mimik: die meisten Menschen neigen dazu wenn sie Kritik üben oder schimfen trotzdem freundlich zu schauen nach dem Motto ich bin nicht gefährlich. Man sollte auch nicht böse schauen, aber ernsthaft. Dann aber auch klares Handeln. wie du schon schreibst, umdrehen, weggehen. Auch Folgen spüren lassen wie du schon geschrieben hast. Wenn er in anderen Situationen den Kontakt zu dir will ein wenig auf Abstand gehen und ihm klar machen, dass du noch verärgert bist wegen dem Vorfall in der Pause. Gleichzeitig aber ganz wichtig! Menschen lernen über Lob und die Bestätigung dessen was sie richtig machen. Meist scheitert eine Verhaltensänderung daran, dass die Person zwar weiß was falsch ist, aber die Alternative nicht kennt. Das heißt du musst die Alternativen auch deutlich hervorheben und loben. Es muss ihm Spaß machen positiven Kontakt mit dir aufzunehmen. Das kann man auch in Rollenspielen üben. Da kannst du ihm auch eine Bandbreite von guten Kontaktaufnahmen beibringen.