Therapie abbrechen Angst vor Reaktion meiner Eltern?
Hallo ich hatte die Frage schnon gestern gestellt ( Situation hat sich geändert). Ich bin in einer Offenen Klinik und möchte gerne Abbrechen weil ich mit der Situation einfach nicht klar komme ich bin dort wegen Depressionen. Die Situation hat sich aber geändert ich fahre über das Wochenende nachhause und soll da mit meinen Eltern sprechen ob ich die Therapie abbrechen darf Also am Telefon haben mich meine Mutter und mein Vater angeschrien. Was soll ich machen wenn das am Samstag oder Sonntag schief läuft und keiner mit mir redet oder mich anschreit wie soll ich mich verhalten?
4 Antworten
Also am Telefon haben mich meine Mutter und mein Vater angeschrien.
Das ist ein Zeichen dafür, dass sie vollkommen überfordert sind.
Natürlich ist es furchtbar, wenn Eltern einen anschreien. Trotzdem brauchst du einfach eine Strategie, wie du damit umgehen kannst. Du bist zur Zeit in Behandlung, also gehe ich davon aus, dass du auf zusätzlichen Stress verzichten kannst und solltest. Obwohl ein direkter Kontakt zu deinen eigenen Emotionen ganz oben auf deiner Todo-Liste stehen sollte, wenn du deine Depressionen loswerden möchtest, hilft es im akuten Fall nur, dich emotional zu distanzieren. Das würde bedeuten, dass du deine Eltern schreien lässt und dir denkst: "Diese beiden Menschen, die mich gezeugt haben, sprechen mit sehr lauter Stimme. Sie tun das, weil sie nicht mehr weiter wissen und keine vernünftige Reaktion mehr finden. Im Endeffekt wollen sie wohl damit sicherstellen, dass ich überlebe. Hilfreich ist das Schreien aber ganz sicher nicht, denn es belastet uns alle sehr. Ich kann aber nicht ändern, was meine Eltern tun. Also höre ich ihnen zunächst zu und versuche trotz der total unangemessenen Brüllerei zu verstehen, was sie eigentlich wollen."
Puh, das bekommen auch gesunde Erwachsene kaum hin. So viel Vernunft und Zurückhaltung ist fast übermenschlich. Ich mache den Vorschlag nur, weil ich keine bessere Idee habe.
Bei solchen Konflikten hilft es, sich darauf zu konzentrieren, was eigentlich die Gemeinsamkeiten sind. An den Unterschieden reibt man sich sowieso nur auf. Ich gehe sehr davon aus, dass deine Eltern und du in diesen Punkten übereinstimmen:
- Das grundlegende Ziel ist es, dass du überlebst.
- Der Fernziel ist es, dass du ein zufriedenes und erfülltes Leben führen wirst und deine Eltern auch.
- Ihr wisst, dass der Weg dorthin lange und schwer ist.
- Heute könnt ihr die Probleme nicht vollständig lösen, aber ihr könnt eine Friedenspause einlegen und einfach ganz normal zu Abend essen und gemeinsam die Küche aufräumen - zur Not wortlos, aber kooperativ.
Wenn ihr das an vielen Tagen schafft und du in winzigen Schritten in die Richtung des Fernzieles kommt, wirst du es irgendwann geschafft haben. An manchen Tagen wird das nicht klappen und ihr schreit doch wieder rum. Betrachte diese Tage als schlimme aber nicht zu verhindernde Tiefpunkte. Die hat jeder Mensch. Auch körperliche Gesundheit ist kein statischer Zustand, sondern man pendelt dauernd zwischen erkältet, erkrankt und genesen hin und her.
Auch wenn deine Eltern "alles falsch machen" und ihre Entscheidungen nicht die besten sind, sind es zwei Menschen, die dich lange Zeit begleitet haben, aber sie sind weder Götter noch Helden. Dein Leben liegt nicht in ihrer Hand, sondern in deiner eigenen, und das wird auch so bleiben, wenn du älter wirst. Wenn alles gut läuft, begleiten Eltern ihre Kinder liebevoll, aber wenn es hart auf hart kommt (Blutkrebs, Depressionen, usw.) ist jeder Menschen leider ganz alleine.
Wenn du etwas Energie übrig hast, kannst du deine Eltern sich ausbrüllen lassen und dann fragen: "Wie kann ich heute euer Leben leichter machen?" Dann gibt es eine gewisse Hoffnung, dass sie etwas realistisches sagen. Falls sie mit einer Idee kommen wie "höre auf depressiv zu sein", kannst du nur mit den Schultern zucken und sagen, dass das leider nicht möglich ist, sonst hättest du das längst getan und nach einem realistischeren Weg fragen. Wenn es perfekt läuft und ihnen etwas einfällt, kommen sie vielleicht auf die Idee, dich das gleiche zu fragen.
Menschen, die in einer Partnerschaft und Familie zusammen leben, können sich gegenseitig das Leben leichter machen. Das ist so einfach, aber es ist immer noch magisches Geheimwissen.
Alles Gute! Lasse dich nicht zu sehr einschüchtern.
Bist du das Anschreien etwa noch nicht gewöhnt?
Was kann denn Schlimmeres passieren, was du nicht kennst?
Brich ab. Du musst niemanden erklären warum. Warum solltest du dich immer rechtfertigen müssen?
Falls du länger als 3 Monate in der Klinik bist, wird dir das später sowieso von anderen zum Vorwurf gemacht.
Wie wäre es damit schriftlich zu erklären warum du abbrechen willst und die Seite deinen Eltern zum durchlesen geben.
Aber Therapie-abbruch ist grundsätzlich keine gute Idee da müsste es auch wirklich triftige Gründe geben damit das Sinn macht.
Hi du! Ich habe sehr viel Verständnis für dich weil mein Bruder hat sich 2018 das Leben genommen aufgrund Depressionen. Deshalb bin ich bei diesem Thema sehr sensibilisiert.
Du bist ein Mädchen, stimmts? Also wenn du meine Schwester wärst würde ich sagen: Sch... doch auf die Alten! Wichtig ist, dass du dich gut fühlst!
Denk an dich und geh deinen Weg, egal wohin er dich führt! Wenn du jemanden zum quatschen brauchst, dann bin ich immer für dich da!
Ich heul grad ein bisschen...