Theodizee Ausarbeitung?

3 Antworten

Hallo lucy1921,

ich habe den folgenden Artikel gefunden - https://www.grin.com/document/139786 - wo Kapitel 2.2. Dinge aus der Sicht von Leibnitz angibt, die ein Verhalten Gottes mehr oder weniger "entschuldigen" oder "rechtfertigen" wollen.

Solche Ansätze findet man auch heute noch sehr häufig im Umfeld von Theodizee.

Leibnitz hatte versucht, eine Seele wie auch Gott mit seinem Monadenmodell zu beschreiben. Dieses Modell ist mir zunächst in einem ganz anderen Umfeld untergekommen - aber es war wieder da, wo ich selbst versucht hatte, Gottes Liebe zu beschreiben.

Heute vertrete ich das Modell der universalen Liebe als quasi Erweiterung und Spezialisierung des Monadenmodells, hergeleitet nur aus Aussagen zu Raum- und Zeitlosigkeit.

Man bekommt dabei ein Sein dargestellt, zu dem sich Aussagen formulieren lassen. Alle Seins sind eins. Ein Sein kann wegen Abwesenheit jeglicher Prozesse in Zeitlosigkeit nichts tun. Nichtsdestoweniger geht eine abstrakte Methodik, die keine Inhalte annehmen oder definieren kann: es geht von dem Sein nur etwas aus, etwas darf das Sein auch erreichen.

Letztgenannte Methodik trifft mit der Wahrnehmungsfähigkeit von Monaden zusammen. Die in meinen Augen wichtigere Methodik ist das, was von dem Sein ausgeht (im Angelsächsichen "coming across").

Jetzt machen wir es wie Leibnitz mit der Hyper-Monade Gott und bilden das Modell auf Gott ab. Gott wäre dann ein Sein - und das wäre es auch schon mit einer Allmächtigkeit. Gott hätte keinen direkten Einfluss auf irgendetwas, könnte nichts verändern - und damit wäre auch eine Theodizee begründbar.

Betrachten wir aber mal die Einheit mit Gott im Zusammenhang, dass wir als Menschen uns entscheiden, zu sein und damit die Aussagen des Seins in unserem Leben zu leben. Dann füllt sich die Methodik mit Inhalt, wo wir selbst Prozesse führen können.

Die Methodik des Seins bildet sich in der Einheit darauf ab, dass wir gleichermaßen für alle nur Fülle und größtmöglichen Freiheitsgrad schaffen. Das wäre Göttlich, denn wir haben Gott als ein Sein postuliert. Wir sind da zwar nicht Gott, aber wir führen die Eigenschaften Gottes mit und in uns.

Wir können etwas tun: z.B. um Risiken einszuschätzen, Gefahren abzuwehren, usw. Wir können Menschen in Not helfen, wie es gerade möglich ist. Und wir würden das im Sinne von Freiheitsgrad, den wir vergrößern oder zumindest bewahren wollen tun.

Die "Problematik" liegt in meinen Augen in der geglaubten durchaus raumzeitlichen Eigenschaft Gottes, wobei das eben eine Allmächtigkeit postuliert wird, die alle Naturgesetzen außer Kraft erachtet, um etwas bestimmtes zu erreichen. Da mag Leibnitz auch trotz seines Monaden-Asatzes festgehangen werden.

Erst die Verallgemeinerung löst dies auf und fokussiert von Gott als Persönlichkeit weg auf die Göttlichkeit von Menschen.

Göttlichkeit ist aber nicht selbstverständlich und hängt von der Attitute von Menschen ab. Dabei erlaubt Göttlichkeit jede Attitude im Sinne von Freiheitsgrad.

Mit vielen lieben Grüßen
EarthCitizen

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Roentghen  14.06.2022, 11:37

Na hoffentlich googelt der Lehrer diesen dannenen "Schülertext" nicht im Netz ...

und findest die Arbeit des Schülers dann hier.

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EarthCitizen20  14.06.2022, 11:44
@Roentghen

Ich kann den Text schon im Sinne von Leibnitz nachvollziehen. In der Zeit war ein Glaube an eine durchaus unbewusst raumzeitliche Persönlichkeit Gott prominent.

Wie hätte die Theodizee-Frage aufgelöst werden können, wenn es aus dem Glauben - auch wenn Gott sich als Monade darstellen ließe - einen erwarteten Handlungsbedarf Gottes gegeben hätte, der aber nicht beobachtbar war.

Es mag jetzt wie der durchgeschlagene Gordische Knoten anmuten, wenn man sagt, dass Gott gar nicht handeln könnte (und das wäre gegen so manchen Glaubensinhalt sowieso). Doch bleibt letztlich nur eine mögliche Modellierung, die Gott frei jeglichen Glaubens und damit universal beschreibt.

Der Lehrer darf einen Gedankengang in einer Schularbeit nicht verurteilen, weil dies vielleicht neu erscheint oder keinem gesellschaftlichen Paradigma oder Glaubensinhalten folgt. Der Gedankengang muss korrekt argumentieren - und vielleicht auch an der einen oder anderen Stelle sagen, wo etwas nicht geschlossen darstellbar ist.

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heikemargret  14.06.2022, 13:27
@EarthCitizen20

Schön, wenn meine Lehrer das damals gewusst hätten. Die haben neue oder ungewohnte Gedankengänge hemmungslos verurteilt.

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EarthCitizen20  14.06.2022, 14:24
@heikemargret

Man lehrt dann, wenn man einen Gedankengang im Raum stehen lässt und einge Guidance vermittelt, wie der Gedankengang plausibel und argumentativ vorgetragen wird.

Man indoktriniert, wenn man Menschen, die anderen Gedankengängen als dem eigenen folgen, abwertet.

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Hallo Lucy,

ich weiß nicht, ob Dir meine Antwort im Hinblick auf Deinen Aufsatz weiterhilft. Jedenfalls will ich Dir anhand der Bibel erklären, warum Gott Leid und Böses zulässt.

Zunächst einmal kann man feststellen, dass es gar nichts Schlimmes oder Böses gäbe, wenn Gott nicht vernunftbegabte Geschöpfe mit der Gabe des freien Willens ausgestattet hätte. Wären wir Menschen wohl glücklich, wenn Gott uns so erschaffen hätte, dass wir wie Roboter gehorsam sein müssten?

Auch Eltern wünschen sich Kinder, die ihnen nicht aus einem Zwang, sondern aus Liebe gehorchen. Gerade der freie Wille des Menschen schließt ja die Möglichkeit ein, Böses hervorbringen.

Warum aber hat Gott über eine so lange Zeit hinweg schlechtes Handeln zugelassen, ohne einzugreifen? Um das richtig zu verstehen, muss man in die Zeit zurückgehen, in der das Böse seinen Anfang nahm - kurz nach der Erschaffung des Menschen.

Als der Teufel die ersten Menschen zum Ungehorsam verleitete (siehe 1. Mose 3:1-5), wurde eine entscheidende Frage aufgeworfen: Hat Gott das Recht über uns Menschen zu herrschen? Den beiden ersten Menschen wurde von Satan sittliche Autonomie angeboten, indem sie für sich das Recht beanspruchen sollten, selbst zu entscheiden, was gut und was böse wäre.

Er stellte Gott in gewisser Weise als Lügner hin, in dem er indirekt behauptete, den Menschen ginge es besser, wenn sie sich von Gott unabhängig machten. Der Teufel sagte gewissermaßen, die Menschen brauchten Gott nicht als Herrscher, sie könnten doch viel besser selbst darüber entscheiden, was richtig und falsch ist.

Außerdem behauptete er, Menschen würden Gott nur dann dienen, wenn sie Nutzen daraus hätten und nicht aus Liebe und Dankbarkeit für das, was sie alles von Gott empfangen hatten. Hier traten wichtige Streitfragen auf, die ungeklärt im Raum standen. Wie Gott nun vorging, könnte man durch eine Veranschaulichung umschreiben.

Nehmen wir einmal an, ein Lehrer steht vor seiner Klasse und erklärt, wie eine schwierige Aufgabe zu lösen ist. Einer der Schüler behauptet frech, der Lösungsweg des Lehrers sei der falsche und er kenne einen besseren . Einige Schüler glauben der Behauptung des Mitschülers und stellen sich auf seine Seite.

Was wäre wohl erreicht, wenn nun der Lehrer die Besserwisser aus der Klasse schickt? Könnten die übrigen Schüler nicht daraus schließen, das der Störenfried vielleicht doch Recht hat? Es könnte der Eindruck entstehen, der Lehrer fürchte sich davor, dass sich sein Lösungsweg als falsch herausstellt. Was wäre, wenn der Lehrer den Besserwisser zeigen ließe, wie er die Aufgabe lösen würde?

So in etwa könnte man umschreiben, wie Gott mit den aufgeworfenen Streitfragen umging. Er ließ die Menschen, die der Meinung waren, ohne ihn besser zurecht zu kommen, gewähren und gab ihnen die Freiheit, eigene Herrschaftsformen auszuprobieren.

Auch ließ Gott zu, dass sie unwissentlich unter die Gewalt eines unsichtbaren Herrschers, Satans des Teufels kamen. So heißt es nämlich in der Bibel: "Die ganze Welt liegt in der Macht dessen, der böse ist (1. Johannes 5:19).

Kommen wir noch einmal auf den Lehrer in der Veranschaulichung zurück. Er weiß zwar, dass der Besserwisser und seine Mitstreiter im Unrecht sind, allerdings weiß er auch, das es für die gesamte Klasse am besten ist, wenn er ihnen Zeit einräumt, damit sie Ihren Standpunkt beweisen können.

Wenn ihr Lösungsweg scheitert, wird die übrige Klasse einsehen, dass der Lehrer am besten geeignet ist, die Klasse zu unterrichten. Außerdem wäre es dann verständlich, wenn der Lehrer zukünftig Störungen dieser Art nicht mehr dulden würde.

In ähnlicher Weise behauptete Satan, seine Herrschaft sei die bessere und würde den Menschen größeren Nutzen bringen. Gott räumte nun dem Satan und seinen irdischen Gefolgsleuten Zeit ein, damit deutlich würde, welche Herrschaftsform tatsächlich die bessere wäre.

Um noch einmal auf die Veranschaulichung zurückkommen.Was würde der Lehrer vernünftigerweise nicht tun? Er würde dem Besserwisser nicht den Mund verbieten und auch nicht bei seinem Lösungsversuch helfen. Er gibt ihm Zeit, seine eigene Lösung zu entwickeln und vorzutragen.

Auch Gott hat beschlossen, zwei Dinge nicht zu tun: Erstens hielt er Satan und seine Anhänger nicht davon ab, zu beweisen, dass ein Lebensweg unabhängig von Gott der bessere ist. Dazu musste er ihnen allerdings die nötige Zeit einräumen.

Inzwischen sind tausende von Jahren vergangen, in denen der Mensch Gelegenheit hatte, die verschiedensten Herrschaftsformen auszuprobieren. Trotzdem nehmen Leid und Ungerechtigkeit, Verbrechen und Kriege immer mehr überhand. Es tritt inzwischen deutlich hervor, dass die unsichtbare Herrschaft des Satan über den Menschen gescheitert ist.

Zweitens wird er Satan und seine Unterstützer nicht dabei helfen, über diese Welt zu herrschen. Was wäre damit erreicht, wenn Gott die Folgen seiner Herrschaftsweise, z. B. Verbrechen und Kriege, verhinderte? Würde er letztendlich damit nicht die Rebellen unterstützen und zu dem Gedanken verleiten, es gehe auch ohne Gott?

Gott hat jedoch gleich zu Anfang kundgetan, dass er das Leid nur eine bestimmte Zeit dulden würde, und zwar nur so lange, bis die Streitfragen zweifelsfrei geklärt wären. Gemäß Apostelgeschichte, Kapitel 17, Vers 31 hat er bereits "einen Tag festgesetzt, an dem er die bewohnte Erde in Gerechtigkeit richten wird". Gott ist in der Lage alles Leid und seine Ursachen vollständig und für immer zu beseitigen und er wird genau das tun!

Auch vergangenes Leid wird er gemäß der Bibel wiedergutmachen. Das wird er durch die Herrschaft seines Sohnes, Jesus Christus, erreichen. Darauf können wir uns heute schon freuen. Nach dem, was in der Bibel steht, ist die Zeit nicht mehr fern!

LG Philipp

Warum hat Gott so eine Welt geschaffen?

Warum würde ein unendliches Wesen eine Welt schaffen, die großteils nur Leid und Dummheit hervorbringt, weswegen es für mich keinen Sinn macht an Gott zu glauben (es sei denn Gott ist ein Sadist)

 

In der Vorstellung des Pantheismus ist Gott der Geist des Universums, der das Universum als Ganzes und insbesondere die lebendige Natur bewusst erlebt und gestaltet. Kraft seines Bewusstseins ist die Welt entstanden, und dabei hält er sich nicht irgendwo im Himmel auf, getrennt von der Welt, sondern er ist mit der Welt identisch. Die lebendige Natur ist darin der Leib Gottes.

Die Welt ist kein fertiges, vollendetes Gebilde, sondern sie befindet sich in stetiger dynamischer Entwicklung. Dem göttlichen Geist mag wohl eine vollkommenere, für ihre Bewohner weitaus angenehmere Welt vorschweben, aber diese Welt muss erst entstehen, und zwar im Wechselspiel von gut und schlecht, liebevoll und böse. Erst ein solches kontroverses Geschehen erzeugt Gefühle und ermöglicht Einsichten für die positive Entfaltung.  

Die dem Leben ausgesetzten Individuen mit physischem Leib haben existentielle Erlebnisse, sammeln dadurch Erfahrungen und lernen daraus. Das ist es, was die Welt im Geistigen lebendig macht. Im Leben und Erkennen können sich die Menschen kraft eigener Vernunft weiterentwickeln und damit zur Vervollkommnung des Ganzen beitragen.

Das Leben als solches und auch der stets unvollkommene Zustand der Welten bringen aber Härten und Leiden für diejenigen mit sich, die sich darin befinden. Wenn sie die weitere Entwicklung positiv mitgestalten möchten, so können sie aus ihren schlechten Erfahrungen und Fehlern lernen und vieles Leiden überwinden. Aber es ist ein fortlaufender Prozess: Immerwährende Freiheit vom Leiden wird es nie geben, außer vielleicht nach dem Tode und vor der Geburt, wenn man nur als Geist existiert und vom körperlichen Leiden befreit ist.

 

Das Leiden gehört zum Leben dazu. Es ist unvermeidlich mit dem Leben verbunden. Aber zum Ausgleich lebt man ja. Ohne Leben (und Leiden) wäre alles sehr langweilig.

Das Böse kommt nicht von Gott, sondern von den irregeführten Menschen, die sich nicht an Gottes Regeln halten.

Am Leiden und am Bösen ist Gott daher nicht schuld, und er ist auch nicht dafür verantwortlich.