Teenager ausser Kontrolle, NICHTS HILFT.

4 Antworten

Ich möchte mal eine andere Perspektive einbringen.


Ich wurde teilweise von meiner Familie ähnlich gesehen, wenn auch nicht so extrem wie bei Euch. (Ich habe nichts gestohlen etc.). 

Mein Problem war, dass ich in der Schule gemobbt wurde, nach Hause kam und mir meine Familie die gleichen Vorwürfe machte (zu dick, nicht "jugendlich" genug, schlechter Musikgeschmack, falsche Hobbys). Da ich in der Schule gemobbt wurde (und zu Hause "heimlich" auch von meinem Stiefvater), war ich extrem empfindlich. Sah ich mehrere Familienmitglieder irgendwo sitzen und lachen, nahm ich an, dass sie über mich lachten. Wurde ich korrigiert, entfachte ich eine Riesendiskussion, in der festen Annahme, dass ein Eingestehen meines "Versagens" kompletten Gesichtsverlust zur Folge hätte. Wir habe bspw. mit der Familie gebowlt, ich war sehr schlecht (wenig Talent, keine Anleitung) und wurde immer schlechter, weil ich mich nicht auf das Spiel konzentrierte, sondern auf die Scham des Versagens etc.


Daher möchte ich Dir raten: Hört auf mit der Strenge! Strenge führt dazu, dass sich Betroffene noch mehr zurückziehen, dass sie sich alleine, missverstanden fühlen und ggf. eher noch den Freunden glauben, die ihnen Rückhalt und Geborgenheit in der Gruppe geben!

Stattdessen möchte ich empfehlen, dass einer von Euch, dem sie am meisten vertraut - ggf. auch ein entfernterer Verwandter: Oma, Opa, Tante, Onkel etc.  oder ein Patenonkel/ Patentante, Nachbar, Freund der Familie, Eltern früherer Freunde, denen sie vertraut etc. - mit ihr ein Gespräch führt.

Das Gespräch sollte unbedingt anfangen mit Verständnis!!!

Lasst sie sich "auskotzen", lasst sie beschreiben, was IHR alles falsch macht, wie ungerecht ihr seid, wie wenig ihr sie wertschätzt, liebt etc.

Auch, wenn sie das vor Euch sagt oder ihr es mitbekommt, versucht NICHT, ihr Eure Sicht zu vermitteln (denn dann würde sie hören "Du bist im Unrecht!"). Versucht stattdessen, Euch in sie hineinzuversetzen, ihren Standpunkt nachzuvollziehen, entschuldigt Euch ernsthaft (nicht "es tut mir Leid, dass du so empfindest" sondern "es tut mir Leid, dass ich dies und jenes gesagt/ getan habe, mir war nicht bewusst, wie sehr es Dich verletzt!").

Geht auf sie zu. 

Fragt sie, was IHR für sie tun könnt, damit sie sich von euch angenommen und unterstützt fühlt, erstellt vielleicht einen Plan dafür und gebt euch damit auch Mühe!

Im Gegenzug sagt ihr, was ihr von ihr erwartet, aber nicht im fordernden Ton. Also etwa "Du weißt sicher, dass wir langfristig möchten, dass du mit dem Stehlen und den Drogen aufhörst. Wir wissen, dass das für dich schwierig ist, weil du jetzt erst mal süchtig bist und ein Entzug schwer wird. Wir wissen, dass sich Gewohnheiten schwer ablegen lassen. Wir geben Dir Zeit, möchten aber, dass Du - mit einem Therapeuten etc. - kleine Ziele vereinbarst, an denen du arbeitest. Wenn es nicht sofort klappt, ist das nicht schlimm, aber bitte sei ehrlich. Rede mit uns, wenn du Geld brauchst! Rede mit uns, wenn Du scheibe gebaut hast. Wir werden Dich unterstüzen, für Dich da sein, dich nicht verurteilen!" - etwas in der Art.


Akzeptiert, dass es ihr SEHR schwer fallen wird, mit alten Gewohnheiten zu brechen!

Sagt Ihr, dass ihr ihr auf jeden Fall Liebe zeigen wollt, aber sie diese vielleicht missversteht (vielleicht tut ihr das auf eine Weise, die sie nicht als Liebe ansieht zur Zeit). Bittet sie, daran zu arbeiten, genauso viel Vertrauen zu ihr wie zu ihren Freunden zu haben!

Jetzt der schwerste Teil: Verurteilt ihre Freunde nicht!

Fragt sie stattdessen detailiert, aber vorurteilsfrei nach ihren Freuden: Wie heißen sie, was machen sie, was macht sie zu guten Freunden. Hört genau hin und versucht, die begehrenswerten Eigenschaften der Freund - Zusammenhalt, Freundschaft, Unterstützung, "Liebe" - mehr von der Familie kommen zu lassen, so dass sie diese Freunde nicht braucht, vor allem nicht, wenn es eben die Drogenlieferanten/ -konsumenten sein sollten.

Akzeptiert aber, dass das Zeit braucht.


UNBEDINGT: Akzeptiert ihre Gefühle, auch wenn ihr sie gerade nicht nachvollziehen könnt.

Wenn es schwer fällt, dass Ihr mit ihr redet, versucht jemand anderen als Ansprechpartner für sie zu finden (s.o. andere Verwandten etc.). Gebt Ihr Nummern von Hotlines, die sie im Notfall anrufen kann usw.

Versucht nachzuvollziehen, dass nicht sie das Problem IST, sondern dass sie ein Problem HAT und dass es einen Grund gibt, warum sie nicht an erster Stelle Euch vertraut.


Oft wird oder wurde (?) in solchen Fällen gefordert, dass die Familie "hart" bleibt und harte Regeln einführt, ggf. das "Kind" alleine lässt. Das Kind ist aber auch nach dem Entzug noch das Kind Eurer Eltern und Deine Schwester, und wenn sie dann vor dem Entzug gelernt hat, dass ihr sie ablehnt/ nicht liebt (in ihren Augen durch diese strenge Behandlung), wird sie diese Haltung ggf. nach dem Entzug nicht ändern.

Es hilft sehr, ernsthaft Gefühle zu "spiegeln", also zu sagen "dir geht es jetzt scheibe" oder "du bist in einer miesen Situation und für mich wäre die auch nicht leicht zu bewältigen". Dadurch versteht ihr sie besser und sie fühlt sich angenommen. Statt zu fordern, versucht zu formulieren oder direkt zu fragen, was gerade schwer für sie ist und versucht, eine echte Hilfe zu sein, also nicht "da musst du jetzt durch, hättest mal nicht mit den Drogen anfangen sollen!" sondern "wir müssen mal überlegen oder uns erkundigen, wie wir die Situation (Entzug und Zurückgewinnen des Vertrauens auf beiden Seiten) einfacher für Dich machen können. Kannst du dir vorstellen, was dir helfen könnte?".

Macht Euch klar, dass Ihr Euch gegenseitig, Eure Freunde, Kollegen etc. habt, sie aber außer den jetzigen Freunden niemanden (besonders, wenn ihr sie "verstoßt" in eine andere Wohnung etc.). Versucht daher nicht, ihr die Freunde madig zu machen, denn die scheinen gerade das Einzige zu sein, dass für sie einer Familie nahe kommt. Versucht stattdessen, ihr Gefühle zu vermitteln, die sie dazu bringen würde, Euch wieder an diese Stelle zu setzen.

Akzeptiert, dass sie auf dem Wege viele, viele Fehler machen wird.

Macht Euch klar, dass es ihr jetzt und auch auf dem Weg in ein besseres Leben sehr schlecht gehen wird und sich das ggf. in unerwünschtem Verhalten äußern wird. Macht Euch klar, dass sie sich vermutlich am schlimmsten fühlt, wenn sie "schwierig" ist, das aber nicht in einer Weise äußern kann, die für Euch nachvollziehbar ist. 

Fragt sie immer wieder offen und verständnisvoll nach ihren Gefühlen und akzeptiert diese, sagt ihr nicht, das ihre Gefühle unangemessen sind.


Bringt sie im Idealfall mit Liebe und Verständnis dazu, aus eigenem Willen mit den Drogen aufhören zu wollen. Das kann lange dauern und mehrere Anläufe erfordern, die man ihr zugestehen sollte.

Unbedingt das Jugendamt einschalten. Ihr könnt nicht zusehen, wie sie endgültig unter die Räder kommt.

wie alt ist sie


lostsoul1 
Beitragsersteller
 09.08.2014, 23:48

16 bald 17

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babyos  09.08.2014, 23:52
@lostsoul1

ich kann verstehen, wie verzweifelt ihr seid, es ist auch schwer - sie nimmt drogen, deine eltern sollen sie zwangseinweisen lassen, klingt hart, aber es ist eine gute möglichkeit, nicht einfach so, vorher mit einem arzt besprechen, wo eine psychatrie für drogenabhängige ist. alles gute und ermutige deine eltern zu konsequentem handeln

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schnappi1234  10.08.2014, 00:02
@babyos

das könnte ein vorübergehende aber wirksame Notlösung sein. Ich hoffe dann,das sich nicht alles über Stunden auf der Straße abspielt und der Arzt einen Rückzieher macht oder die Polizei Muffensausen kriegt!

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babyos  10.08.2014, 00:11
@schnappi1234

das wird nicht passieren, da sie minderjährig ist - während ihres aufenthaltes in der klinik, können deine eltern mit dem behandelnden arzt dort die nächsten schritte besprechen

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lostsoul1 
Beitragsersteller
 10.08.2014, 00:15
@babyos

wie bekommt man die überhaupt in die klinik, dahin würde sie niemals hingehen!

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babyos  10.08.2014, 00:20
@lostsoul1

zwangseinweisung, das sollen deine eltern mit eurem hausarzt besprechen

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babyos  10.08.2014, 00:24
@babyos

wenn sie für sich oder andere zur gefahr wird, kann man auch den notarzt rufen, dann wird sie mitgenommen, auch wenn sie nicht will. ich weiss es klingt sehr hart, aber es ist zu ihrem besten

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schnappi1234  10.08.2014, 11:19
@babyos

Damit hast wohl Recht,also ein kleiner Vorteil für die Familie!

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lasst die doch einfach sitzen, und schaut zu wie sie sich in ihrer dreckigen Situation kringelt und versucht sich da rauszuziehen. Lasst sie einfach alleine