Sumatrabarbe Unterschied zu Fünfgürtelbarbe?

1 Antwort

Nein, sie sind nicht gleich. Die Sumatrabarbe hat 4 senkrechte Streifen, die Fünfgürtelbarbe hat 5. So sind sie jederzeit leicht zu unterscheiden. Außerdem gibt es die Fünfgürtelbarbe nur in der Naturform, von der Sumatrabarbe gibt es diverse Farbzuchten von der Moosbarbe bis zum Albino.

Die Fünfgürtelbarbe ist im Körperbau auch zarter und schlanker, verhält sich deutlich ruhiger und beißt meines Wissens nicht in fremde Flossen.

Leider gibt es extreme Verwechslungsgefahr zwischen Fünfgürtelbarbe und Sechsgürtelbarbe. Sie sind fast identisch, aber eine der beiden Arten hat einen kleinen, schwarzen Fleck unter dem hinteren Ende der Rückenflosse. Welche Art das ist, wird unterschiedlich bewertet. Jedenfalls ist der Fisch im Handel fast ausnahmslos immer ohne schwarzen Fleck.

Zumindest in Nordamerika ist man der Ansicht, dass Art mit schwarzem Fleck die Fünfgürtelbarbe Desmopuntius pentazona ist, während die Art ohne diesen Fleck die Sechsgürtelbarbe D. hexazona ist. Warum bei der Art ohne Fleck ein Streifen mehr gezählt wird, weiß ich nicht. Mir liegen auch nicht die Erstbeschreibungen vor, um das zu prüfen. Bei Aquarium Glaser bewertet man das jedenfalls andersrum als bei den Kollegen aus Nordamerika. Dort ist die Art mit schwarzem Fleck D. hexazona und die Art ohne schwarzen Fleck ist D. pentazona.

https://www.seriouslyfish.com/species/desmopuntius-pentazona/

https://www.seriouslyfish.com/species/desmopuntius-hexazona/

https://www.aquariumglaser.de/fischarchiv/desmopuntius_hexazona_wild_de/

https://www.aquariumglaser.de/fischarchiv/desmopuntius-pentazona/

Vielleicht werden wir irgendwann erfahren, wer recht hat.

Es gibt eine ganze Anzahl senkrecht gestreifter, kleiner Barbenarten in Asien. Auf den ersten Blick unterscheiden sie sich durch die Zahl, Anordnung und Form der dunklen Streifen. Die aquaristisch bekanntesten Arten sind die Sumatrabarbe (siehe unten), die Fünf- oder Sechsgürtelbarbe (oben) und die Rhombenbarbe (Desmopuntius rhomboocellatus).

Zum Teil sind sie eng verwandt, zum Teil auch nicht so eng verwandt. Wegen mehrerer Umbenennungen muss man da sogar bei den wissenschaftlichen Namen aufpassen. In den letzten Jahren hat sich vor allem in Asien viel getan. Viele Arten wurden wissenschaftlich neu bearbeitet. Erfreulicherweise unter maßgeblicher Beteiligung einheimischer Ichthyologen. Früher wurden Tiere gesammelt, in Formalin konserviert, mit einem Beipackzettel mit oft unpräziser Fundortangabe, einer oft vagen schriftlichen Beschreibung und oft unpräzisen Zeichnungen versehen und nach Europa oder Nordamerika verschifft. Dort wurde dann anhand der konservierten, toten Tiere, der Beipackzettel und der Zeichnungen die wissenschaftliche Artbeschreibung erstellt. Mehr als ein Lichtmikroskop hatte man nicht und Details, die bei der Konservierung verloren gingen und in der Zeichnung nicht erkennbar waren, konnten nicht beschrieben werden. Daraus und aus der sehr großen Zahl gleichzeitig importierter, neuer Arten ergab sich, dass oft vereinfachend zusammengefasst wurde, was überhaupt nicht zusammengehört. So entstand für alle kleinen Barben (wenn sie keine Bärblinge waren) weltweit die Sammelgattung Barbus. Später erhielten die asiatischen, kleinen Barben die Gattung Puntius, die immernoch eine Sammelgattung war. Diese Sammelgattung wird seit vielen Jahren immer weiter auseinandergenommen und für einzelne Artgruppen werden neue Gattungen aufgestellt. Möglich wird das, weil heute oft lebende oder frischtote Tiere untersucht werden können und die Labortechnik riesige Fortschritte gemacht hat. Genanalyse ist heute gängige Praxis, wenn es darum geht, Verwandtschaftsverhältnisse aufzuklären.

Der Fisch, den wir in der Aquaristik als Sumatrabarbe kennen, war über viele Jahrzehnte Opfer einer Verwechslung. Wo die Tiere, die die Basis aller aquaristischen Zuchtstämme dieser Art gebildet haben, gefangen wurden, weiß leider niemand, das war die Basis der Verwechslung. Sie wurden über Jahrzehnte völlig ohne frisches Blut durch weitere Wildfänge vermehrt. Es gibt aus Sumatra die Art Puntigrus tetrazona. Der auffällige, optische Unterschied zu "unseren" Sumatrabarben ist, dass Puntigrus tetrazona IMMER SCHWARZE Bauchflossen hat und unsere Sumatrabarben IMMER ROTE (außer bei völlig pigmentfreien Albinos) Bauchflossen haben. Irgendwie hat das lange niemand bemerkt oder bemerken wollen. Was wohl auch damit zu tun hat, dass die meisten Autoren von Aquaristikbüchern lieber gegenseitig voneinander abschreiben, als sich die wissenschaftlichen Erstbeschreibungen anzusehen. In der Vor-Internet-Zeit hat es die Sache natürlich extremst vereinfacht, wenn man nicht extra zu einem Archiv z.B. in Amerika reisen musste.

Nach einigem Hin und Her, kam des Rätsels Lösung. Unsere Sumatrabarbe lebt nicht auf Sumatra und die echte Puntigrus tetrazona von Sumatra gibt es bisher nur im absoluten Ausnahmefall im Aquaristikhandel. Unsere Sumatrabarbe kommt aus Singapur und dem Grenzgebiet zu Malaysia und heißt Puntigrus anchisporus. Ob das wirklich das letzte Wort ist, steht noch nicht fest. Zur Zeit ist es jedenfalls die gültige Lehrmeinung, dass unsere Aquariumfische mit denen, die in Singapur wild leben, identisch sind und somit deren Namen tragen.

Das ist die echte P. tetrazona: https://www.aquariumglaser.de/fischarchiv/barbus_puntius_tetrazona_blackfin_de/


Dasye 
Beitragsersteller
 15.11.2020, 22:03

danke

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