Stirbt der österreichische Dialekt aus?

9 Antworten

Die Frage ist falsch gestellt:
Wäre die Frage: "Stirbt der Dialekt in Österreich aus?" oder "Sterben DIE österreichischen Dialekte aus?", wäre die Sache schon klarer.

Dazu eine Information für Nichtösterreicher: Der Österreicher spricht nicht ENTWEDER Dialekt ODER Hochsprache, nein, er mischt die Sprachebenen von Mal zu Mal, oft im gleichen Satz mehrmals hin und zurück. Das nennt man:
https://www.wikiwand.com/de/Dialekt-Standard-Kontinuum

Außerdem werden die Dialekte in Österreich folgenden Sprachräumen zugeordnet: • Dem Alemannischen in Vorarlberg und Teilen Tirols, • Dem Mittelbairischen (ja i, nicht y) in Sbg, OÖ, NÖ, Wien, der Stmk. und dem Bgl. und • Dem Südbairischen in großen Teilen Nordtirols, Osttirols und Kärntens.
Aber auch dabei ist Vorsicht geboten, die (angeblich) bairischen Dialekte haben mit dem, was in Bayern gesprochen wird nicht unbedingt was zu tun, waren bei der Besiedlung des Ostalpenraums neben den Baiern ja auch maßgeblich die Franken beteiligt, was man an den -ui-Dialekten in NÖ, Bgl. und der Stmk. (Hoanzisch) erkennen kann.

Die große Gefahr für die Dialekte in Österreich sind NICHT die bösen Wiener, die hinausgehen und mit ihrer Diktion missionieren, nein das ist hauptsächlich das Fernsehen, ihr wisst schon: RTL, SAT1, ... , (die öffentlichrechtlichen Deutschen Sender muss man da außen vor lassen), deren "Einheitspreußisch" schon viel Böses hier angestellt hat, wobei das hier ja nur nachgeäfft wird, das ist das Allerdeppertste.

Ich gehöre hier im Osten des Sprachraums zu Denjenigen, die sich für eine möglichst große Vielfalt im Deutschen Sprachraum bemühen (Deutsche Idiome willkommen!) und GEGEN ein (angebliches Einheits-) Hochdeutsch einsetzen. Auch wir Österreicher haben "unser " Hochdeutsch - Hört einmal Ö1!
http://oe1.radio.at/

Viel Spaß beim Kennenlernen!



OlliBjoern  25.05.2017, 23:31

Danke, sehr interessant. In der Steiermark war ich mal.
Das "Hianzisch" kannte ich noch nicht.

mittelhochdeutsch uo > ua im Bairischen ("muada")
aber uo > ui im Hianzischen ("muida")

Wieder was dazugelernt. :)

Ich bin auch für die regionale Bewahrung der Eigenheiten.
In "unserem" Dialekt (Moselfränkisch) gibt es auch ein paar Vokalverschiebungen.

Diphthongierungen
ich > aisch
du > dau

aber auch Monophthongierungen
ei > ää (oder ee)
er heißt > er hääscht
Stein > Schtään

und manchmal seltsame Wörter unklaren Urspungs ("sier" = schnell), und französische Lehnwörter. ("lô" = dort, vgl. frz. là, "me" = aber, vgl. "mais" usw.) Und Ähnlichkeiten zum Luxemburgischen.

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Kneisser  25.05.2017, 19:33

Danke MrCrow667 !

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MrCrow667  25.05.2017, 19:38
@Kneisser

Moment, da fehlt noch ein Danke für deine Mühe. So, jetzt passts. ^^ 

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Sprache/Dialekt kann nicht wirklich aussterben. Aber es ist nichts, was fest steht. Es entwickelt sich, bzw. verändert sich immer mit der Zeit.

Und den österreichischen Dialekt gibt es gar nicht. Aber ich sag mal, ein Kärntner, oder Wiener heute, spricht anders, als ein Kärntner/Wiener vor 200 Jahren.

Und in weiteren 200 Jahren, werden sie wieder anders sprechen.

Vor 200 Jahren, sind die Menschen, auch nie aus ihrer Region, heraus gekommen, und niemand kam, von außen dazu. Das ist heute ganz anders.

Das Leben ist Veränderung.


OlliBjoern  25.05.2017, 23:14

Ok, österreichische Dialekte werden so schnell nicht aussterben, das stimmt natürlich.

Allerdings: Sprachen können sehr wohl aussterben, das kann man in vielen Teilen der Welt beobachten (in Australien sterben Sprachen der Aborigines aus, in Nord- und Südamerika sind viele Sprachen der Indianer/Indios bedroht, in Russland sind zahlreiche Sprachen schon ausgestorben (z.B. die meisten der jenissejischen Sprachen), andere sind bedroht (z.B. die beiden Sprachen Khanty und Mansi, die mit dem Ungarischen verwandt sind).

Auch in Deutschland gibt es den Effekt der Verarmung an Dialekten (früher wurde an der Weser Niederdeutsch gesprochen, heute kann man z.B. in Hameln fast nur noch Hochdeutsch hören).

Und ja, das ist alles in Veränderung.

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Nein. Durch die relativ hohe Zahl der Sprecher und durch den Nationalstaat, der hinter dem Dialekt steht, ist das Österreichische recht stabil. 

Sicher, bei jüngeren Generationen schleift sich manches ab. Der Einfluss der deutschen Medien ist schon vorhanden. Aber die Selbstbehauptungskräfte sind da. Das zeigt z. B. die Musikszene.

Unsere Freunde werden also noch lange sagen: "Dös geht sich aus" (für Deutsche völlig unverständlich), "Paradeiser", "Topfen", "Schlagobers" oder "Sie rittern um den Sieg." Und das ist auch gut so.

Welchen meinst du genau? Es gibt einige. Einige sind noch weit verbreitet, andere, vor allem ältere verschwinden langsam, das ist eine ganz natürliche Entwicklung.

Teils teils, man merkt es tw extrem bei Gymnasiasten, die reden oft wie Deutsche, berufsbildenden Ausbildungen ist es besser.

Eine Zeit lang war auch dieser "schön sprechen" Wahnsinn extrem in Mode, das hat viel zerstört.