Stimmt diese Aussage: Ein Studium Informatik/Maschinenbau verlangt keine Intelligenz ab , sondern in erster Linie Ausdauer, Belastbarkeit etc?

10 Antworten

Von Experte notting bestätigt

Ich würde nicht sagen "keine", aber weniger, als manche Menschen vielleicht glauben.

Intelligenz ist aus meiner Sicht die Fähigkeit, Zusammenhänge zu erkennen und diese Zusammenhänge auf neue Aufgaben anzuwenden. Der normale IQ gibt die durchschnittliche Intelligenz an und umfasst Teilgebiete wie Sprache, Mathematik/Logik... Man kann also auch mit durchschnittlicher Intelligenz eine gewisse Begabung für Mathematik (oder zumindest einem Teilbereich) haben.

Eine hohe Intelligenz mag das Studium vereinfachen, weil man Dinge schneller versteht und weniger lernen muss - aber sie ist keine Voraussetzung.

Vieles im Studium ist tatsächlich lernen - und da ist ein gewisses Eigeninteresse (=intrinsische Motivation) vorteilhaft.

Und später im Beruf setzten Ingenieure und Informatiker hauptsächlich gelerntes Wissen um... Nur wenige werden das bekannte Wissen wirklich signifikant erweitern. Für eine gute Umsetzung ist einiges an Basiswissen notwendig, zusammen mit etwas Kreativität.

Ich habe das zwar nicht studiert, könnte mir aber
vorstellen, dass man eine gewisse Menge von dem
braucht, was ein Kollege mal "geistige Kapazität"
nannte. Also wohl eine Mischung aus Intelligenz und
der Fähigkeit, schwierige Einzelheiten im Kopf
"zusammenzuführen".

Es gibt manche Menschen, die meinen, dass das Durchhaltevermögen wichtiger ist als die Intelligenz. Ich denke, es braucht ein Mindestmaß von Beidem. Studierende, bei denen auf den ersten Blick schon Hopfen und Malz verloren ist, gibt es selten, aber es gibt sie. Bei den meisten Abbrecher*innen ist es aber so, dass sie es schon hinbekommen würden, wenn sie mehr arbeiten als sie für das Fach aufwenden wollen oder können. Die suchen sich dann etwas, was für sie funktioniert.

Bevor hier jemand kommt und sagt „geht nicht gibt’s nicht“: Ich kannte z.B. mal jemanden, der war nicht in der Lage, eine Zeile Programm korrekt abzuschreiben. Selbst, wenn man ihm etwas diktiert hat, hat er das on-the-fly verschlimmbessert. Aus „(f a b)“ (das ist korrektes Lisp) wurde etwas wie „f (a) (b)“ (komplett andere Bedeutung in Lisp). Er war nett, darum haben Freunde versucht, ihm zu helfen, aber es ging einfach nicht. Die korrekte Erstellung eigener Programme war für ihn dann natürlich komplett außerhalb der Reichweite.


se32on 
Beitragsersteller
 15.09.2024, 11:35

Und selbst wenn man viele einfache Programme schafft, manchmal kommt die Klausur schwer.

Also anspruchsvolle Aufgabe, die man nicht gut löst. Dann versagt man.

W00dp3ckr  15.09.2024, 11:44
@se32on

Ja, das ist auch eine Schwierigkeit: Sich Transfer trauen. Ob Du das kannst, musst Du selbst ausprobieren.

Den Satz von Stokes - um bei deinem Beispiel zu beleiben - kann man sowohl begreifen wie auch verstehen, wenn man nicht überdurchschnittlich intelligent ist.

Man muss sich mit einer überdurchschnittlichen Intelligenz vielleicht nicht drei Stunden, sondern bloß 20min damit befassen, bis es Klick gemacht hat.

Ein Studium der Ingenieurswissenschaften oder auch Physik besteht größtenteils aus dem Wiedergeben von Zusammenhängen, die man allesamt erlernen kann. Es macht aber einen riesengroßen Unterschied aus, ob man die Schrödingergleichung als Herr Schrödinger findet oder diese bloß lernt oder anwendet. Und so meine ich, dass man als jemand mit unterdurchschnittlicher Intelligenz zwar ein Studium locker hinbekommt, aber eben nicht in der Lage ist, in der Ersten Reihe der Wissenschaft mitzuspielen. Man muss aber auch nicht traurig sein, wenn man dies nicht erreicht.

Mir fällt in den Zusammenhang immer ein:

Hard works beats talent, when talent doesn't work hard.

se32on 
Beitragsersteller
 15.09.2024, 15:29

Meinst du, dass jeder mit Abitur Ein Studium der Ingenieurswissenschaften oder auch Physik schaffen kann? mit Harter Arbeit? Note 2.5? Und dann Erfolg im Berufsleben?

Sie verdrehen meine Aussage. Meine Antwort bezog sich allgemein auf MINT-Fächer und den Mathematik-Teil, nicht auf konkrete Studiengänge . Außerdem schrieb ich nicht, dass keine Intelligenz nötig sei, sondern dass Ausdauer, Belastbarkeit und Zeitmanagement entscheidender wären. Das ist meine persönliche Beobachtung, andere mögen das anders sehen.