Kann jeder Mensch glücklich sein?

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Glück ist auch in nicht sehr günstigen Umständen möglich, allerdings wird sein Erreichen unter einer gewissen Schwelle schwieriger. Extreme Lebenssituationen können Zufriedenheit und Glück verhindern.

In der Antike haben zwar Epikur und Stoiker behauptet, der tugendhafte Weise sei in jeder Lage glückselig, sogar wenn er lebendig im bronzenen Stier des Tyrannen Phalaris verbrannt werde, aber dies ist eine Übertreibung eines an sich beachtenswerten Gesichtspunktes (schon Aristoteles, Nikomachische Ethik 7, 14 hat eine solche Behauptung abgelehnt). Auch bei der Konzentration auf einen Innenbereich als Quelle des Glücks gibt es Grenzen. Bei weniger hohen Ansprüchen und bescheideneren Erwartungen kann sich eher Zufriedenheit einstellen. Die Aussage über Menschen, die es nicht besser wissen, halte ich nicht für ganz treffend. Sie kennen weniger Konsumwaren und luxuriösere Verhältnisse sind ihnen oft fremd, vielleicht sogar unbekannt. Ob grundlegende Bedürfnisse erfüllt oder nicht erfüllt sind, können sie aber bemerken. Es gibt vielfältige Möglichkeiten, wie Menschen glücklich werden. Die Abhängigkeit von Umständen ist dabei unterschiedlich. Soziale Beziehungen und Tätigkeiten in einer Gemeinschaft können eine Rolle spielen, wobei die Qualität des Miteinander wichtig ist. Eine theoretische Lebensweise ist bei dem Glücklichwerden aus theoretischer Tätigkeit verhältnismäßig wenig von äußeren Umständen abhängig. Äußere Glücksgüter (auch Freunde sind so etwas) sind für das Glück nicht völlig gleichgültig, weil es unmöglich oder schwierig ist, Gutes und Schönes ohne Mittel auszuführen.

Ein erfüllter Mindeststandard hat günstige Auswirkungen auf die Zufriedenheit. Allerdings steigt mit zunehmendem materiellem Reichtum die Zufriedenheit nicht einfach stetig weiter.

Bei einer Messung von Glück als Lebenszufriedenheit (http://www.gluecksforschung.de/DiegluecklichstenMenschen.htm) hatten Gesundheit, Wohlstand und Bildungschancen die größten Auswirkungen auf die Zufriedenheit. Die These, Wohlstand sei nicht wichtig, weil der relative Vergleich mit anderen und verbissene Anstrengungen in einem Wettlauf ein Ansteigen von Zufriedenheit untergraben würden, wurde in dieser Zuspitzung nicht bestätigt. Wichtig für Zufriedenheit sind wahrscheinlich auch Freiheit, gut funktionierende Institutionen und ein Bemühen um elementare Versorgung.


raggamuffin 
Beitragsersteller
 18.03.2010, 12:23

Klasse Argumentation der Ich voll zustimme und großes Lob für den Link sehr interessante Studie...empfehlenswert sollte sich jeder mal durchlesen und über uns und unser Umfeld nachdenken. Ich denke zu der These Wohlstand sei nicht wichtig, das Wohlstand und Besitztümer jedoch eine wichtige Rolle spielen desto mehr zugang jemand zu Resourcen hat desto schneller kann er sich unzulänglich fühlen und unzufriedenheit entwickeln und...vielleicht sind uns Menschen die nicht in solch einer Konsumgesellschaft leben im Vorteil zumindest in einigen Punkten. Danke für ihren Beitrag

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Das sehe ich genauso. Ich finde auch man sollte mit dem glücklich sein was man hat. Und wenn man damit nicht glücklich ist, soll man selbst was dran ändern. "Jeder ist seines Glückes Schmied" Und das ist auch wirklich so;) Glück ist nich von andren/ oder Sachen abhängig. Glück kommt selten allein, vom Hirschhausen, mal sehen. Das trifft den Nagel auf den Kopf:)

Hallo,

es ist nicht das "nicht beser wissen" sondern eben der Anspruch der an das Leben gestellt wird. Niederige Ansprüche erfüllen sich leichter und führen daher eher zur Zufriedenheit. Also kann theoretisch auch jeder Mensch glücklich sein. Welche Ansprüche entstehen hängt aber sowohl von dem Einzelnen, als auch von seinem Umfeld ab. Deshalb kann dein afrikanisches Beispiel durchaus zutreffen.

Keine vollständige Antwort, nur ein paar Gesichtspunkte:

1) Die Menschen in Afrika kennen den Luxus des Westens/Nordens sehr wohl. Kino, Fernsehen, Videos und die Berichte von Ausgewanderten erreichen inzwischen die letzten Winkel. Leider machen sie sich oft sogar übertriebene und illusorische Vorstellungen davon, und das verstärkt bei vielen die Unzufriedenheit. Von denen, die es nach Europa schaffen, sind viele dann enttäuscht und desillusioniert.

2) Um mit wenig materiellem Wohlstand glücklich zu sein, brauchen Menschen neben anderem das Gefühl, selbst wertvoll zu sein. Von anderen geachtet zu sein, gebraucht zu werden, nützlich zu sein und dafür Anerkennung zu bekommen ist ein ganz tiefes Grundbedürfnis des Menschenwesens. Sicherheit, genügend Nahrung, Gesundheit und so weiter sind notwendige äußere Rahmenbedingungen.

3) Erfolg macht immer nur zeitweilig glücklich. Eine Künstlerin mag bei der Fertigstellung eines gelungenen Bildes glücklich sein, aber bald stellt sich das Bedürfnis ein, ein neues anzufangen. Einem Sportler, der eine Medaille erringt, einem Feldherrn, der ein Reich erobert, einem Geschäftsmann, der einen Konkurrenten aufgekauft hat, geht es nicht anders und auch nicht einem Handwerker, der ein schönes Möbelstück vollendet oder einer Hausfrau, die einen Pullover gestrickt hat. Egal, wie wir solche Erfolge moralisch bewerten: Dass solches Glücksgefühl nicht ewig anhält bewirkt, dass wir uns nicht auf unseren Lorbeeren ausruhen.

4) Leider gibt es auch einen biologischen Faktor: Manche Menschen haben von Natur aus einen günstigeren Serotoninspiegel und sind einfach immer fröhlich und gut gelaunt, und andere sind einfach immer depressiv.


DerPMS  15.10.2010, 16:21

Für die Punkte 2 und 3 gibt es ja zum Beispiel Plattformen wie Gutefrage! ☺

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Jeder Mensch kann glücklich sein, wenn ihn nicht äußere oder innere Umstände oder Zustände daran hindern.