Warum sprechen die Schweizer nicht hochdeutsch, wo sie es doch können?
Ich liebe ja die Schweiz. Hervorragende Infrastruktur, attraktive Frauen, entspannte, sehr höfliche und hilfsbereite Menschen, echte Menschenrechte, einmalige Natur, deutlich höherer Lebensstandard als in Deutschland dank hoher Löhne und sehr niedrigen Abgaben.
Was ich jedoch nicht verstehe, warum im Alltag nicht hochdeutsch gesprochen wird. Sie können es doch alle und da sie so höflich und tolerant sind, wechseln sie ja auch sofort ins hochdeutsche, wenn sie merken, dass ich ein deutscher Ausländer bin.
Ist ja nicht so, dass es ein Sachse oder Schwabe ist, der nicht ohne Dialekt sprechen kann. Das schlimme ist, dass dann die Nachrichten wiederum hochdeutsch sind. Wie soll ich mich da ans Schweizerdeutsche gewöhnen?
7 Antworten
Ich habe großes Verständnis für die Schweizer Mundart und erkenne an, dass sie ein wichtiger Teil der Identität und Kultur ist. Dennoch ist es objektiv unpraktisch, dass sie keine einheitliche Grammatik, Konjugation oder Deklination besitzt, die national gilt. Jeder Kanton spricht anders, was die Verständigung nicht nur für Außenstehende, sondern auch innerhalb des Landes erschwert.
Hochdeutsch ist eine der offiziellen Landessprachen, neben Französisch und Italienisch. Das Rätoromanische lasse ich hier bewusst außen vor, da es national kaum Gewicht hat und fast ausschließlich in Graubünden relevant ist.
In Ländern wie Deutschland, Italien und Frankreich gibt es zahlreiche Dialekte, doch eine standardisierte Hochsprache sichert die Verständigung und wird selbstverständlich genutzt. In der Schweiz hingegen wird Hochdeutsch oft nicht nur vermieden, sondern teilweise sogar abgelehnt – und das, obwohl es die Sprache ist, in der Gesetze verfasst, Verträge unterzeichnet und internationale Geschäfte geführt werden.
So sehr viele Schweizer ihre Mundart lieben – sie ist und bleibt ein regionaler Dialekt, der keine einheitliche Grammatik besitzt und daher weder in der Wirtschaft noch im sozialen Leben wirklich alltagstauglich ist. Ohne eine standardisierte Form kann keine effektive Verwaltung, kein funktionierendes Bildungswesen und keine überregionale Kommunikation gewährleistet werden.
Dennoch begegnen viele Deutschschweizer Hochdeutsch nicht nur mit Skepsis, sondern teilweise mit offener Ablehnung. Während in der Romandie standardisiertes Französisch und im Tessin korrektes Italienisch gesprochen wird, wird beim Deutschen so getan, als sei Hochdeutsch eine Zumutung. Dabei ist es genau die Sprache, in der alle Schweizer schreiben, Verträge unterzeichnen, Gesetze formulieren und sich international verständigen.
Diese bewusste Verweigerungshaltung wird international nicht nur mit Verwunderung, sondern oft auch mit Spott betrachtet. Viele Expats und Zugezogene empfinden es als unhöflich oder gar diskriminierend, dass selbst in professionellen oder formellen Situationen absichtlich auf Mundart bestanden wird.
- Wer Hochdeutsch spricht, wird nicht selten sozial oder beruflich ausgegrenzt, weil Kollegen absichtlich auf Mundart umstellen – obwohl sie perfekt Hochdeutsch sprechen könnten.
- Viele Expats berichten, dass sie nie wirklich integriert werden, weil sie in Gesprächen bewusst ausgeschlossen werden.
- Unternehmen beklagen, dass die Schweiz durch ihre sprachliche Isolation an Attraktivität verliert und sich unnötig abschottet.
Während andere Nationen ihre Standardsprachen als kulturellen und praktischen Vorteil sehen, grenzt sich die Schweiz mit einer sprachlichen Inselmentalität zunehmend selbst aus.
Natürlich ist es wichtig, Dialekte zu pflegen. Doch wenn eine Gesellschaft ihre eigene Hochsprache aktiv meidet und dadurch die Verständigung unnötig erschwert, wird aus einem Identitätsmerkmal ein Hindernis.
Sprache sollte Brücken bauen – nicht Mauern errichten.
Weil die Hochsprache eigentlich nur zur schriftlichen Verständigung dient. Gesprochen wird im Dialekt, da dieser in der Schweiz, im Gegensatz zu Deutschland, nicht negativ konnotiert ist. Es käme mir auch nicht im Traum in den Sinn, im alemannischen Sprachraum, das schliesst Süddeutschland mit ein, in die Hochsprache zu wechseln, da wir uns prima verständigen können.
warum sprichst du nicht im Alltag Englisch? du kannst es ja, schaltest auch auf Englisch um, wenn dich jemand auf Englisch anredet... also warum nicht auch im Alltag?
sie haben all diese Vorteile, weil sie sind wie sie sind - warum sollen sie eine Änderung anstreben ?
wenn ich in ein anderes Land ziehe, muss ich mich an die dortigen Verhältnisse angleichen . dazu gehört auch der Gebrauch der Sprache - welcher Sprache auch immer - in der Schweiz werden verschiedene Sprachen gesprochen -je nach Region- so wie wir unsere regionalen Dialekte sprechen, welcher Norddeutsche versteht schon einen Franken oder Bayern und umgekehrt!
und Schwyzerdütsch ist nicht so schwer zu verstehen - man gewöhnt sich daran
Schwyzerdütsch ist nicht so schwer zu verstehen
Schwyzerdütsch (kanton Schwyz) nicht; da hast Du recht. Aber die Dialekte von Wallis, Berner Oberland und Uri sind extrem anspruchsvoll.
Kommt drauf an, mit wem sie reden. Unter sich reden sie klar ihre Sprache und kein Hannoveranisch.