Warum sprechen die Schweizer nicht hochdeutsch, wo sie es doch können?
Ich liebe ja die Schweiz. Hervorragende Infrastruktur, attraktive Frauen, entspannte, sehr höfliche und hilfsbereite Menschen, echte Menschenrechte, einmalige Natur, deutlich höherer Lebensstandard als in Deutschland dank hoher Löhne und sehr niedrigen Abgaben.
Was ich jedoch nicht verstehe, warum im Alltag nicht hochdeutsch gesprochen wird. Sie können es doch alle und da sie so höflich und tolerant sind, wechseln sie ja auch sofort ins hochdeutsche, wenn sie merken, dass ich ein deutscher Ausländer bin.
Ist ja nicht so, dass es ein Sachse oder Schwabe ist, der nicht ohne Dialekt sprechen kann. Das schlimme ist, dass dann die Nachrichten wiederum hochdeutsch sind. Wie soll ich mich da ans Schweizerdeutsche gewöhnen?
5 Antworten
Weil die Hochsprache eigentlich nur zur schriftlichen Verständigung dient. Gesprochen wird im Dialekt, da dieser in der Schweiz, im Gegensatz zu Deutschland, nicht negativ konnotiert ist. Es käme mir auch nicht im Traum in den Sinn, im alemannischen Sprachraum, das schliesst Süddeutschland mit ein, in die Hochsprache zu wechseln, da wir uns prima verständigen können.
warum sprichst du nicht im Alltag Englisch? du kannst es ja, schaltest auch auf Englisch um, wenn dich jemand auf Englisch anredet... also warum nicht auch im Alltag?
sie haben all diese Vorteile, weil sie sind wie sie sind - warum sollen sie eine Änderung anstreben ?
wenn ich in ein anderes Land ziehe, muss ich mich an die dortigen Verhältnisse angleichen . dazu gehört auch der Gebrauch der Sprache - welcher Sprache auch immer - in der Schweiz werden verschiedene Sprachen gesprochen -je nach Region- so wie wir unsere regionalen Dialekte sprechen, welcher Norddeutsche versteht schon einen Franken oder Bayern und umgekehrt!
und Schwyzerdütsch ist nicht so schwer zu verstehen - man gewöhnt sich daran
Schwyzerdütsch ist nicht so schwer zu verstehen
Schwyzerdütsch (kanton Schwyz) nicht; da hast Du recht. Aber die Dialekte von Wallis, Berner Oberland und Uri sind extrem anspruchsvoll.
ich wohne in der Schweiz seit ich 4 bin. Zuhause sprechen wir Französisch und eben Schweizerdeutsch.
Ich glaube es ist einfach so das man zuhause und unter Freunden Schweizerdeutsch spricht und in der Schule Hochdeutsch.
Aber wenn ein Freund Hochdeutsch spricht, fängt man auch damit an. Ka, es ist einfach so.
Die Schweizer haben eine Abneigung gegen gesproches Hochdeutsch; aus verschiedenen Gründen.
Dennoch begreife ich es auch nicht ganz, weil die vielen verschiedenen Dialekte die Kommunikation erschweren; insbesondere auch mit den nicht-deutschsprachigen Schweizern.
Wenn du mit Hochdeutsch das sogenannte Schriftdeutsch meinst, so ist dies aber keine Fremdsprache. Weder aus linguistischer noch politischer/offizieller Perspektive. Vielmehr stellt es bereits die Schweiz-spezifische Standardvarietät der plurizentrischen deutschen Sprache dar, wobei es sich offenkundig mehr an den Normierungen des restlichen deutschen Sprachraums denn an heimischen Mundarten orientiert. Heutzutage erscheint deren Grad der Abweichung vom Standard als etwas Besonderes; vor 200 (im ländlichen Raum vllt. auch noch 100) Jahren unterschieden sich Dialekte jedoch überall so stark, auch in Deutschland. Im Übrigen beherrschen die wenigsten Deutschen Englisch auf dem gleichen Niveau wie die Deutscherschweizer:innen "Schriftsprache", sprich muttersprachlich, woran man schon erkennt, dass der Vergleich hinkt.
Hast du einen Schweizer schon einmal Schriftsprache sprechen hören? Er spricht KEIN Standarddeutsch, und du wirst sofort hören, dass es für ihn eine Fremdsprache ist!
Auch der fliessende Übergang zwischen Dialekt und Standardsprache, der in Deutschland üblich ist, ist in der Schweiz unbekannt. Man spricht ENTWEDER seine Muttersprache ODER dann Schriftdeutsch. Dazwischen gibt es nur einzelne Übernahmen von Wörtern oder Ausdrücken in die jeweils andere Sprache.
Mit Schweizer Schriftsprache/Standarddeutsch meine ich das hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Schweizer_Hochdeutsch
Ja, es gibt einige Eigenheiten, aber nie und nimmer in dem Umfang, dass ich es als andere Sprache bezeichnen würde. Oder sind Britisches und US-amerikanisches Englisch für Dich auch zwei verschiedene Sprachen?
Wie gesagt, das Schwinden oder Angleichen der Dialekte an die Standardvarietät (Verwässerung) in Deutschland und Österreich ist eine vergleichsweise junge Entwicklung, welche die Schweiz nicht mitmacht. Diglossie war dort genauso üblich gewesen; teilweise besteht sie auch immer noch fort. Niederdeutsch wäre ein bekanntes Beispiel (okay, gilt neuerdings als eigenständige Sprache um Fördergelder abzugreifen😜).
Schweizerdeutsch ist meine Muttersprache, und ich brauche keinen Wikipeidaartikel zu lesen, um zu wissen, welche Sprache ich in der Schule lernen musste.
Da du nie einen Schweizer Hochdeutsch sprechen gehört hast, weisst du auch nicht, wie oft wir zu hören bekommen, wie charmant doch der Schweizer Dialekt sei - dabei ist es unsere Schriftsprache, die wir halt nicht besser sprechen...
Eine Sprache mitten im Herzen Europas, welche von fünfeinhalb Millionen gesprochen wird, aber über keine Normierung oder Orthografie (die Schweizer Schriftsprache akzeptierst Du ja nicht), geschweige rechtlichen Status verfügt, ist das nicht ein bisschen seltsam? Oder hat jedes Dorf seine eigene '"Sprache"?
Ich denke, vielen ist schlicht der Unterschied zwischen Akzent und Dialekt, vor allem ohne Überlegen, nicht bewusst. Wobei auch Fremdsprachler einen Akzent und keinen Dialekt haben.
Es gibt viele prominente Schweizer:innen, wieso sollte ich nie eine:n haben Hochdeutsch sprechen hören?
Ach egal, soll jede:r ihr Mundwerk nennen so wie sie wiil. :-)
Das sind alles Eigenarten dieser Sprache, das macht sie ja eben einzigartig.
Aber du kannst auch sagen, unsere Muttersprache ist ein Dialekt, und über eine Standardsprache verfügen wird nicht.
Wir schreiben Dialekt auch, wenn wir zum Beispiel chatten. Es gibt sogar Fragen und Antworten hier auf GF, die im Schweizer Dialekt verfasst werden, obwohl das eine deutsche Plattform ist.
Versteht dann ausser uns vermutlich kein Schwein. Und wir auch nur, wenn der Dialekt uns halbwegs geläufig ist und die Ortografie nicht zu abenteuerlich.
"Sprache ist eine zauberhafte Sache. Man kann sich wunderbar missverstehen damit".
Zitat meines Lateinlehrers. 😏
Ein schönes Zitat. Eine kleine Anekdote zum Ende des 2. Weltkriegs. Amerikaner und Briten wollten den Transport von Nachschub koordinieren und brauchten dafür Lastwagen. Da die einen von "lorries", die anderen von "trucks" redeten, kam der Transport zunächst zum Erliegen.
Haha! Ja, Amerikanisch und Englisch unterscheidet sich teilweise auch.
Im Schweizerdeutschen ist es vor allem so, dass wir viele unübersetzbare Begriffe haben.
Hab gerade heute überlegt, was "guene" auf Hochdeutsch heisst. Es bedeutet etwas wie "sehnsüchtig schauen nach", aber dabei sind nicht die Gefühle im Vordergrund, sondern ziemlich "materielles" Denken.
Man sagt auch von einem Hund, der bettelt, er "guenet". Dabei ist er nicht auf irgendwas Hochtrabendes aus, sondern auf einen Happen zu Fressen, und dabei läuft ihm der Speichel runter...
Glaube nicht, dass es einen Begriff dafür gibt im Hochdeutschen. 🤔
Das ist absolut richtig. In den Dialekten spiegeln sich auch Denkweisen der Menschen wider. Aus diesem Grunde ist es sinnvoll, Dialekte zu erhalten. Das gilt auch für Regionen wie meine, Ost-Westfalen, die angeblich dialektfrei ist. In bestimmten Redewendungen erkennt man die Geschichte der Menschen in der Region.
Wenn sich die Menschen ohne Dialekt begegnen, ist die Verständigung natürlich einfacher.
Naja, bei uns in der Schweiz kann man sich nicht ohne Dialekt begegnen. Wir haben keine Hochsprache. Unser Dialekt ist gleichzeitig unsere Muttersprache. 💁♀️
Man kann ganz beruhigt sein. Bestimmt wird man verstanden.
Seit dem zweiten Weltkrieg wird wieder vermehrt Dialekt gesprochen. (es gab ganz viele Bücher in den 30er Jahren zur Sorge, dass der Dialekt verloren gehen könnte). Dazu zum Beispiel auch ein Beispiel aus Friedrich Glausers' 1937 Roman "der Chinese", bei dem zwei Schweizer miteinander Hochdeutsch sprachen um aufzuzeigen wie gebildet sie sind. (wird heute nicht mehr gemacht)
Dann mit dem zweiten Weltkrieg wollte man sich von Deutschland und hat den Dialekt wieder stark gefördert. (wir sind anders; siehe auch dazu "geistige Landesverteidigung"
Bei den Dialekten muss man ja nur lernen wie welches Wort ausgesprochen wird. (ist bei mir so)
Bei den Dialekten muss man ja nur lernen wie welches Wort ausgesprochen wird. (ist bei mir so)
In vielen Dialekten, besonders die ,,höchst-alemannischen" gibt es auch viele Wörter, die überhaupt nicht mit den Schriftdeutschen oder mit anderen Dialekten übereinstimmen.
(Butter = Anke; Kartoffel = Härdöpfel oder Gummel (SZ); Kurve = Rank usw usw.)
Wir haben genau so eine Abneigung gegen gesprochenes Hochdeutsch, wie die Deutschen im Alltag keinen Anlass sehen, Englisch zu sprechen. Warum sollen wir im Alltag miteinander in einer Fremdsprache verkehren? Das macht keinen Sinn!
Wir sprechen unsere eigene Sprache. Das ist Schweizerdeutsch, das es in regional unterschiedlichen Dialekten gibt. Hochdeutsch schreiben wir nur.