Spicken?

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Warum soll man nicht spicken? Das wäre nur dann zu kritisieren, wenn man selbst entschieden hätte, eine Klausur zu schreiben. Dann hätte man sich selbst betrogen. Ich vermute, dass Du die Klausur nicht freiwillig geschrieben hast. Aber wozu hast Du sie geschrieben? Ich kann es Dir sagen: Damit der Lehrer eine Zahl zwischen 1 und 6 darunter malen kann. Es gibt keinen anderen Grund.

Hier noch meine Standardantwort zum Thema Spicken:

Ein Lehrer, der seit 10 oder 20 Jahren den gleichen Unterrichtsstoff vermittelt, bringt zu jeder Stunde Zettel mit, auf dem Notizen zum Unterrichtsstoff niedergeschrieben sind. "Unterrichtsvorbereitung" wird das oft genannt. Man sollte meinen, solche Lehrer können den Stoff in- und auswendig, sodass sie ohne Zettel auskommen müssten. Aber jeder Lehrer so viele Zettel schreiben, wie er will.

Ein Bundestagsabgeordneter, der eine Rede halten soll, hat sich selbstverständlich darauf vorbereitet, in dem er einen oder mehrere Spickzettel angefertigt hat. Niemand stört sich daran, dass er während seines Vortrags immer wieder einen Blick darauf wirft. Gleiches tut ein Vorstandsvorsitzender, wenn er auf der Jahreshauptversammlung seines Unternehmens Rechenschaft über seine Arbeit ablegt.

Ich frage mich, ob es da nicht viel sinnvoller wäre, dass Schüler - wenn sie schon gezwungen werden sinnlose Tests zu schreiben - lernten, sich auf vergleichbare Situationen vorzubereiten, in dem sie sich im Anfertigen von Spickzettel übten? Einen guten Spickzettel mit den wichtigsten Informationen anzufertigen, ist nämlich nicht so einfach.

Ob mit oder ohne Spickzettel, das Ergebnis des Testes ist sowieso das gleiche. Nach dem er geschrieben und benotet ist, geht das abgefragte Wissen auf wundersame Weise verloren. Ist es da nicht sinnvoll, wenigstens einen guten Notizzettel zur Hand zu haben? Die ganze Kriminalisierung von Schülern hätte endlich ein Ende.

Gruß Matti