Spanische Herrschaftssysteme?

2 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Was in deinem Schulbuch steht, kann ich natürlich nicht wissen. Auch verwundert mich der Begriff "die spanischen Herrschaftssysteme", denn es gab in Spanien nur eines: das monarchische. Entsprechend wurden auch die spanischen Kolonien in Amerika - um die geht es wohl - von einem Vizekönig und seinem Verwaltungsstab regiert. Die Vizekönigreiche waren organisatorisch in Provinzen eingeteilt, an dessen Spitze ein Provinzgouverneur stand.

Die indianischen Eingeborenen in den spanischen Kolonien verloren ihre Kultur weitgehend und wurden zwangschristianisiert bzw. europäisiert. Sie mussten für die Kolonialherren arbeiten und hatten keinerlei politische Mitspracherechte. Vorallem die Silberminen, aber auch andere Bodenschätze wurden von Spanien ausgebeutet, um damit u. a. seine Militäraktionen in Europa zu finanzieren. Begehrte Handelsgüter waren u. a. Zuckerrohr und Tabak.

Genügt das?

Bleibt gesund und vernünftig!

Arnold

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung

granodearen  23.02.2021, 19:25

"... und hatten keinerlei politische Mitspracherechte" Die Cabildos waren von den Spaniern unabhängige lokale Mitspracherechte. Anders, als in Brasilien der Fall, waren die spanischen Kolonien dezentralisiert und ja, sie wurden verspanischt, denn sie erhielten Bildung und Kanibalismus wurde verboten.

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ArnoldBentheim  23.02.2021, 19:38
@granodearen
Die Cabildos waren von den Spaniern unabhängige lokale Mitspracherechte.

Das ist so nicht korrekt. Sie hatten auch in den Kolonialreichen lokale Entscheidungsbefugnisse, ja, aber "von den Spaniern unabhängig" waren sie nicht. Noch weniger unabhängig waren die speziellen Cabildos de Indios! Und irgendeinen Einfluss auf die Politik der Vizekönige hatten die Cabildos nicht.

Ich glaube übrigens nicht, dass sich das Schulbuch des Fragestellers mit solchen lokalen Dingen auseinandersetzt.

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Drypn 
Fragesteller
 23.02.2021, 19:42
@granodearen

Danke sehr!

Die Cabildos wurden zwar angesprochen, aber dazu müssen wir nicht viel sagen können.

LG

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Drypn 
Fragesteller
 23.02.2021, 19:40

Ungefähr so kenn ich das auch. Das haben wir auch so in der Mittelstufe gelernt, aber diese riesen Texte und die Fragestellung haben mich sehr verunsichert.

Aber gut, jetzt bin ich wenigstens nicht der einzige, der von den anderen "Herrschaftsformen" nichts weiß.

Vielen Dank für deine Hilfe!

LG

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Auch mich verwundert etwas der Begriff.

Klar, 2021 gesehen, war alles, was vor 2020 geschah schlimm.

1492 entdeckte Kolumbus im Auftrag der spanischen Krone Amerika.

1492 berfreite sich Spanien von der muslimischen Invasion, welche die Spanier weit über 800 Jahre lang unterdrückte und teilweise versklavte. Zu jener Zeit musste sich Spanien gegen Angriffe aus England, Frankreich, ja selbst durch Wikinger wehren.

Kurz: es waren andere, kriegerische Zeiten. Ebenso in Amerika.

In Amerika traf man auf Kanibalen (das Wort canibal stammt aus der indigenen Sprache der Kariben), war von der Brutalität der Einheimischen erschrocken. Aber auch auf indigene Großmächte. Dazu auf viele von den Azteken und Mayas unterdrückten und verfolgte Indianerstämme.

Das Motto der Azteken war, sich das Land kleinerer Stämme einzuverleiben, die Männer und Kinder zu opfern oder zu töten, sich die Frauen zunehmen, Totenköpfe aufzutürmen.

Die spanische Krone wollte aus den ihrer Meinung nach Wilden Bürger machen. Ihnen Kultur, Erziehung und Rechte verschaffen.

Anders als die Engländer und Holländer im Norden, vermischten sich die (vornehmlich Süd-) Spanier mit der indigenen Bevölkerung. Ein Grund, warum sie als "ausgerottet" galt. Sie zählte bald als Spanisch. In den USA steckte man sie dagegen in Reservate und diskriminierte sie.

Anders als die Portugiesen, welche Brasilien von Portugal aus zentral regierten und man zum Studieren nach Lissabon musste, installierten die Spanier dezentrale Vizekönigreiche und auf unterster Ebene sogenannte Cabildos. Das sind Gemeindestrukturen, in denen die Indios Mitspracherecht hatten. Manche Lateinamerikaner sagen, dass dort mehr Demokratie herrschte als in den nachfolgenden kommunistischen Systemen der Unabhängigen Staaten.

Diese dezentrale Struktur war es auch, warum das Spanische Weltreich letztlich in viele kleine Länder zerfiel, während z. B. die USA oder Brasilien als ganzes bestehen blieben. In den spanischen Regionen machte jede Region, was für sie richtig war. Dazu wurden alle Strukturen von Anfang an gebildet, inkl. dezentraler Bildung und Universitäten.

Die Eroberung Mexikos gelang auch nur, weil eine Hand voll Spanier dort mit den versammelten Indianerstämmen gegen die Unterdrücker vorgingen. Die Azteken waren gefürchtet. Anführer und Schaltstelle für die Eroberung Mexikos war La Malinche, eine Nahulí, welche von den Mayas versklavt wurde und an die Spanier verschenkt wurde. Sie war dann Geliebte von Hernán Cortéz und half dabe, Mexiko zu erobern, indem sie Dolmetchte, die Gewohnheiten der Azteken preisgab und deren indigene Gegner zusammenrief.