Spanien im 16ten Jahrhundert war eine Hochburg des Katholizismus und massiv im Sklavenhandel tätig. Wie hatte man das mit der Religion in Einklang gebracht?

7 Antworten

Sklaverei wurde durch eine Kombination aus theologischen und wirtschaftlichen Notwendigkeiten und politischen Strategien gerechtfertigt. Es gab natürlich moralische und religiöse Bedenken. Aber die wurden lange beiseite gewischt. Die wirtschaftlichen Vorteile, die durch den Sklavenhandel und die Kolonialisierung erzielt wurden, waren einfach wichtiger.

Papst Nikolaus V. erließ Gesetze, die den portugiesischen und spanischen Königen das Recht gaben, alle Völker zu versklaven, die keine Christen waren. Das "Recht" kam also von ganz oben.

In Mexiko ließ sich das aber nicht lange durchhalten. Dort haben sich die Spanier mit den Einheimischen vermischt. Man kann den Nachbarn nicht als Sklaven halten, aber seine Tochter heiraten.


Hessen001  07.08.2024, 23:48

Wobei es da auch andere Stimmen in der Kirche gab. Später gab es z.B. die Bulle, dass die Eingeborenen Amerikas eben nicht versklavt werden dürften und dass dies der Würde des Menschen generell widerspreche.

Später gab es vom Papst auch Auflagen bei der Kolonialisierung, was das anglikanische England dann ignorierte und somit zur Weltmacht aufstieg.

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Fuchssprung  08.08.2024, 05:36
@Hessen001

Es gab immer andere Stimmen. Nur hatten die zu der damaligen Zeit nicht das Sagen.

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Mitscher45  08.08.2024, 08:41
@Hessen001

Später gab es vom Papst auch Auflagen bei der Kolonialisierung, 

-> Ja, als die Katholiken nicht mehr vorne waren bzw.die Reichtümer bereits geplündert hatten. :)

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Es gab früher keine Trennung zwischen kirchlicher und weltlicher Macht. Das führte dazu, dass man kirchliche Regeln oft so auslegte, dass sie auch der weltlichen Macht dienten.

Prinzipiell hat sich die Kirche schon früh gegen Rassismus und Sklaverei ausgesprochen und setzte sich so z.B. gegen die Versklavung der amerikanischen Eingeborenen ein.

Andererseits sah man Leibeigene nicht als Sklaven an. Die Brutalität mit der z.B. in den USA Sklaven behandelt wurde, das lehnte man ab und hatte ein gutes Gewissen dabei, dass man die eigenen Bediensteten besser behandelte.

Man lehnte es ab, Menschen durch Gewalt zum arbeiten zu zwingen. Gleichzeitig betonte man eine Bereitschaft zum Dienen und sah bestimmte Stände zum Dienen berufen.

Den prinzipiellen Wert der Freiheit und dass eine Leibeigenschaft generell falsch ist, so wie wir es heute sehen, dieses Verständnis herrschte damals nicht.

Wir schauen heute oft auf die Geschichte schwarzer Sklaven, die über den Sklavenhandel verbreitet wurden. Allerdings lebten damals, besonders in Osteuropa die meisten Menschen de facto in einer Sklaverei. Auf Gutshöfen gehörte das ganze Gesinde dem Gutsherrn und die Menschen hatten oft keine Möglichkeit, ihr Dorf zu verlassen, weil sie dazu die Erlaubnis ihres Gutsherren gebraucht hätten. Man sagt, in Russland hat es eigentlich nur einen freien Menschen gegeben: Den Zar. Alle anderen standen in einer hierarchischen Leibeigenschaft.

Das eine war also eine Sklaverei durch die Verschleppung und Handel, das andere eine Versklavung qua Geburt. Die Leibeigenschaft in Europa endete spätestens mit der Säkularisierung, in den USA dauerte es noch bis zum Ende des Bürgerkrieges, aber auch danach war der Rassismus noch prägend. Und Zwangsarbeiter gab es dann und gibt es heute leider immer wieder.

Die Sklaverei durchzieht die Menschheit also leider schon lange. Schon im Alten Testament waren die Israeliten Sklaven in Ägypten und noch heute gibt es de facto Sklaverei. Es ist angetrieben durch die Begierde nach billigen Arbeitskräften, um selbst daraus Nutzen zu ziehen.

Sklaverei ist laut Bibel ja nicht verboten… also muss man da nichts „in Einklang bringen“.

Das hat man mit der katholischen Religion nicht in Einklang geheacht. Das machen etliche auch heute nicht. Denn nicht jeder, der wegen dem Papiereintrag als Katholik gilt, ist auch vom Glauben her Katholik. Ich kenne Atheisten, die solche Katholiken gibt, ich kenne Freikirchler, die solche Katholiken sind, ich kenne Aktjathiluken, die solche Katholiken sind, ich kenne Evangelische, die solche Katholiken sind, ich kenne Esoteriker, die solche Katholiken sind, ich kenne Traditionalisten, die solche Katholiken sind usw. Alles Katholiken, die nicht katholischen Glaubens sind! Und wenn aus dem Kreis solcher Katholiken einige Mist bauen, dann ist natürlich immer die katholische Kirche schuld, die das, was sie tun, in ihrer Lehre untersagt. Aber sie ist dann trotzdem schuld.