Sollte man die Redewendung "Jedem das Seine" verbieten? Was meint ihr?

24 Antworten

Man sollte vor allem auf den Kontext achten. Ich persönlich nutze diese Redewendung heute immer noch, wenn auch selten.

Wenn du alles verbieten willst, das die Nazis für ihre Zwecke verwendet haben, müssen wir uns ein neues Land suchen.

Die Formulierung ist keine Erfindung der Nazi-Zeit, war nie rein auf das KZ Buchenwald gemünzt. Da spielt nicht einmal Meinungsfreiheit mit hinein, das ist reiner Sprachgebrauch.

Du kannst nie verhindern, dass irgend ein böser Mensch etwas sagt, benutzt oder mag, was auch "normale" (also nicht böse) Menschen sagen, benutzen oder mögen.

Wenn Du alles auf der Welt verbieten wolltest, was irgend ein Böser mal gesagt, benutzt oder gemocht hat, dann wird es schwierig.

  • Was, wenn der böse Mörder HipHop gehört hat? Allen HipHop verbieten?
  • Was, wenn der Kinderschänder, den alle für den "netten Typen von Nebenan" gehalten haben immer so gerne Kuchen gegessen hat? Kuchen verbieten?
  • Was, wenn der Amokläufer davor immer nett gegrüßt hat? Nette Grußworte verbieten?
  • Hitler mochte Hunde, speziell Schäferhunde. Also Schäferhunde verbieten oder gleich alle Hunde?

Du verstehst, worauf das hinaus läuft? Nur weil eine Redewendung mal in einem ziemlich fiesen Zusammenhang verwendet wurde, kann man diese Wort-Aneinanderreihung ja nicht plötzlich verbieten. Es kommt ja immer auf den Kontext an, in dem sie benutzt werden und mit welcher Intention.

Suum cuique. = Jedem das Seine. = Jeder soll vom Staat so viel erhalten, wie ihm gebührt.

Das war ein Rechtssatz über die Verteilungsgerechtigkeit (iustitia distributiva) im antiken römischen Recht. Im MIttelalter, 533, ließ der oströmische Kaiser Justinian "Suum cuique." seinen Pandekten (Sammlung der altrömischen Rechtsliteratur) als Rechts- und Gerechtigkeitsprinzip zugrunde legen.

Heute kommt Jedem das Seine als Sprichwort vor.

Im Dritten Reich wurde es zynisch verwendet – am Tor des KZ Buchenwald.

"Eins mir, eins dir!" sprach der Hammer zum Amboß.

Was dem einen syn Uhl, ist dem andern syn Nachtgall.

Woher ich das weiß:Recherche