Sinn von Stereo im PA-Bereich: Warum ist auch PA-Equipment meist "zweikanalig" ausgeführt?
Hallo zusammen,
mal eine Frage an die Tontechniker unter Euch!
Mir ist schon vor längerer Zeit aufgefallen, dass auch große PA-Mixer/-Endstufen/etc. meist in Stereo, mit "linkem" und "rechtem" Kanal, ausgeführt sind.
Doch welchen Sinn erfüllt "Stereo" im PA-Umfeld?
In Diskotheken sind die Boxen meist "rund" um die Tanzfläche "fliegend" angeordnet, häufig mit 4 Boxen (je eine in den "Ecken") oder 6 oder gar 8, die relativ gleichmäßig angeordnet sind und alle in die Mitte der Tanzfläche strahlen. Meist werden die Boxen "geflogen". Speziell bei 6 Boxen habe ich aber auch schon oft die Anordnung "4 'geflogen', 2 stehend" gesehen, teilweise sogar eine ungerade Anzahl an Lautsprechern.
Ein "Stereo-Signal" scheint hier wenig Sinn zu ergeben, schon von der Anzahl und Anordnung der Lautsprecher her nicht, aber auch, weil Stereo ja darauf ausgelegt ist, dass ein Lautsprecher hauptsächlich näher "am linken Ohr" des Zuhörers ist, der andere näher "am rechten Ohr". In einer Diskothek werde ich ja aber gar nicht wissen, in welche Richtung sich die Leute auf die Tanzfläche stellen und es werden sich ja auch nicht notwendigerweise alle gleich "ausrichten". Natürlich kann ich Annahmen treffen, etwa, dass die meisten in Richtung DJ schauen werden, aber das sind eben nur Annahmen. Ich habe auch schon Clubs gesehen, bei denen etwa vier Boxen "zur Tanzfläche hinstrahlten" und zwei "von ihr weg" oder in denen unterschiedliche Boxenmodelle gemischt wurden oder sonstige "kuriose" Dinge und immer habe ich mich gefragt: "Was zur Hölle machen die mit den Stereo-Kanälen?"
Bei Konzerten hingegen gibt es ja häufig Line-Arrays, mit bis zu 20 Einzelelementen pro Seite, die "geflogen" werden. Auch hier scheint Stereo zunächst keinen Sinn zu machen, schließlich wird es Zuhörer geben, die quasi direkt vor einem der Arrays stehen und vom anderen wenig zu hören bekommen werden. Die Stereokanäle auf die Arrays zu beiden Seiten der Bühne "aufzuteilen" (linkes Array, linker Kanal, rechtes Array, rechter Kanal) scheint somit kontraproduktiv zu sein, schließlich soll ja jeder Zuschauer ein möglichst gleichartiges Klangbild erhalten, unabhängig davon, wo er konkret steht.
Insgesamt sieht es also so aus, als wäre die beste Strategie, die Boxen alle mit dem selben Signal zu beaufschlagen, sprich "Downmix" nach Mono und das dann überall "draufknallen". Das sollte das "homogenste" Klangbild für alle Zuhörer ergeben.
Wozu hat PA-Equipment dann überhaupt "Stereo-Kanäle"? Wozu die "Balance-/Pan"-Regler? Wozu Stereo-Eingänge, Stereo-Kanalzüge, Stereo-Ausgänge am Mischpult? Würde es in diesem Umfeld nicht viel mehr Sinn ergeben, alles sofort auf Mono zu downmixen und dann nur noch mit Mono-Signalen zu arbeiten?
3 Antworten
Bei Konzerten wird durchaus Stereo gefahren.
Und es geht eben nicht darum, allen Besuchern den gleichen Klang zu ermöglichen, sondern darum, dass der Typ am Mischpult den bessten Klang hat^^
Mittig hinten stehen lohnt sich also.
Wie bereits geschrieben haben einige Instrumente Stereoeffekte, und die sollen auch im Publikum ankommen. Die schlagzeugtoms werden meist ein wenig aufgeteilt, Keyboards sowieso, auch Gitarreneffekte können Stereo sein.
Das klingt deutlich spannender als ein "langweiliger" Monomix.
Wenn du willst kanst du ja auch alle deine CDs nur Mono abspielen (gestern hat hier glaub einer nach einer Möglichkeit gesucht, das Signal zu Mono zusammen zu fassen, um nur mit einem Lautsprecher auszukommen), es gibt also Leute die das wollen.
Ich zumindest empfinde gute Stereoeffekte als Genuss und freue mich, dass die verschiedenen Instrumente (und Gesangsstimmen) mit den Pan-Reglern aufgefächert wurden. Dann kann man die Band quasi vor sich hören, wie auf einer Bühne verteilt, jeder an seiner Stelle, und nicht auf einem Haufen zusammengepresst.
Dazu muss dann natürlich das komplette Equipment Stereo sein, weil man sonst unmöglich die beiden Seiten komplett gleich behandeln könnte.
Zu Digitalzeiten mag das kein Problem mehr sein, aber Analogtechnik (und daher kommt ja alles) musste so symmetrisch wie möglich aufgebaut sein, damit bloß beide Kanäle identisch klingen. Also wurden sämtliche Geräte möglichst mit paarweise als identisch ausgemessener Elektronik verbaut (Matched Pair), um somit den Linken und Rechten Kanal gleich Laut zu haben. Sonst wäre das eine Gerät ein wenig Lauter, das andere hat ein wenig mehr Hall eingestellt, dafür wird dort wiederum stärker komprimiert, hier ein wenig mehr Delay, dafür weniger Mitten und schon klingen Links und Rechts zusammen nurnoch wie Müll. Also alles als Stereogerät, beide Kanäle durchlaufen die selben Audiobearbeitungsprozesse und schon klingts super.
Ja. Im Livebereich ist das je nach Show nebensächlich. Aber das gilt nicht für alle Zuhörer und ist stark vom Publikum abhängig. Krass gesagt: entweder Moschpitfeiern oder Klanggenuss. Beides gleichzeitig geht nur schwer. Aber es gibt eben auf fast allen Konzerten Anhänger beider Gruppen...
Zur Laufzeitdifferenz: Das Problem ist eben, dass der Stereoeffekt sowohl auf Lautsprechern als auch auf Kopfhörern gut klingen muss, damit die CD nicht auf einem System "unhörbar" wird.
Einen "neuen" Beatles-Upmix finde ich z.B. auf Kopfhörern ein graus. Stimme nur auf einer Seite, was soll denn das? Naja...
Aber ja, du hast recht. In vielen Diskotheken mit vielen Lautsprechern ist Stereo nicht unbedingt das gelbe vom Ei. Allerdings würde ich die Lösung nicht in Mono suchen, sondern die Schuld der (aufgrund von Inkompatibilitäten konkurrierender Hersteller) gescheiterten Quadrophonie geben und heute auf Surroundtechnik setzen, die im Idealfall immer mehr (beliebig positionierte) Lautsprecher unterstützt und sich z.B. im Kinobereich durchgestzt hat.
Die Musikbranche ist da zwar am aufholen, aber das Problem ist, dass nur wenige HiFienthusiasten das Geld für viele Teure Lautsprecher, Verstärker und (u.U. schon wieder) komplett neue Technik ausgeben wollen, bloß um dann in 4 Jahren "wegen Mangelnder Nachfrage" keine Systemunterstützung mehr zu haben.
Ein weiterer Punkt: Viel Musik, die heute produziert wird, ist ja auch nur auf billigen Konsum ausgelegt, da setzten sich neue Trends/techniken noch schwerer durch...
Einen "neuen" Beatles-Upmix finde ich z.B. auf Kopfhörern ein graus. Stimme nur auf einer Seite, was soll denn das?
Das haben die Beatles so gewollt.
Auch auf den alten Platten waren die Stimmen nur von links zu hören und die Musik ausschließlich von rechts. Der Grund war sicherlich eine stereophone Auffälligkeit zu produzieren, warum auch immer.
Nun, in diesem Falle war es so, dass diese Aufnahmen eigentlich mono sein sollten, aber man in den USA nach Stereo fragte. Also wurde nicht gemischt, sondern die getrennten Aufnahmen getrennt gelassen.
Bei späteren Stereoaufnahmen der Beatles lagen die extremen Panoramapositionen daran, dass man nur 2 Multitrackmaschinen mit jeweils 4 Spuren hatte, vieles zusammenmischen musste, auf diese Weise eben besondere Feinheiten so nicht gingen.
Andere Stereoaufnahmen der 60er Jahre haben nicht so extreme Panoramapositionen, aber da wurde auch alles auf einmal aufgenommen und gleich bei der Aufnahme abgemischt.
Dass PA-Boxen paarweise aufgestellt werden, hat ja auch bei Mono-Betrieb einen gewissen Sinn.
Zum einen kann man ja schlecht den Lautsprecher in die Mitte stellen und damit die Band verdecken.
Zum zweiten haben PA-Boxen einen engen Abstrahlwinkel, was man durch paarweisen Betrieb ausgleichen muss.
Mono ist im Bühneneinsatz am pflegeleichtesten, Stereo macht eher Probleme, es sei denn, man nutzt die Bose-Philosophie einer mehrkanaligen Wiedergabe, bei der jeder Musiker sein eigenes Beschallungssystem hat, das geht aber nur mit Säulen-Lautsprechern.
Bei Konzerten nutzt man durchaus Stereo. Wobei es sich i. d. R. auf Keyboard und Drumset und ggf. Effekte beschränkt, da Gitarre, Bass, Vocals etc. natürlich von Haus aus Mono sind.
Und auch in der Disko kann man bei 4, 6 oder 8 Boxen rechts und links unterscheiden und Stereo nutzen. Sicherlich ist der Höreindruck bei solchen Boxenanordnungen anders als bei Kopfhörern oder zu Hause, aber ein überblenden von rechts nach links nimmt man i. d. Regel war.
Ok, danke!
Gehe ich richtig in der Annahme, dass z. B. bei 4 Boxen die Stereo-Kanäle sinnvollerweise "über Kreuz" gelegt werden, also
L-----R
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R-----L
Bzw. bei Sechs- oder Achtecken, etc. eben auch immer "im Wechsel"? Oder wird das ganz verschieden gemacht?
da Gitarre, Bass, Vocals etc. natürlich von Haus aus Mono sind.
Man spielt ja im Regelfall nicht die Gitarre/Bass direkt in die PA, sondern durch einen Amp, den man dann mikrofoniert oder aber direkt durch ein Effektgerät mit "speaker emulation" (Floorboard oder Rack-Gerät). Insbesondere Multieffektgeräte sind in der Regel durchaus in Stereo ausgeführt.
So wie Du es gezeichnet hast, macht es keinen Sinn. Wenn, dann eine Seite r und eine l.
Und nein, auch wenn Du eine Gitarre über ein Effektgerät laufen lässt nutzt Du normalerweise kein Stereo, sondern hast auf beiden Seiten das gleiche Signal.
Was man beim Konzert eher macht: Du hast z. B. zwei Gitarristen, einer steht rechts auf der Bühne, einer links. Dann kannst Du sie auf der jeweiligen Seite lauter machen, und wenn sie sich z. B. mit Solos ablösen, dann gibt es auch für die Zuschauer, passend zum Bild, eine Verschiebung des Tons.
Und nein, auch wenn Du eine Gitarre über ein Effektgerät laufen lässt nutzt Du normalerweise kein Stereo, sondern hast auf beiden Seiten das gleiche Signal.
Sowas wie ein Pod HD500X oder ein Boss GT-100 hat doch Stereo-Ausgänge und Chorus z. B. ist ein Stereo-Effekt (gibt sicher noch mehr.)
Was man beim Konzert eher macht: Du hast z. B. zwei Gitarristen, einer steht rechts auf der Bühne, einer links. Dann kannst Du sie auf der jeweiligen Seite lauter machen, und wenn sie sich z. B. mit Solos ablösen, dann gibt es auch für die Zuschauer, passend zum Bild, eine Verschiebung des Tons.
Ich habe sogar schon Konzerte mit "hard panning" erlebt. Das war sogar ein richtig großes Event, bei Metallica. Kirk Hammet nur auf dem rechten Array.
Allerdings war der Sound bei dem Event insgesamt sehr dürftig. Also auch ohne "hard panning" wäre es nicht unbedingt wesentlich besser geworden. ;-)
Ich gebe Dir Recht, dass Stereo, insbesondere beim heimischen Musikgenuss, eine Wohltat ist. Wobei für richtig "gutes" Stereo Panning nicht reicht. Man muss auch die Laufzeitdifferenz der Schallwelle vom linken zum rechten Ohr berücksichtigen und das Signal phasenverschieben. Wird vermutlich selten gemacht, ist aber sehr viel besser, als "Intensitätsstereophonie", insbesondere, wenn man über Kopfhörer hört.
Ich weiß aber eben nicht, ob das beim Live-Sound auch so relevant ist, weil man dort eben keine so kontrollierte "Hörsituation" hat. Es wird auch ein Zusammenhang festgestellt, dass, je stärker durch die Künstler auf der Bühne (Bühnenshow) oder durch Beleuchtung, etc. für "Unterhaltung" gesorgt wird, desto mehr das Publikum den Klang "vergisst", sodass bei einer Band, die das Publikum "fesseln" kann, der Audioingenieur sich sogar ein paar "grobe Schnitzer" leisten kann, ohne dass sie jemandem auffallen, während bei einer eher "langweiligen" Performance jedes Detail "angekreidet" würde. Eigentlich auch logisch, dass es diesen Effekt gibt. ;-)