Sind verkürzer Prüfung schwerer?

4 Antworten

Von Experte kragenweiter bestätigt

Das ist nur Zufall. Ja, die Sommerprüfung ist bei Ausbildungen oft die "reguläre" Prüfung, eben die, in der man landet, wenn man drei volle Ausbildungsjahre gemacht hat. In der Winterprüfung landen diejenigen, die von diesen drei Jahren abweichen. Das sind aber nicht nur Verkürzer, sondern auch die, die zum Beispiel die Prüfung wiederholen müssen oder durch eine Erkrankung längere Zeit aussetzen mussten und dadurch erst später zugelassen wurden.


Iralupus18 
Beitragsersteller
 04.05.2021, 14:19

Ich hab heute gelernt das es nur ein Zufall war, die Sommer Prüfung war schwerer als die Winter.

HappyMe1984  05.05.2021, 07:57
@Iralupus18

"Schwer" und "leicht" hat bei Prüfungen aber auch unglaublich viel damit zu tun, worauf man sich vorher vorbereitet hat. Und auch darauf, welche Themen einem gut lagen und welche nicht. Sprich, dieses Empfinden ist ein ziemlich individuelles, subjektives.

Bei IHK-Prüfungen kann man dieses Empfinden nach der Prüfung insofern ganz gut objektivieren, als dass dort die bundesweiten Ergebnisse in einer Statistik zu jedem Prüfungsdurchgang veröffentlicht werden. Wenn man dort wirklich im bundesweiten Durchschnitt eine signifikante Abweichung in den Punkten (also im Bereich +/- 10 Punkte im Bundesdurchschnitt) zu den Vor- und Folgejahren findet, dann kann man wirklich behaupten, dass eine Prüfung ungewöhnlich anspruchsvoll war. Passiert aber ziemlich selten...

wird wohl unterschiedlich sein. Da ihr ein Corona Jahrgang seid, dürft durchaus entweder auch nicht schwere Prüfungen hoffen (wobei schwer immer auch im Auge des Prüflings liegt - wenn dir ein kapitel beim lernen fehlt, ist es für dich schwer, für andere nicht). ode rihr dürft drauf hoffen, dass ein Auge bei dem einen oder anderen Fehler zugedrückt wird. Wer weiss.


HappyMe1984  05.05.2021, 08:00

Nein, das wird nicht passieren - weder in Form einfacherer Prüfungen, noch in Form zugedrückter Augen! Es geht hier schließlich nicht um irgendeine Note irgendwann im Laufe der Schulzeit in irgendeinem Nebenfach, sondern um einen Abschluss, der nachweisen soll, dass jemand einen bestimmten Beruf ausüben kann und somit über das nötige Fachwissen sowie die nötigen Fähig- und Fertigkeiten dafür verfügt. Oder möchtest du, dass in ein paar Jahren jemand dein Auto repariert, der den Abschluss nur aufgrund zugedrückter Augen wegen Corona bekommen hat und dann zum Beispiel beim Austausch der Bremsen gar nicht weiß, was er tut?

Elizabeth2  05.05.2021, 10:34
@HappyMe1984

passsiert ja schon beim Abitur, mehr Themen zur Auswahl, mehr Möglichkeiten für die Lehrer, Aufgaben auszuwählen. Noten sind nicht alles , eine Prüfung auch nicht. Viel wichtiger ist, ob diejenigen, die Bremsen aus- und einbautn die praktische Erfahrung dazu hat und ein Händchen dafür hat. Viel wichtiger in einem Medizin Studium ist nicht die Abitur Note, sondern auch Empathie für die Patienten, und Freude an dem was man lernt und tut. Das gilt schlicht für alles.

ich habe nicht gesagt, dass irgendetwas nicht gelernt werden muss und Prüfungen leicht sind. Aber es sind schlechtere Bedingungen, wie man sich vorbereiten kann und darauf wird bis zu einem gewissen Mass Rücksicht genommen.

Das war immer schon so, und wenn man sich nachher den Ausgleich in dem mündlichen holen kann . Auch diese Möglichkeiten gibt es sowohl im Ausbildungsberuf, als auch im Abitur. Hast du einen lernwilligen, insgesamt guten Schüler vor dir, wirst du anders beurteilt als wenn es nicht so wäre. Und nun mit Corona wird genau das dann ganz sicher auch einfliessen. Das schreibt dir eine mit Abitur und Ausbildungsweg......ohne Studium.....

HappyMe1984  06.05.2021, 07:57
@Elizabeth2

Und ich schreibe aus der Sicht einer IHK-Prüferin :). Ein Corona-Bonus wäre fatal und würde komplett die Vergleichbarkeit der Berufsabschlüsse gefährden. Gäbe es da erleichterte Prüfungsbedingungen, wäre das auch nachteilig für die Azubis - weil Arbeitgeber ihre Abschlüsse nicht mehr als vollwertig betrachten würden...

Ja, die Bedingungen sind dieses Jahr für die Azubis nicht toll. Trotzdem dient die Abschlussprüfung dazu, zu beweisen, dass man den Beruf beherrscht. Und wer diesen Punkt aufgrund der Gesamtsituation dieses Jahr noch nicht erreichen konnte und somit die Prüfung nicht gut packt, der muss eben noch etwas Lernzeit hinten dran hängen.

Ja, ich weiß, das klingt hart. Aber letztendlich geht es eben darum, dass Abschlüsse vergleichbar bleiben und eine verlässliche Aussage über die berufliche Handlungsfähigkeit geben. Und das geht eben nicht, wenn die 2021er Abschlussprüfungen besser bzw. nachsichtiger bewertet werden würden als die vorher und die nachher...

Elizabeth2  06.05.2021, 12:42
@HappyMe1984

das würde ich in der Öffentlichkeit nicht anders schreiben und was die zentralen Prüfungsaufgaben im Ausbildungsbereich angeht muss das auch so sein, da die ja vergleichbar sein sollen. Und das machen (wie man sieht die FS z.Bsp.) die Jahrgänge ja auch. Aber bei uns mit Ausbildung Buchhändler gab es eben auch eine mündliche Prüfung und da wird garantiert ausgeglichen. So war das bei uns, weil z.Bsp. eine 8 Wochen dauergefehlt hat wegen krankheit. Da drückte man in der mündlichen ein Auge zu, damit sie sich den Schnitt nicht versaut. Hatte ihr auch keiner geneidet.

Man muss bei allem berücksichtigen, dass es dieser Jahrgang auch sehr viel schwerer hatte, an den Schulstoff zu gelangen und die ganz anders sich drauf vorbereiten mussten.

Und ich bleibe dabei: für das Abitur hat man auf alle auch im schriftlichen Rücksicht genommen. Ich habe es oben geschrieben, das ist Fakt in Baden-Württemberg, die Zeitungen sind voll davon.

Alles andere wäre auch unfair , denn die Lern-Bedingungen müssen und werden berücksichtigt.

HappyMe1984  06.05.2021, 21:50
@Elizabeth2

Hier die Fehlzeit berücksichtigen (die im Übrigen doch eher Anlass zu einer Diskussion über die Prüfungszulassung allgemein ist ab einem gewissen Prozentsatz...), dort Corona, da die Lernschwäche, dort die gemeinen Kollegen - und was noch alles? Sollen mündliche Prüfungen damit beginnen, dass Azubis erst mal ihre Lebens- und Leidensgeschichte schildern für ein paar Extrapunkte?

Oder entlässt man dann lauter Leute ins Berufsleben, deren Arbeitgeber sich wundern, dass sie nicht mal Grundlagen sicher beherrschen - und die Problematik, dass überall Uni-Absolventen selbst für simple Sachbearbeiterstellen inzwischen vorgezogen werden, sich weiter verstärkt, weil die Ausbildungsabschlüsse eben keine Aussagekraft mehr über das Fachwissen haben?

Ich verstehe ja total, dass einem die jungen Menschen aufgrund dieser Pandemiesituation leid tun. Geht mir ja nicht anders, ich habe vollstes Mitgefühl mit ihnen und dass sie Schule, Ausbildung und Studium unter diesen Bedingungen machen müssen!

Aber damit Abschlüsse aussagekräftig und vergleichbar bleiben und somit ihren Wert behalten, geht es nun mal nicht, dass man Bonuspunkte für schwierige Rahmenbedingungen gibt. Genau so wenig wie für Sympathie, eine hübsche Handschrift, Tränchen oder sonstiges. Denn mit der Abwertung der Abschlüsse durch sowas schadet man jungen Menschen auf lange Sicht noch sehr viel mehr als mit einer um ein halbes oer ganzes Jahr verlängerten Ausbildungszeit! Eben weil die Arbeitgeber dann ab einem bestimmten Punkt nichts mehr auf diese Abschlüsse geben und sie somit keine Jobs mehr damit kriegen....

Elizabeth2  06.05.2021, 22:12
@HappyMe1984

Es gab und wird auch immer in Zukunft im Ermessen des Prüfers sein, wie er im mündlichen jemanden bewertete. Ein grosses Ausscheren ist nicht möglich wegen der Beisitzer im Prüfungsraum., aber ein guter Spielraum schon. Das in Abrede zu stellen halte ich für weltfremd.

Das ein Auge zudrücken nicht geht bei den schriftlichen Prüfungen im Ausbildungsbereich ist nachvollziehbar, - das wollen auch die Betriebe nicht aus den von dir genannten Gründen. Aber das du wirklich der Meinung bist, dass es sachlich in den mündlichen Prüfungen zugeht, wundert mich doch sehr.

Und du kannst sagen , was du willst. Es läuft doch dieses Jahr beim Abitur bereits im schriftlichen moderater. Die Zeitungen sind voll davon.

Ich muss auch ganz ehrlich sagen, dass das mit den Abschlussprüfungen überbewertet ist. Wieviele gerade auch in Ausbildungsberufen haben es mit der Schule und dem Lernen nicht so, sind aber Top Arbeitskräfte.

VIel wichtiger sind doch heutzutage handwerkliche Fähjigkeiten, soziale Fähigkeiten, Engagement im Beruf usw. Eine Prüfung ist eine Momentanaufnahme., manche scheitern nur wegen Prüfungsangst. Und viele vergessen nach der Prüfung den Lernstoff innerhalb kürzester Zeit. Kaum hatte ich mein Zeugnis in der Hand, hat kein Hahn mehr dnach gekräht, ob ich etwas nach rechts oder nach links buche (Buchhaltung) . Oder den Dreisatz kann (Mathe). Selbst dt. literaturgeschichte war so ziemliuch für die Katz, wenn man im Laden steht und Kinderbücher und Romane verkauft.

Und so ist es in vielen Berufen. Durchhaltevermögen ist das Wichtigste, was wir den jungen Leuten beibringen, daran hapert es doch am meisten. Und das manifestiert sich nicht durch ein Prüfungsmarathon. Das ist ein Baustein, wofür es sich zu lernen lohnt und gehört dazu. Aber nix, worüber man nicht auch mal ein Auge zudrücken könnte in solcher Ausnahmezeit.

HappyMe1984  06.05.2021, 22:22
@Elizabeth2

Natürlich gibt es einen Ermessensspielraum (letztendlich auch im Schriftlichen, wenn es nicht gerade um gebundene Kreuzeltests geht...). Das ist ja auch okay, wenn es, gerade in der mündlichen Prüfung, zum Beispiel um den Faktor Aufregung geht.

Aber dieser Ermessensspielraum sollte immer für alle Azubis gleichermaßen da sein und nicht dieses Jahr noch weiter ausgedehnt werden. Wenn das intensiv getan wird, wird dieser Jahrgang noch mehr zum "Corona-Jahrgang" in den Köpfen der Arbeitgeber - im negativen Sinn, so, dass ein Abitur oder ein Ausbildungsabschluss mit der Jahreszahl 2020 oder 2021 direkt mal einige Punkte / Noten heruntergestuft wird...

Übrigens, das Abitur ist eigentlich ein sehr gutes Beispiel dafür, wie man Abschlüsse entwertet, indem man sie zu leichtfertig "verteilt". In unserem dreigliedrigen Schulsystem war mal vorgesehen, dass maximal 33% eines Jahrgangs diesen Abschluss machen. Und dass diese Personen auch überwiegend studieren gehen, nicht Ausbildungen anstreben.

Inzwischen sind wir bei über 50% Abiturienten pro Schülerjahrgang. Und jetzt denk mal daran, wie schwierig es in einigen Berufen geworden ist, ohne Abitur überhaupt eine Ausbildungsstelle zu bekommen! Oder auch einen Studienplatz in vielen Fächern mit einer Abiturnote unterhalb von ca. 2,0. Abschlüsse verhalten sich da schon irgendwie analog zu Geld - werden sie zu leichtfertig und in zu großer Zahl verteilt, entsteht eine Inflation und somit eine Entwertung...

Das wird wahrscheinlich individuell unterschiedlich empfunden.

Im Prinzip sind beide Prüfungen gleich schwer. Auch die gemeinsam behandelten Themen müssen im Sommer und im Winter in gleicher Menge vorhanden sein. Wir trainieren mit beiden. Keine ist schwerer.

Nach meinem Empfinden (alte Prüfungen zum üben) gibts da keinen Unterschied.