Sind Neophyten wirklich so schlimm wie immer behauptet wird?

7 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Hallo,

ich bin viel im Wald unterwegs und habe auch schon ähnliche Beobachtungen gemacht.

Wobei man dazu sagen muss, dass man den tatsächlichen Befall erst jetzt im Juli und August sieht, wenn die Pflanze ausgewachsen ist und blüht.

Wenn das indische Springkraut früher kommen würde, so hätte die heimische Flora tatsächlich keine Chance mehr. Ich vermute, dass das abgestorbene Springkraut ja eine enorme Biomasse darstellt und die wiederum aufggrund des Nährstoffangebotes ideal für die Brennessel ist.

Ich beobachte die Ausbreitung seit vielen Jahren. Sie hat zuerst über Gewässer (Bäche, Flüsse) stattgefunden. Zwischenzeitlich tritt das Springkraut aber auch bei größeren durchforsteten Waldflächen auf und auf Lichtungen, die von der Ökologie her bedeutsam sind.

Normalerweise würden auf Durchforstungsflächen Heidelbeere, Heidekraut oder auch Birken aufkommen, aber durch das sehr stark vernetzte und ausgeprägte Wurzelwerk des Springkrautes haben diese Pflanzen kaum noch Chancen.

Wer mal versucht hat, an Gewässerufern das Kraut mitsamt der Wurzel zu entfernen, der weiß, was das bedeutet und wie immens das Wurzelwerk ist.

Trotzdem habe ich auch schon die Beobachtungen gemacht, dass ursprünglich befallene Flächen nach und nach zurückgehen.

Wir haben auch schon festgestellt, dass die Pflanze von Schädlingen befallen wird und auch von Säugetieren nicht verschmäht wird. An Gewässern frisst sie der Biber u.a. und im Wald könnte sie dem Reh- und Rotwild leicht verfügbare Nahrung bieten.

Letzte Woche war ich auf einer Pilztour in verschiedenen Waldbereichen unterwegs und habe festgestellt, dass die Pflanze sich jetzt rasch entwickelt und unter den Brennesseln hervorschießt, unter denen sie bisher noch verborgen war.

Ich möchte Dir Deine Hoffnung jetzt nicht trüben, aber schau dort in den kommenden Wochen nochmal hin, was sich dann getan hat. ;-)

LG Jürgen


Fuchssprung 
Fragesteller
 11.07.2020, 14:28

Werde ich auf jeden Fall machen!

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Kommt darauf an. Das indische Springkraut hat sich stark ausgebreitet und auch an einigen Stellen auch einheimische Pflanzen zurückgedrängt aber es werden an vielen Stellen auch immer noch irgendwelche Pestizide eingesetzt die vielen Pflanzen schaden. Viele einheimischs Pflanzen werden zb als Unkraut vernichtet und dann irgendwelche Exoten gepflanzt. Das gefährdet viele Pflanzen auch Tiere noch mehr.

In manchen Regionen sind eingeschleppte Arten ein sehr großes Problem. Auf der Insel Guam zb wurde versehentlich die braune Nachtbaumnatter eingeschleppt. Die Folge 8 der nur 10 Hier lebenden Vogelarten sind verschwunden. Viele Bäume aber waren auf die Vögel als Bestäuber und Samenverbreiter angewiesen so daß auch sie immer weiter verschwinden. So könnte diese Insel bald zu einen toten Stück Fels werden.

Auf Neuseeland haben eingeschleppte Arten auch viele Vögel und andere Tiere ausgerottet und verdrängt. Es wurde auch viele einheimische Pflanzen zurückgedrängt. Darum darf man nach Neuseeland nicht mal mehr mit schmutzigen Schuhen einreisen weil da Samen von fremden Pflanzen mit eingeschleppt werden können.

In den Everglades sind Pythons ein Problem.

Bei uns ist zb die Armenische Brombeere ein Problem sie breitet sich sehr schnell aus wird sehr groß und verdrängt einheimische Pflanzen dort wo sie wächst sehr schnell

Indisches Springkraut - NABU Bochum

Fuchssprung 
Fragesteller
 11.07.2020, 11:51

Tierischen Einwanderer halte ich für sehr viel gefährlicher als pflanzliche Einwanderer. Mag sein dass ich falsch liege, denn ich bin ja kein Biologe. Aber meine persönliche Erfahrung sagt etwas anderes.

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Die Brennnnessel überwuchert alles, weil durch die jahrelange Überdüngung heutzutage in einigen Regionen schon 50-100 kg Stickstoff mit dem Regen runterkommen, das schlachtet magere Biotope auch abseits der Felder und Fließe.

Der Japanische Staudenknöterich macht durch seine Höhe alles platt, was darunter wachsen müsste, auch an Stellen, wo die Brennnnessel wuchern müsste, weil er offenbar besser mit der Stickstoffüberdüngung klarkommt als das Springkraut.

Bild zum Beitrag

Dieses Foto ist aus dem Nationalpark Killarney in Irland.

Du siehst in dem ganzen Wald die heller grünen rundlichen Formen. das ist der eingeschleppte Rhododendron ponticum Der rote Kasten zeigt die natürliche Waldstruktur, wo Studenten aus Dublin und Ranger in mühsamer Handarbeit den Rhododendron roden um den natürlichen Wald zu retten. Das ist eine Sisyphosarbeit, denn er keimt überall, wo die Jungpflanzen nicht beweidet werden - wie eben in Naturschutzgebieten - und überwuchert alle Jungbäume und teilweise sogar die alten, da er sehr schnell wächst und bis 5 m hoch wird.

 - (Pflanzen, Natur, Insekten)

Hallo Fuchssprung,

Aber dort stand nicht eine einzige dieser Pflanzen. Brenneseln hatten sich ausgebreitet und nur die Stellen an denen das Springkraut stand, vollkommen überwuchert.
Ich habe wirklich gründlich gesucht, aber ich habe keine einzige Pflanze des Springkrauts gefunden. Das Gleiche habe ich auch schon mit vielen anderen pflanzlichen Einwanderern erlebt.

das kommt wahrscheinlich daher, dass diese "Einwanderer" von vielen bekämpft werden, manche davon

https://www.google.com/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=&cad=rja&uact=8&ved=2ahUKEwipoLbU8sTqAhUKAcAKHd_3B-QQFjABegQIDBAD&url=https%3A%2F%2Fwww.gartennatur.com%2Fdruesiges-springkraut&usg=AOvVaw0TelzMw-mBLXSgqxoQL_5H


Fuchssprung 
Fragesteller
 11.07.2020, 11:44

Möglich, aber unwahrscheinlich. Die Lichtung ist sehr abgelegen und unwegsam. Dort hätte jemand mit der Sicheln alle Pflanzen beseitigen müssen. Mit einer Maschine wäre man dort nicht hin gekommen. Zudem hatten die Pflanzen ja auch schon ihre Samen verstreut. Es wäre also egal ob sie jemand ausgerissen oder abgeschnitten hätte. Eigentlich hätten dort auch in diesem Jahr ganz viele Pflanzen des Springkrauts stehen müssen. Aber dort standen nur Brennnesseln. Ich kann mir das nicht anders erklären, als dass die Brennnessel stärker ist als das Springkraut. Wenn ich Recht habe, ließe sich das unerwünschte Springkraut überall im Herbst ganz einfach mit den Samen der Brennnessel verdrängen.

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Ja, sind sie. Zwar nicht alle, aber zum Beispiel die kanadische Goldrute überwuchtert oft Standorte, an denen sonst artenreiche Hochstaudenfluren oder Feuchtwiesen wachsen würden. Das macht die Artenvielfalt dort oft zunichte. Japanischer Riesenknöterich und indisches Springkraut das gleiche.

Ambrosia ist schlimm, weil es unglaublich allergen ist.

Es wird versucht sie zu bekämpfen, aber das ist unglaublich schwer, weil diese Pflanzenarten effektive Verbreitunsstrategien haben, schnellwachsend sind, sehr robust sind und kaum natürliche Feinde haben.

Woher ich das weiß:Hobby – Vogelnärrin, Heuschreckenfreak, Naturinteressiert