Silberchlorid und Silberthiocyanat Löslichkeit?
Hallo,
ich arbeite grade Altklausuren durch, um mich auf meine Prüfung vorzubereiten. Bei einer Frage habe ich jedoch keine Ahnung, was die Lösung ist.... Aufgabe: Silberchlorid (pKL=6) und Silberthiocyanat (pKL=8) werden in Wasser gelöst. Welche Aussagen treffen zu? Eine der Aussagen ist "Die Löslichkeit in Wasser ist höher als in einer KNO3-Lösung" ... Was hat das denn miteinander zu tun und wie berechne ich den das Löslichkeitsprodukt davon in einer KNO3-Lösung?
Danke!
2 Antworten
AgCl hat ein Löslichkeitsprodukt von 1.77·10⁻¹⁰ mol²/l², und die Löslichkeit ist die Wurzel daraus, also 1.3·10⁻⁵ mol/l. Bei AgSCN ist das Löslichkeitsprodukt 1.03·10⁻¹² mol²/l², und die Löslichkeit 1.01·10⁻⁶ mol/l. Deine pKL-Werte sind offenbar falsch, oder ich kann nicht googeln.
Diese Löslichkeiten beziehen sich auf reines Wasser. Wenn noch andere Ionen drin sind, verändert sich die Löslichkeit:
- Gleiche Ionen: Wenn Ag⁺ oder Cl⁻ in der Suppe drin sind, dann sinkt die Löslichkeit von AgCl dramatisch, um viele Zehnerpotenzen. Beispiel: In einer Lösung, die 0.01 mol/l Ag⁺ (oder, alternativ, 0.01 mol/l Cl⁻) enthält, lösen sich nur noch 1.77·10⁻⁸ mol/l AgCl.
- Bei AgSCN ist es ähnlich aber verwickelter. Ag⁺ setzt die Löslichkeit herab, genau gleich wie bei AgCl, aber überschüssiges SCN⁻ wirkt komplizierter: In sehr kleinen Konzentrationen vermindert es die Löslichkeit genau so wie in den bisherigen Beispielen, in größeren erhöht es die Löslichkeit durch Bildung des Komplexes Ag(SCN)₂⁻. In starken Thiosulfat-Lösungen löst sich AgSCN (oder auch AgCl) fast so gut wie Zucker in Wasser.
- Fremde Ionen, z.B. K⁺ oder NO₃⁻ erhöhen die Löslichkeit, aber nur ein bißchen. Mehrwertige Ionen wie Be²⁺ oder SO₄⁻ wirken in dieser Hinsicht stärker, aber mehr als einen Faktor 10 in der Löslichkeit darfst Du dabei nicht erwarten (und das ist noch optimistisch). Die Größe dieses Effekts läßt sich schwer berechnen, weil man dazu mit Aktivitäten statt Konzentrationen rechnen muß.
Wenn ich es richtig in Erinnerung habe (hey, 30 Jahre), dann ist dieser AgCl₂⁻-Komplex nur sehr schwach gebunden, denn ein AgCl-Niederschlag löst sich nicht in überschüssiger HCl. Zumindest wäre ich schockiert, wenn mir jemand das Gegenteil nachweisen könnte.
Aber klar, auf die Löslichkeit hätte das immer noch einen kleinen Einfluß.
Bei solchen Aufgaben ist es eben immer blöd, wenn sie etwas demonstrieren sollen, was sie nicht wirklich können. Hatten wir ja erst kürzlich mit der „einmolaren Ca(OH)₂-Lösung“, da stellen sich mir auch die Haare auf, obwohl man es natürlich rechnen kann.
Advent gibt es hier in Nepal nicht, aber bald gehe ich nach Indien, dort habe ich vielleicht mehr Glück.
Ok danke, und wegen den Werten .. die standen so in der Aufgabe, deswegen hatte ich die nicht hinterfragt.
Wenn wir das mal exemplarisch für AgCl durchspielen...
(Die Löslichkeit von AgSCN habe ich nicht im Kopf, aber wenn du sagst, dass sie noch geringer ist...)
In wässriger Lösung entscheidet KL von AgCl, wieviel sich löst.
_______________________________________________________________
Wenn nun in dieser wässrigen Lösung KNO3 vorliegt, könnte sich bei Zugabe von AgCl theoretisch
AgCl (0,00188g pro Liter)
KCl (360g pro Liter)
AgNO3 (2000g pro Liter)
KNO3 (310g pro Liter)
... bilden.
Von diesen 4 Salzen hat AgCl die mit Abstand niedrigste Löslichkeit (googlen oder wissen). Deswegen tut sich da nichts. Es macht schlcht keinen Unterschied.
- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -
Meines Wissens ist die Aufgabe an dieser Stelle zuende, weil in den Formelsammlungen gar keine Löslichkeitsprodukte von extrem gut löslichen Substanzen aufgeführt sind. Oder irre ich mich?
Ansonsten könntest du bei einer Konzentrationsangabe von AgCl ausrechnen, wieviele Phantastillarden an KNO3 gelöst sein müssten, um eine Ausfällung von KCl zu bewirken. Und dann würde man zu dem Ergebnis kommen, dass sich soviel KNO3 gar nicht lösen kann.
Außerdem weiß ich auch nicht, ob das Konzept mit dem Löslichkeitsprodukt für so hohe Konzentrationen überhaupt noch anwendbar ist. Da muss man wahrscheinlich irgendwelche Aktivitäten einbeziehen und damit ist es für Schüler nicht mehr lösbar.
Also betrachte die Antwort als bei der gestrichelten Linie beendet. :)
LG
MCX
Ich meine mich aus meinen Studientagen zu erinnern, dass sich ein analoger Komplex auch als [AgCl₂]⁻ bildet. :)
=> Ich schätze, dass wir hier weit tiefer in die Materie eindringen, als das von dem Aufgabenstellenden erwartet wird.
LG und eine frohe Adventszeit!
MCX