Selektionsvorteil bei disruptiver Selektion?

1 Antwort

Weil der Selektionsdruck aufgrund der Umweltbedingungen eben so wirkt, dass Indiduen mit durchschnittlicher Merkmalsausprägung einen Überlebensnachteil haben. Hat euer Lehrer euch denn dazu kein Beispiel gegeben?

Um dir die Sache etwas anschaulicher zu machen, möchte ich es dir anhand eines Beispiels erklären. Der Purpurastrild (Pyrenestes ostrinus) ist ein kleiner Vogel aus der Familie der Prachtfinken (Estrildidae) und lebt in Afrika. Es gibt Individuen mit kleinen Schnäbeln und solche mit einem sehr großen Schnabel, aber es gibt keine Individuen mit mittelgroßen Schnäbeln. Warum das so ist, wird klar, wenn man sich einmal ansieht, was Prachtfinken fressen, nämlich Samenkörner. Kleine Schnäbel sind dabei ideal, um kleine Samen wie mit einer Pinzette aufzupicken. Große Schnäbel sind ideal, um große, harte Samen wie mit einem Nussknacker aufzubrechen. Ein mittelgroßer Schnabel wäre zum Aufpicken kleiner Samen zu unpräzise und zum Knacken großer Samen zu schwach. Ein Purpurastrild mit mittelgroßem Schnabel würde deshalb verhungern. Untersuchungen haben gezeigt, dass die Schnabelgröße von einem einzigen Gen abhängt und dass das Allel für große Schnäbel dominant vererbt wird.

Ein anderes Beispiel ist die Schwanzlänge von Hörnchen (Sciuridae). In Baumhörnchen, z. B. unser einheimisches Eichhörnchen (Sciurus vulgaris), haben sehr lange Schwänze. Erdhörnchen wie der Ziesel (Spermophilus citellus) haben meist einen kurzen Schwanz, aber es gibt kaum Arten mit mittellangen Schwänzen. Am Boden ist es hilfreich, wenn der Schwanz kurz ist, er behindert nicht in den Erdhöhlen und macht Raubtiere nicht unnötig aufmerksam. In Bäumen ist ein langer Schwanz von Vorteil, weil man damit die Balance halten und Raubfeinden durch weite, präzise Sprünge leicht entkommen kann. Ein mittellanger Schwanz wäre hier weder am Boden noch in Bäumen ideal.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Biologiestudium, Universität Leipzig

Ichhassebiooooo 
Beitragsersteller
 08.05.2022, 16:32

Dankeschön. Unser biolehrer ist wirklich kein guter Lehrer. Er erzählt die ganze Zeit irgendwelche geschichten, weil er meeresbiologe ist und gibt uns dann Aufgaben, die wir nicht verstehen .... und mit dem muss ich Abitur schreiben.

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