sehen sterne wirklich so aus?

8 Antworten

Ich habe ein Fernglas, aber es steht im Keller, weil ich damit nie etwas erkenne konnte. Aber das lag wohl an den Wolken, die den Himmel bedeckten. Sollte das Teleskop mal wieder hoch holen :)

Ps: ich habe auch mal Sterne gesehen , aber die sahen so aus wie man sie auch mit dem bloßen Auge sehen kann, nur etwas näher ran gezoomt

Hallo,

die Vergrößerung ist überhaupt nicht ausschlaggebend für ein Teleskop. Es kommt auf den Durchmesser de Spiegels (oder der Linse bei Linsenteleskopen) an. Je gößer, umso höher die Lichtsammelleistung und genau das ist der wichtige Punkt. Die Nebel, Galaxien und Sternhaufen sind so lichtschwach, dass wir froh sein können, wenn wir in Teleskopen ein farbloses, aber detailhaftes Bild sehen können. Meistens macht uns aber eine zu geringe Öffnung und die zunehmende Lichtverschmutzung einen Strich durch die Rechnung, wodurch einzelne Teile der Objekte immer mehr erahnt werden müssen. Doch das ist die Kunst des visuellen beobachtens! Es ist etwas, dass man erlernen muss. En Teleskop ist kein Fernseh, dass uns auf Knopfdruck die tollsten Bilder zeigt.

Farbig werden die Bilder erst mit langen Belichtungszeiten und Bildbearbeitung. Einige Sterne und Planeten zeigen allerdings auch im Teleskop (oder mit freiem Auge) eine gewisse Farbigkeit.

Trotzdem ist ein Blick durchs Teleskop ein ganz anderer, wie wenn man sich ein Bild ansieht. Man erlebt das Universum so zu sagen "live" und das ist schon was ganz tolles.

Diese Seite zeigt ganz gut, was man in so einem Teleskop sieht: http://www.binoviewer.at/beobachtungspraxis/teleskopvergleich_deepsky.htm

LG


hypergerd  17.09.2013, 09:58

Diese Bilder im LINK sagen mehr aus als 1000 Worte! Danke.

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xflip2k2x 
Beitragsersteller
 16.09.2013, 18:09

Sehr nett, damit ist meine frage, was man durch ein teleskop so sieht eigentlich beantwortet :)

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Bei den bunten Bildern werden oft Wellenlängen, die wir Menschen optisch nicht sehen können, eingefärbt. Also z.B. Röntgenansichten, Infrarotdarstellungen. Diese werden dann miteinander kombiniert.

Sie zeigen immer etwas, was wirklich existiert, was wir aber mit unseren begrenzten Augen so niemals sehen würden.

Hallo xflip2k2x! :)

Viele Anfänger auf dem Gebiet der Hobbyastronomie sind enttäuscht, wenn sie das erste mal durch ein Teleskop blicken und sich nur unzureichend vorbereitet haben. Was man vorfindet, sind nicht die knallig bunten Bilder von Hubble, oder die von Protuberanzen überzogene Sonne in ihrer vollsten Qualität, wie sie SOHO jeden Tag erkennt. Es handelt sich um einen gemäßigten Blick, diffuse graue Nebel sowie große Sternfelder sind erkennbar.

Das wir in Amateur-Teleskopen keinen der Anblicke von Hubble vorfinden, hat stark damit zu tun, dass bei uns noch eine störende Atmosphäre vorliegt, die durch ständig andauernde Szintillationen große Teile des Bildausschnitts verzerrt. Hubble hat keine Luftmassen mehr über sich, Lichtverschmutzung Fehlanzeige! Unter solchen Bedingungen gelingen nun einmal gute Bilder, und sie werden (das ist der eigentliche Knackspunkt) noch wie irre von diversen Leuten retuschiert und verbessert.

Natürlich wirkt ein Artikel spannender, ja sogar aufschlussreicher wenn man ihn mit fantasievollen Illustrationen unterlegt, und den Leuten dabei vergisst zu sagen, dass es sich hierbei doch nur um eine Animation handelt. Typisch sind hierbei Bilder von zahlreichen Exoplaneten, sowie von Sternsystemen oder Außerirdischen. Derartige Aufnahmen werden uns nie gelingen!

Selbst die besten Teleskope der Welt, können den eigentlichen Stern den sie beobachten nicht abbilden, es ist lediglich das zerstreute Licht das den Eindruck erweckt, als würden wir wirklich den Stern an sich auf dem Foto erkennen. Wie Sterne wirklich aussehen, ist abhängig davon in was für einem Licht wir sie sehen. Die Sonne zeigt sich im Weißlicht zb. völlig anders als in der H-Alpha-Linie.

Da wir bisher lediglich unsere Sonne detailliert fotografieren und erforschen können, ist deine eigentlich gestellte Frage nur unzureichend zu beantworten. Wie gesagt, alles abhängig vom Licht, typische Bilder wie zb. mein Profilbild von der Sonne werden wir nur mit speziellen Filtern vorfinden.

LG Pflanzengott! :)

Woher ich das weiß:Hobby – Langjähriger Hobbyastronom
Der Rote Riese "Arktur" aus dem Programm Celestia - (Freizeit, Universum, Astronomie)

Gabberhead187  19.06.2016, 16:24

Schöne Animation hahahahahah

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derastronom  17.09.2013, 04:30

Sehr gute Antwort, aber Du hast die wichtige Warnung vor Sonnenbeobachtung ohne Filterung unterlassen ... :-)

Wenn Du diese nachholst, bekommst Du ein D.h. & Kompliment.

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pflanzengott  17.09.2013, 15:37
@derastronom

Ach ja was ich vergessen habe: Schaue bitte nie ohne geeigneten Sonnenfilter in die Sonne! Das ist höchst gefährlich und kann schnell zur Erblindung führen!!! Am besten eignen sich Sonnenfolien, die Glasfilter sind selber oft von sehr schlechter Qualität und schädigen deine Augen mehr als ihnen schöne Sonnenanblicke zu liefern.

LG! :)

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xflip2k2x 
Beitragsersteller
 16.09.2013, 18:08

Das meine frage nur unzureichend beantwortet wurde, würde ich jetzt nicht so sagen :) Deine Antwort hat mir in der Tat sehr geholfen ;) Danke!

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Hallo, ich mache es lang :-)

Selbst ein schon für sich unvorstellbar großes Objekt wie ein Stern ist mindestens einige Lichtjahre entfernt. Man soll sich bitte von der harmlosen Bezeichnung Lichtjahr nicht täuschen lassen. Nur eines ist schon ca. 9460 Milliarden km lang.

Ein typischer Stern, wie etwa die Wega, hat eben aus Gründen der Entfernung nur einen scheinbaren Durchmesser von rund drei Hundertstel einer Bogensekunde am Himmel. Das hieße man bräuchte eine zigtausendfache Vergrößerung um ein schönes Scheibchen zu sehen.

Nur, astronomische Teleskope vergrößern nie so stark. Sie sind nämlich vor allem Geräte zum "Einsammeln" schwachen Lichtes.

Man muss etwas vereinfachend bei Teleskopen zwei Dinge auseinander halten.

Da wäre mal die Auflösung. Da geht es um dicht neben einander liegende Dinge, die erkannt werden können. Werden immer enger nebeneinander liegende Dinge erkannt, ist die Auflösung zusehends besser.

Problematik: Die Auflösung steigt "nur" linear mit dem Durchmesser der Optik. Das heißt beispielsweise, dass das Hubble-Teleskop gerade eine zehnmal bessere Auflösung als ein durchschnittliches Amateurteleskop hat!

Dafür hat es allerdings keine störende Luftunruhe ... und die verschlechtert in der Praxis diese theoretische möglichen Vergrößerungen enorm.

Nun zum zweiten Ding:

Astronomische Teleskope sind, wie schon oben gesagt, vor allem lichtverstärkende Gerätschaften. Dabei gibt es einen positiven Umstand. Anders als bei der Auflösung steigt ihre "Lichtsammelleistung" mit dem Quadrat des Durchmessers der Optik.

Trotzdem braucht es schon mindestens 200 mm Durchmesser bei Optiken, um bei lichtschwachen nebelhaften Objekten einen Hauch an Farbe zu sehen. Ist leider so.

Planeten erkennt man bald recht farbig, die sind ja im Schnitt enorm hell.

Eine Kamera kann Licht sammeln. Das menschliche Auge leider nicht. Daher diese bunten Bilder, die oft bei Einsteigern in die Hobby-Astronomie vollkommen falsche Vorstellungen wecken.

Visuelle Eindrücke am Teleskop sind anders, nicht unbedingt schlechter. Es ist schwierig zu beschreiben, man muss es erlebt haben. Wenn Du mal visuell den Orion-Nebel mit einem etwas lichtstärkeren Instrument gesehen hast, erlebst Du ausgesprochen zarte Abstufungen in Grüntönungen, nadelscharfe Sterne in grellem Blau. Den Kontrastumfang kann kein Foto vermitteln, dafür sind diese bunter ...

LG


Mannimanaste  17.09.2013, 08:14

bisher einige gute Antworten, aber Deine gefällt mir persönlich am besten,

  • weil Du die unvorstellbaren Ausmaße der Entfernungen zwischen den Sternen schön beschrieben hast,
  • weil Du klar gesagt hast, dass man zigtausendfache Vergrößerung bräuchte, um Sterne von der Erde aus anders als punktförmig zu sehen,
  • weil Du mit so viel Liebe beschrieben hast, um was es sich bei Teleskopen handelt,
  • und weil Du am Beispiel des Orionnebels sehr schön beschrieben hast, dass und was man mit einer großen Öffnung mit einem Amateurteleskop mit bloßem Auge an realen Farben im Weltall sehen kann.

Grüße und cs,

Martin

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derastronom  17.09.2013, 09:19
@Mannimanaste

Ich freue mich über diesen Kommentar mehr, als ich das so ganz geschwinde auszusagen vermag!

Mein Bemühen ist es (auch), bei Fragen der Leistungsfähigkeit von astronomischen Teleskopen (auch und insbesondere für Amateure) immer anschaulich zu bleiben.

Beste Grüße!

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