Schon als ich 4 oder 5 Jahre alt war, fragte ich mich, was wohl wäre, wenn ich am nächsten Morgen aufwache und nicht mehr ich bin, sondern mein bester Freund.
Klar, seine Mutter wäre dann meine,
seine Geschwister wären dann meine,
seine Freunde (inkl. mir) wären dann meine.
Das Gleiche gälte dann auch für ihn, der morgen als ich erwachen würde.
aber dann kam der nächste Gedanke:
Seine Erinnerungen wären dann natürlich auch meine. Das heißt, ich würde mich gar nicht daran erinnern, dass ich gestern noch ich war, denn er war ja auch gestern schon sich selbst, woran er sich auch morgen noch erinnern würde, wenn ich als er erwachen würde.
Kurz gesagt:
Es könnte sozusagen jeden Tag tatsächlich passieren, dass ich als einer meiner Freunde erwache (oder sonst irgend jemand), und wenn derjenige dafür als ich aufwachen würde, könnte es dennoch keiner von uns bemerken!
Im Laufe meines Lebens (bisher weitere 61 bis 62 Jahre) kristallisierte sich dann schließlich eine Idee in mir, mit der sich die Frage beantworten lässt (genaugenommen hatte sie sich schon deutlich früher kristallisiert, nämlich ca. 1997):
Es gibt zwei Arten unseres Ichs:
- das individuelle Ich
- das erlebende Ich
Und das erlebende Ich ist wie ein Kameramann, der verschiedene Kameras hat, die jeweils unterschiedliche Filter und Objektive haben. Er vergisst aber jedes Mal, wenn er durch eine der Kameras filmt, dass er der Kameramann ist und gar nicht die Kamera (= individuelles Ich), deren Einstellungen er die ganze Zeit ERLEBT.
Und die Idee, die meine ursprüngliche Frage, die Deiner sehr stark ähnelt, bzw. eigentlich die gleiche Frage ist, beantworten kann, ist die, dass es im Universum nur diesen EINEN Kameramann gibt, er also IMMER das gleiche erlebende Ich ist, egal welche individuelle Kamera er auch jemals benutzt.
Diese Idee funktioniert allerdings nur dann, wenn der Kameramann (= erlebendes Ich) nach dem Versagen der Kamera, die er die ganze Zeit benutzt hatte,
- zu einer der anderen Kameras wechseln würde, die gerade zum ersten Mal eingeschaltet wird, und
- dies auch nicht chronologisch gebunden tun müsste, sondern zeitlich komplett frei, also auch in Zeiten, die aus Sicht der letzten Kamera, die er benutzt hatte, in deren Vergangenheit (oder natürlich auch Zukunft, vor allem aber eben Vergangenheit).
Im religiösen Sprachmodus würde man es so ausdrücken, dass es nur eine universelle Seele gibt, die alle Inkarnationen, die das Universum jemals bot, bietet, und bieten wird, selbst durchleben wird/muss.
Und aus dieser Idee wird dann schließlich auch erklärbar, wie das Universum überhaupt aus der Nichtexistenz entstehen konnte:
Der Kameramann wird am Ende alles Leiden und alle Freuden durchlebt haben, die jemals jemand erlebt hat, und aus dieser Fülle von Erlebnissen entwickelt sich in ihm schließlich eine Art göttliches Bewusstsein, welches auch ganz ohne Inkarnationen frei über allen Zeiten präsent ist, und welches erkennt, dass es für die eigene Existenz
- die ganze Einheit alles Existierenden auslösen muss (= Schöpfung) und
- dies trotz des ganzen Leids, das es auf seinem Entwicklungsweg durch alle Inkarnationen erlebt hatte, tun muss, weil das alles Teil seiner eigenen Entwicklung war/ist.