Schwangerschaftsabbruch Mitspracherecht?


01.01.2022, 22:48

Es geht mir hierbei um Fäll bei denen der Sex einvernehmlich war und beide Personen sich den Konsequenzen bewusst, die Frau sich jedoch umentscheidet.

6 Antworten

Was meinst du mit "Mitspracherecht"? Dass der Mann ein Vetorecht hat? Da bin ich absolut dagegen.

Natürlich sollte man im Idealfall als Paar, bzw. als ungewollte werdende Eltern, miteinander über die Entscheidung reden und diese so treffen, dass beide damit im reinen sind.

Denn ich kann schon auch nachvollziehen, dass es für Männer nur schwer zu ertragen ist, wenn ihr Kind, auf das sie sich eigentlich freuen würden, von der Frau abgetrieben wird.

Andererseits kann ich auch nachvollziehen, dass es Männer als unfair empfinden, wenn sie ungewollt Vater werden und dann auch noch Unterhalt zahlen müssen.

ABER: Das Ding ist, es gibt halt nicht "ein bisschen schwanger". Und zwischen Abbruch und Nicht-Abbruch gibt es keinen Kompromiss.

Also muss man fragen, wer von der Entscheidung letztendlich schwerer betroffen ist, und diesem jenigen das letztliche Entscheidungsrecht überlassen. Und das ist nunmal die Frau, die schwanger ist, die neun Monate lang das Kind austragen muss und die alle körperlichen Folgen tragen muss (die im übrigen gravierend sein können), sowohl die Folgen einer Abtreibung als auch einer Schwangerschaft.

Und in der Regel ist es die Frau, die dann das Kind am Hals hat und finanzielle Einbußen (niedrigere Rente usw.) und Nachteile im Job hinnehmen muss.

Wenn die Frau eine Abtreibung möchte und der werdende Vater nicht - das ist wirklich ein schwieriger Fall. Hier im Forum habe ich schon Argumente gelesen wie "man kann ja vorher einen Vertrag aufsetzen, dass hinterher der Vater sich alleine um das Kind kümmern wird" - klar, das kann man machen. Frau müsste zwar Unterhalt zahlen, dazu ist sie rechtlich verpflichtet, aber sie könnte das Kind beim Vater aufwachsen lassen, wenn der das auch möchte.

ABER: Eine Schwangerschaft ist auch gewollt schon eine ziemliche Anstrengung. Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie schlimm das sein muss, wenn man eigentlich gar nicht schwanger sein will. Und dann kommt ja die Geburt noch obendrauf. Mit allen körperlichen Folgen, die diese so nach sich ziehen kann. Deswegen kann man auch keine Frau zum Austragen der Schwangerschaft zwingen.

Ein Mitspracherecht des werdenden Vaters kann es hier nicht geben, das liegt in der Natur der Sache. Denn wenn die Schwangere für ihre Entscheidung (egal, für welche) das "OK" des Erzeugers bräuchte, wäre es ja nicht mehr ihre Entscheidung, sondern die des werdenden Vaters. Also würde so die hauptsächlich betroffene Person entmündigt, wenn sie weder abtreiben noch das Kind austragen könnte, wenn ihr Partner dagegen ist.

Ganz so ungefährlich ist eine Geburt auch nicht. Immerhin liegt die Inzidenz, bei der Geburt zu versterben, in Deutschland bei 7. Und es trifft auch völlig gesunde, junge Frauen.

Oder anders: man kann das Risiko, an etwas zu versterben, in Mikromort angeben.

Etwa 30% aller Geburten in Deutschland sind Kaiserschnitte. Ein Kaiserschnitt hat etwa 170 Mikromort.

Zum Vergleich: das Risiko einer gesunden 20-29jährigen, an COVID-19 zu sterben, liegt bei etwa 6 Mikromort.

Ist also doch nicht so ungefährlich, so eine Geburt. Sondern etwa 30mal gefährlicher als eine COVID-19-Erkrankung. (Ja, in höheren Altersgruppen steigt natürlich das Covid-Risiko - aber die werden auch nicht mehr schwanger).

Und außerdem ist nie ganz sicher, wer denn nun der Vater ist, zumindest bis zum Gentest. Also wer genau hätte dann ein Mitspracherecht? Alle in Frage kommenden?

Stelle dir folgendes Szenario vor: Du benötigst eine neue Nieren und dein Partner ist zufällig ein passender Spender. Kannst du dann entscheiden, ob er denn eine Niere hergibt?

Nein - natürlich nicht, das kann nur die Person selbst entscheiden. Es geht ja schließlich um ihren Körper, die Operationsrisiken gefährden und die Einschränkungen in der Zukunft belasten sie.

So ist es bei einer Schwangerschaft auch - da trägt allein die schwangere Frau alle möglichen Komplikationen, Risiken und Spätfolgen der Schwangerschaft und alle möglichen Komplikationen, Risiken und Spätfolgen der Geburt und hat deshalb alleiniges Entscheidungsrecht über ihren Körper.

Der Embryo ist ohne "Brutkasten" Mutter nicht überlebens- und entwicklungsfähig. Sollte es in der Zukunft möglich sein, ihn auf den Mann zu übertragen, bin ich mal gespannt, wie viele Männer dann die Schwangerschaft und Geburt auf sich nehmen und erst recht, wenn sie das gar nicht wollen und es nur der Frau zuliebe tun…

Außerdem ist man vor der Geburt noch kein "Vater" und es ist doch gar nicht gesichert, dass derjenige, der "Vaterrechte" für sich in Anspruch nehmen will, auch wirklich der Erzeuger ist.

Frohes Neues Jahr und alles Gute für dich!

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Ich bin seit fast 40 Jahren Hebamme

So eine ähnliche Frage gab es heute schon mal.

Ich wiederhole auch gerne meine Antwort noch einmal:

Ich bin zurzeit selber Schwanger und erfahre so aus erster Hand was der Körper und die Frau selber durchmachen müssen.
Dazu kommen nicht nur die Beschwerden während einer Schwangerschaft sondern auch andere Dinge wie z.B Einbußen beim Einkommen und ähnliches

Wenn man dies nicht möchte oder nicht bereit dazu ist, dann hat die Frau das Recht auch nein zu sagen.

Wenn man kein Kind haben möchte sind beide in der Verantwortung zu verhüten

Wollen beide das Kind und legen es auch darauf an, dann sollten sich beide aber auch so sicher sein, dass sie es bis ans Ende (und damit meine länger als die Geburt, wenigstens bis zum 18 Geburtstag des Kindes) durchziehen

Stell dir vor du musst eine Schwangerschaft austragen, die du gar nicht möchtest. Sowas ist psychisch eine enorme Belastung, zusätzlich zu den Beschwerden die ohnehin mit jeder Schwangerschaft einher gehen. Das Kind muss nun mal von der Frau ausgetragen werden, es wächst in der Frau, es geht um den Körper der Frau und somit liegt die Entscheidung letztendlich nun mal bei der Frau.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Hatte bereits eine Abtreibung

Natürlich sind kind und Mutter miteinander verbunden, nennt sich Nabelschnur wodurch das Kind mitversorgt wird und ganz ehrlich, die Frau muss es mehrere Monate austragen und selbst dann kann es belastend werden, hier ein Mitspracherecht zu erteilen für evtl 3 Minuten Spaß haben, nö... aber sowas von nö!