Schuld?
Vor gut einem Jahr ist meine Mutter eingeschlafen. Ich mache mir große Vorwürfe, habe Schuldgefühle.
Alles fing 2018 an. Mama kam mit einer Lungenembolie ins Krankenhaus. Auf der Intensivstation saß ich an ihrem Bett. Auf einmal bekam sie eine Puls von etwa 220. Ich habe sofort den Arzt informiert. Er hat daraufhin einen zentralen Venenkatheter gelegt. Und genau hier liegt das Problem. Nach dem Entfernen des ZVK entwickelte sich bei Mama ein Hämatom. Dies hat ihr so große Schmerzen bereitet, dass sie in eine Myasthene Krise fiel (starke Atemschwäche). Daher musste sie nun beatmet werden, entwickelte hierdurch eine Lungenentzündung, schließlich eine Sepsis. Die Medikamente, die während der Krise erhielt, verursachten eine Anämie. Nun wurden regelmäßige Bluttransfusionen notwendig. Folge: Eisenüberladung, Schäden der Organe.
Hätte ich nicht dem Arzt von dem zu hohen Puls berichtet, wäre es nie zu den weiteren Folgen gekommen. Hieran muss ich extrem knabbern. Ich hatte keine bösen Absichten, ich war voller Sorge wegen des hohen Pulses.
Habe ich Schuld? Wie kann ich das wieder gut machen?
5 Antworten
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Nein, du hast nach menschlichem Ermessen vollkommen richtig gehandelt. Vermutlich hat auch der Arzt nach ärztlichem Ermessen richtig reagiert.
Eine Lungenembolie an sich ist eine sehr gefährliche Krankheit, an der man schnell sterben kann. Ich kann natürlich nicht beurteilen, was die ärzte hätten anders oder gar besser machen können.
Wenn du aber den Arzt nicht verständigt hättest, hätte deine Mutter innerhalb einer Viertelstunde tot sein können. DANN hättest du vielleicht Grund zu Selbstvorwürfen.
Es ist wie bei der Ersten Hilfe: du kannst nur eines falsch machen - nichts zu tun.
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Eine Verkettung unglücklicher Umstände hat zu dem AbLeben deiner Frau Mutter geführt. So scheint es. Aber war es das auch wirklich? JA! Wäre sie dann nicht am bedrohlich zu hohen Puls gestorben. Vielleicht. Sogar noch naheliegender.
Du hast ihr Alter nicht erwähnt, aber sei dir sicher, keiner kommt hier lebend raus. Und die Zeit ist eine gute Lehrmeisterin, leider führt sie zum Tode.
Jeder kann nur in soweit für sein eigenes Tun verantwortlich sein und gemacht werden, in wieweit er eine Situation übersehen kann.
Wer mit 100 bei vollem Nebel über die Autobahn brettern, handelt unverantwortlich. Wer mit 30 entsprechend der Sichtweite fährt, handelt verantwortlich. Wenn ihm der Raser mit 100 Dr Auffährt, ist das unglücklich gelaufen aber keineswegs schuldhaft. Okay !!
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Habe ich Schuld?
Natürlich nicht. Erstens konnte niemand wissen, was sich dann entwickelt hat. Nichtmal der Arzt, und der sollte wohl wissen, was er tut.
Stell Dir mal vor, Du hättest keinen Arzt gerufen und sie wäre gestorben - Puls 220 ist ja nun kein Pappenstiel.
Du hast alles richtig gemacht. Aber am Ende ist es gekommen, wie es gekommen ist. Das ist der Lauf der Welt. Da kann übrigens der Glaube helfen: Der liebe Gott hatte anderes mit Ihr vor, er wollte sie bei sich haben.
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Deine Mutter gibt dir ganz sicher nicht die Schuld,
Ich auch nicht. Schätze, viele User ebenfalls nicht.
Wenn man so am Ohr ist und soviel Betreuung leistet am Krankenbett, würde jeder bei so einem Puls den Arzt rufen.
Hast du dir die Gegenfrage gestellt?
Was wäre passiert, wenn du nicht den Notruf gedrückt hättest? Wenn sie dann gestorben wäre? Unterlassene Hilfeleistung - da würdest du noch viel weniger drüber hinwegkommen, weil die Ärzte und Krankenschwester dumm gucken, dass du es zugelassen hast.
Leider ist es oft so, das mit dem Sterben eines für einen so wertvollen wichtigen Menschen immer , wirklich immer etwas bleibt, worüber man sich Vorwürfe macht. Ich kann da nur sagen , auch aus eigener Erfahrung heraus: wichtig ist das Gesamtpaket, nicht der eine Moment, wo man GLAUBT, was falsches gemacht zu haben.
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Mein Beileid! Du trägst keine Schuld, du hast gehandelt wie jeder in der Situation gehandelt hätte. Für die Verkettung der unglücklichen Umstände kannst du nichts. Ich wünsche dir von Herzen dass du dich von den Selbstvorwürfen frei machen kannst.