Schülerin weint auf Klassenfahrt, Nachsorge?
Guten Tag liebe Community, seit einiger Zeit bin ich nun verbeamtet und vor Kurzem war es dann soweit: die erste Klassenfahrt. Dementsprechend gefreut habe ich mich darauf, war aber auch etwas nervös, Klassenfahrt ist anders als Klassenzimmer. Ich kenne die Klasse allerdings sehr gut (dachte ich), es sind wirklich ganz liebe Jugendliche einer neunten Klasse und es ging auch nur drei Tage, von Mittwoch bis Freitag, nach Benedikt Beuern zu den sogenannten "Orientierungstagen". Dazu gehörten auch einige pädagogische Übungen bei denen sich jeder eingehend mit seinem Leben und sich selbst beschäftigen musste. Bei einer Übung, die Schüler/innen sollten einen Zeitstrahl ihres Lebens zeichnen und die verschiedenen Bereiche mit positiven oder negativen Farben markieren, konnte man schon zu Beginn feststellen, dass bei einigen Jugendlichen die Stimmung merklich kippte. Klar, für einige mag das eine Konfrontation mit unangenehmen Erlebnissen gewesen sein. Eine Schülerin fiel mir jedoch besonders auf. Sie ist normalerweise diejenige in der Klasse, die Verantwortung auf sich nimmt, immer positiv in die Stunde kommt, sie ist sehr beliebt und auch Klassensprecherin, weshalb ich sehr überrascht war. Nennen wir sie mal L. L. saß an einem Tisch und malte eben den Zeitstrahl, während ihr Blick sehr abwesend wirkte. Die anderen lachten noch teilweise oder unterhielten sich, aber sie sagte kein Wort. Einer der Referenten sprach sie kurz an, aber sie machte dicht und beteuerte, dass alles okay sei. Danach verkündete der Referent gerade, dass die Schüler eine halbe Stunde Freizeit hätten, als sie plötzlich einfach aufstand und mehr oder weniger überstürzt den Raum verließ. Ich ging ihr nach und fand sie alleine auf einer Bank sitzend, völlig aufgelöst und bitterlich weinend. Ich bot ihr das Gespräch an, aber sie wollte mir nicht wirklich viel erzählen, da ich ja auch ihre Lehrerin bin, weshalb ich sie nachher zu dem Referenten geschickt habe, mit dem sie wohl einige Stunden geredet hat. Nun gut, alles hat sich wieder beruhigt, aber mir ist trotzdem nicht sehr wohl dabei sie jetzt, da wir wieder zu Hause sind, komplett alleine zu lassen. Irgendetwas muss sie ja zum Weinen gebracht haben. Andererseits möchte ich auch nicht zu aufdringlich wirken, immerhin ist sie ja noch meine Schülerin. Was kann ich tun, um sie ein wenig zu unterstützen?
4 Antworten
Ich würde sie nochmal persönlich ansprechen und ihr anbieten, dass sie jederzeit mit Ihnen diskret reden könnte, falls sie es will. Das wird sie aber nicht machen, weil viele Menschen nicht in der Lage sind, Unangenehme Dinge aus ihrem Leben rauszukramen und nochmal zu verarbeiten mit der Meinung eines anderen. Stattdessen schieben sie diese Dinge beiseite und ignorieren das Problem, bis sie es irgendwann mal wieder einholt man seine Emotionen raus lässt.
Entweder sie lässt es einfach auf sich beruhen oder hat irgendwann die Reife jemanden diesbezüglich zu konsultieren. Jedoch vermag nur sie das zu entscheiden.
Ich würde ihr einfach noch einmal sagen, dass du für sie als Ansprechpartnerin dienst, wenn sie Redebedarf haben sollte.
Oft braucht man etwas Zeit, bevor man sich einem Lehrer öffnet und vielleicht wird das auch nie der Fall sein, aber ich denke es hilft ihr, wenn sie weiß, dass jemand da ist, falls sie mal jemanden braucht.
Also einfach offen ansprechen, dass du - sofern sie möchte - ihr zuhörst, aber sie nicht mit Fragen bedrängen, ich denke, das ist wohl in dem Fall das Beste.
Natürlich kannst Du ihr nochmal anbieten, mit Dir zu reden. Aber Du kannst ihr auch die sog. Kummernr. 116111 geben oder ihr sagen, dass sie auch einen Therapeuten oder Schulpsychologen in Anspruch nehmen kann.
Möchtest du nicht doch nochmal deine Schülerin ansprechen , wenn grade keiner zuhört ? Du kannst ihr doch ehrlich sagen , daß du dir Sorgen um sie machst . Sage ihr auch , daß es , egal was es ist, keinen Einfluß auf eure Beziehung , noch auf die Noten hat .