Schreibe eine GFS über Cäsar , dabei eine Übersetzung seiner Gefangenschaft bei den Piraten in Rhodos. Wie kann man seinen Charakter hieraus ablesen?

3 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Gaius Iulius Caesar ist auf einer Seereise bei der Insel Pharmakoussa (griechisch: Φαρμακοῦσσα; lateinisch: Pharmacus(s)a), in der Ägäis ein wenig südlich der Stadt Milet (griechisch: Μίλητος [Miletos]; lateinisch Miletus) auf dem kleinasiatischen Festland, von Seeräubern gefangen worden. Die Geschichte ist von den antiken Autoren in Einzelheiten unterschiedlich ausgeschmückt worden und sie stellen sie in einen verschiedenen zeitlichen Zusammenhang, bei Plutarch (der die ausführlichste erhaltene Schilderung gibt) ungefähr 80 v. Chr. (im Zeitraum 81 – 78 v. Chr.), bei anderen Autoren ergibt sich eine Datierung 75/74 v. Chr. (Caesar will nach Rhodos zum Rhetoriklehrer Apollonios Molon).

Über Caesars Gefangenschaft bei den Seeräubern und seine Reaktion gibt es mehrere antike Texte:

Velleius Paterculus 2, 41, 3 – 2, 43, 3

Valerius Maximus, Facta et dicta memorabilia 6, 9, 15

Plutarch, Caesar 1, 8 – 2, 7

Plutarch, Basileon apophtegmata kai strategon (Βασιλέων ἀποφθέγματα καὶ στϱατηγών; Aussprüche der Könige und Strategen/Feldherren; lateinischer Titel: Regum et imperatorem apophthegmata) 91, 1 (Ethika [Ἠθικά]/Moralia 205 f – 206 a)

Plutarch, Crassus 7, 5

Polyainos, Strategemata 8, 23, 1

Sueton, Divus Iulius 4 und 74,1

[Sextus Aurelius Victor], De viris illustribus 78, 3

Fenestella Fragment 30

Zum Ablesen des Charakters kann verwendet werden:

1) direkte Charakterisierung: Ein Autor schreibt ausdrücklich eine bestimmte Charaktereigenschaft zu.

2) indirekte Charakterisierung: Aus der Beschreibung gehen Charaktereigenschaft hervor, indem sich diese im Verhalten zeigen bzw. auf sie geschlossen werden kann.

Was zu Caesars Charakter hervorgeht, hängt zum Teil von dem antiken Text ab, der in Übersetzung zugrundeliegt

einige Möglichkeiten zu Charaktereigenschaften Caesars

  • Stolz und hohes Selbstwertgefühl: Caesar erklärt z. B. zu den Seeräubern, er wäre ein Lösegeld nicht von 20 Talenten, sondern von 50 Talenten (= 300.000 Denare) wert bzw. das doppelte Lösegeld der von den Seeräubern zuerst als Forderung genannten Summe. Er verhält sich ihnen gegenüber von oben herab, eher hochmütig.
  • Selbstvertrauen: Caesar verhält sich zuversichtlich und hat Vertrauen zu seiner Fähigkeit, mit der Situation fertigzuwerden.
  • Mut: Caesar zeigt keine Furcht. Er betreibt Spiel und Sport mit den Seeräubern, unterhält sich mit ihnen, verfaßt Gedichte und Reden, trägt sie vor und nennt herausfordernd die Seeräuber ungebildete Barbaren, wenn sie keine ausreichende Bewunderung dafür zeigen, er droht ihnen lachend und scherzhaft, er werde sie aufhängen.
  • Tatkraft: Caesar handelt energisch und schnell, nachdem er gegen Zahlung eines Lösegeldes freigelassen worden ist. Er organisiert eine Flotte, greift die Seeräuer an und nimmt sie (zumindest zum größten Teil) gefangen)
  • gebieterisches Verhalten: Caesar geht mit denen Seeräubern eher wie eine Leibwache als wie mit Gefangenenwächtern um. Er gibt Befehle, ruhig zu sein, wenn er schlafen möchte.
  • Entschlossenheit und Durchsetzungskraft: Caesar ist willensstark, faßt feste Entschlüsse, plant Maßnahmen und setzt sich bei der Umsetzung seiner durch.
  • eigenmächtige Selbstherrlichkeit: Caesar fordert, als Strafe eine Hinrichtung der Seeräuber zu vollziehen und führt dann die Tötung der gefangenen Seeräuber als Privatmann herbei, ohne oder gegen Befehl des zuständigen Statthalters der römischen Provinzen Bithynia und Asia, Marcus Iunius Iuncus, der die Seeräuber lieber in die Sklaverei verkaufen will (finanzieller Gewinn) oder eine Entscheidung hinauszögert.
  • Listigkeit: Bei Polyainos wird eine stark abweichende Fassung erzählt. Caesar richtet nach seiner Freilassung ein Festmahl aus, bereitet einen Wasserkrug voller Schwerter und Wein mit einem Schlafmittel vor und die Seeräuber werden, nachdem sie reichlich Wein getrunken ahben und eingeschlafen sind, getötet.
  •  Härte: Caesar bestraft die Seeräuber mit Hinrichtung (nach Velleius Paterculus, Valerius Maximus, Plutrach und Sueton: Kreuzigung; nach Fenestella: Enthauptung). Dies kann vielleicht als Grausamkeit beurteilt werden. Allerdings war in der Antike eine brutale Bestrafung nicht unüblich. Sueton, Divus Iulius 74,1 meint sogar zu der Geschichte, Caesar sei seiner Natur/seinem Wesen nach höchst milde gewesen (in ulciscendo natura lenissimus), weil er die Seeräuber vor der Kreuzigung erdrosseln ließ.


zu der Geschichte als Selbstdarstellungskunst Caesars:
Wolfgang Will, Veni, vidi, vici : Caesar und die Kunst der Selbstdarstellung. Darmstadt : Primus-Verlag, 2008 (Geschichte erzählt ; Band 11), S. 22 - 26

Überheblich und leichtsinnig.

Mit den Piraten, die offenbar so strohdumm waren wie die bei Asterix, konnte er es machen; mit den Senatoren in Rom nicht. Denn trotz Warnungen ist er völlig resistent gegenüber gutem Rat zu der Sitzung gegangen, bei der er dann ermordet wurde.

Von daher könnte man sogar einschätzen, dass viele seiner Erfolge in Gallien nicht unbedingt aus seiner Genialität herrühren, sondern möglicherweise Zufälle waren.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Unterricht - ohne Schulbetrieb

An Selbstbewußtsein hat es ihm nicht gemangelt, er hat die Lösegeldforderung für seine Person erheblich erhöht. Angst hatte er auch nicht. Er hat sich mit den Piraten unterhalten und gescherzt. Nach seiner Freilassung war er grausam und hat alle Piraten, die er gefangen nehmen konnte, kreuzigen lassen.