Schrauben beim Fahrrad nachziehen?

4 Antworten

Ungesicherte Schraubverbindungen sind allgemein anfällig für Vibrationen. Und ein Fahrrad vibriert schon ganz ordentlich.

Es ist dementsprechend wirklich sinnvoll, von Zeit zu Zeit alle Schrauben zu kontrollieren.

Normalerweise lösen sich Schrauben mit dem korrekten Drehmoment nicht von alleine. Aber es könnte nicht schaden vor langen Touren die sicherheitsrelevanten Befestigungspunkte an deinem Bike mal zu prüfen. Willst doch bestimmt sicher ankommen und vor allem wieder gesund nach Hause kommen. Die Wartung der Antriebskette, vorausgesetzt das Crossbike hat eine, ist besonders wichtig.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

rodelforodelfo  04.10.2022, 07:26

"Normalerweise lösen sich Schrauben mit dem korrekten Drehmoment nicht von alleine."

Das sieht in der Prais leider ganz anders aus. Insbesondere Schutzblech- und Geäckträgerbefestigngsschrauben sind nicht durch Schraubensicherng gesichert und lösen sich.

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Eigene Wartung ist nie verkehrt.

Insbesondere bei Schutzblech- und Geäckträgerbefestigngsschrauben ist das Nachziehen wichtig , denn sie sind üblicherweise nicht durch Schraubensicherung gesichert und können sich lösen.

Das ist besonders ärgerlich bei den Schrauben mit denen die Schutzblechstreben am Schutzblech verschraubt werden, denn diese sind keine Normteile, sondern herstellerspezifisch und daher entsprechend schwer zu kriegen.

Das größere Problem ist jedoch wenn sich die Befestigungsschrauben am Rahmen unbemerkt nur leicht lösen, denn speziell die höher belasteten Gepäckträger-Befestigungsgewinde können hierdurch im weichen Aluminiumrahmen ausleiern.

Insgesamt tut man sich als Viefahrer einen großen Gefallen wenn man diese diversen Schrauben auseinander pfriemelt und mit hochfestem grünem Schraubensicherungskleber behandelt, entweder von Loctite oder anderen Anbietern wie Loxeal oder Weicon (die sich an die Farbcodes des Marktführers Loctite halten).

Lösbar bleiben die Verbindungen allemal, weil der Schraubenkleber bei passiven Oberflächen (und das sind alle außer unbeschichtetem Stahl und Kupfer) nicht die volle Nennfestigkeit erreicht, auch nicht bei nichtrostendem Stahl wie er bei den Schraben für die Schutblech- und Gepäckträgerbefetigung fast imer verwendet wird.

Es gibt schon noch eine ganze Anzahl Verschraubungen am Fahrrad die sich lösen können, wobei dies seltener geschieht aber eben uach gravierender sein kann:

  • die HG-Befestigungsschraube für die Befestigung der Ritzelcassette ist so ein Kandidat. Shimano fügt bei teureren Ritzelcassetten eine hauchdünne Blechscheibe au der Innenseite der Schraube hinzu, die wohl das Lösen erleichtern soll. Leider löst sich die Schraube dadurch manchmal ungewollt.
  • beim Wechsel der Schaltrölllchen des hinteren Schaltwerks sollen gemäß Herstellervorgabe von Shimano die Befestigungsschrauben immer zugleich mit gewechselt werden was jedoch fast niemand macht. Diese Schrauben verfügen im Neuzustand über eine im Vorhinein applizierte Schraubensicherung mit zwei Koponenten in kleinen Mikrokapseln. Beim Hineinschrauben reißen diese Mikrokapseln, was zur Aushärtung der Schraubensicherung im Gewinde führt. Das funktioniert logischerweise nur einmal, daher die Shimano-Empfehlung neue Schrauben zu verwenden. Zumindes sollte man die Schaltrollenschraben unbedingt mit hochfestem Schraubesicherungskleber behandeln wenn man sie nicht gleich mit austauscht. Auch hier gilt das oben Gesagte: verzinkte, vernickelte, verchromte o.ä. Beschichtete sowie nichtrostende Schrauben sind passive Oberflächen, daher wird die volle Nennfestigkeit nicht erreicht.
  • Kettenradschrauben lösen sich überproportional oft nach dem Wechsel der Kettenräder. Werkseitig sind zumindest bei Shimano die Kettenradschrauben so fest angezogen dass man sie im Neustand kaum aufgeschraubt bekommt. Als Hobbyschrauber bekommt man das nach eiem Kettenradwechsel so fest niemals hin. Im Fahbetrieb finden dann Setzerscheinungen statt z.B. durch Einebnung der Grate in den Ansenkungen der Kettenrad-Bohrungen. Da die sehr kurzen Kettenradbestigungschrauben über keinerlei ausgleichende Dehnreserve verfügen können sie sich dann lösen und fallen raus. Wenn der unglückliche Fall eintritt dass gleich zwei benachbarte Schrauben herausfallen ann sich das Kettenrad beim harten Antreten um 180° weg falten. Auch hier gilt die Empfehlng der Verwendung von Schaubensicherungskleber, aber hierbei ist mittelfest (blau) die richtige Wahl.
  • eines der Fahrrad-Märchen die sich am hartnäckigsten halten ist die Annahme, dass sich Pedale von selbst festziehen würden, weil ihre Einschraubrichtung gleichsinnig mit der Tretrichtung sei. Leider falsch! Es zieht lediglich das Lösen der Pedale zeitlich etwas hinaus. Sich lösende Pedale gehören zu den besonders teueren durch sich lösende Gewinde verursachten Schäden, weil die in der Regel die (weichere) Alumininim-Kurbel zerstört wird bevor es überhaupt bemerkt wird. Die Fettschmiere mittels der im Pedal-Befestigungsgewinde Korrosion verhütet werden soll vermindert leider auch die Reibung, deswegen sollte generell halbjährlich nachgezogen werden und bei Aufsetzern des Pedals in der Kurve sowieso. Detail am Rande: ich habe einmal Pedale mit grünem (hochfestem) Loctite Schraubenkleber im entfetteten Pedalgewinde eingeschraubt. Ich bekam die Pedale trotzdem wieder gelöst (brünierte, verchromte o.ä. beschichtete Pedale sowie Aluminimkurbeln sind passive Oberflächen, daher wird die volle Nennfestigkeit nicht erreicht), aber die Kleber-Rückstände verblieben im Gewinde und erschwerten stark das Einschrauben neuer Pedale.
  • In BSA-Gewinde eingeschraubte Innenlager bergen den Virus des ungewollten Lösens quasi bereits als Geburtsfehler in sich, weil deren Einschraubrichtung der Tretrichtung entgegengesetzt ist, sich das Innenlager also in Tretrichtng lösen will. Ein schlagender Beweis dafür, dass sich in der Technik nicht immer die beste oder logischste Lösung durchsetzt. Trotzdem lösen sich Innenlager erstaunlich selten, wiederum ein Beweis dafür dass auch komplett unlogische Lösungen sehr gut funktionieren können.
  • Vierkant-Innenlager lösen sich dann manchmal, wenn ihre linke Befestigungsschale aus Kunststoff besteht und der Tretkraft auf Dauer nicht standhält. Bei Stahl-Lagerschalen wie z.B. von Truvativ passiert das fast nie.
  • Geschraubte Shimano Hollowtech 2 Lagerschalen der einfachen Kategorie wie die Shimano SM-BB52 verfügen über Kunststoff-Spacer, die unter hohem Anzugsmoment leicht nachgeben können, was zu einer starken Reduzierung der Anpreßkraft zwischen den Lagerschalen und den Strinseiten des Tretlagergehäuses des Rahmens führen kann. Bei den der XT-Qualität entsprechenden BB-MT800 Innenlagerschalen hat Shimano daher reagiert und setzt 3x 2.5mm Aluminium-Spacer statt der weichen Kunststoffspacer ein. Da diese nicht verschleißen kann man die Aluspacer später auch bei den billigeren Hollowtech 2 Lagerschalen wiederverwenden
  • Nur bei der Verwendung eines Kettenkastens mit Befestigung dessen Halterung zwischen der rechten Hollowtech-Lagerschale und dem Rahmen geht das nicht, weil die hierfür benötigten Spacer mit der Stärke 1.8 und 0.7mm nicht in einer Alminium- sondern ausschließlich in Kunststoffvariante zur Verfügung stehen.

Olaf68  04.10.2022, 12:44

DAS war mal ausführlich und fundiert - vielen Dank für die Mühe.

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