Sche*ßt die Leistungsgesellschaft auf unsere Psyche?

18 Antworten

Zum Teil, ja. Wobei "Leistungsgesellschaft" so abstrakt ist, das müsste man näher definieren, wen man damit meint. Wen meinst Du damit?

Chefs scheißen teilweise auf die Psyche ihrer Angestellten. Die wollen manchmal einfach nur Ergebnisse sehen.

Das Bildungssystem ist nicht unbedingt förderlich für die menschliche Psyche (aber es ist auch nicht so, als ob alles schlecht wäre).

Leistung ist an sich nichts Negatives. Bei einigen Menschen dürfte es sogar gesundheitsförderlich sein, wenn sie Gelegenheiten haben zu leisten. Solche Menschen sind leistungsmotiviert.

Andere sind nicht so leistungsmotiviert (sondern z.B. eher beziehungsmotiviert), und die würden in einem System, wo vie Leistung gefordert wird, schlechter klarkommen als Menschen, die eine intrinsische Leistungsmotivation haben.

Klar ist: Leistung ist nicht alles, nicht jeder wird damit glücklich, und unnötiger Stress ist gesundheitsschädlich.

Ich wüsste aber nicht, wie allgemeine Beschwerden über "die Leistungsgesellschaft" das Problem lösen. Das ist wie gesagt zu abstrakt.

Du scheinst in einer anderen Filterblase zu leben; jedenfalls nicht in meiner 😎

Die allermeisten Menschen in meinem Umfeld haben selbstbestimmt einen Beruf erlernt den sie mögen und gehen einer Arbeit nach, die ihnen weitestgehend Spaß macht oder auch Erfüllung bringt.

Der Lebensstandard ist relativ hoch, die Freiheiten enorm und die individuellen Möglichkeiten zur Selbstverwirklichung sind ausreichend.

Der Grad der Selbstausbeutung ist auch abhängig vom Verlangen nach höherem Einkommen, aber letztlich ist es doch jedem selbst überlassen wie sehr er sich knechten lässt. Jedenfalls gilt für die meisten (größeren) Firmen, die ich kenne, dass wenn man sich an alle betriebsrätlichen und HR -Regeln hält vor lauter Work-Life -Balance garnichts mehr bewegt bekommt.

Das kommt darauf an. In einer tatsächlichen Leistungsgesellschaft bekäme jeder genau das, was er entsprechend seiner Leistungen verdient hätte. So ein System haben wir derzeit absolut nicht (klare Gegenbeispiel sind hierbei z.B. 60-Fache Gehaltsunterschiede in einem Unternehmen, Renditen, Erbschaftem etc.).

Womöglich wäre eine echte Leistungsgesellschaft, die sich dabei auch noch an Leistungen für die Gesellschaft orientiert (hieße z.B. eine massive Aufwertung des sozialen Bereichs) das gerechteste und menschlichste System, das es überhaupt geben kann.

Das aktuelle System ist aber in großen Teilen absolut unmenschlich. Der Reichtum weniger (verbunden mit gewaltigen politischen Einflussmöglichkeiten) beruht auf der Armut bzw. dem Weniger-haben der Vielen und auf der Ausbeutung von Mensch und Umwelt. Das Privatleben wird indes gerade von den "modernsten" Unternehmen immer weiter durchdrungen und vereinnahmt mit gleichzeitiger Werbung für eine "Work-Life-Balance".

Allerdings stehen wir ohnehin angesicht der Digitalisierung und vielem weitern vor großen Herausforderungen und Umbrüchen, sodass wir zwamgsläufig in Zukunft andere Wege gehen werden müssen.

Wir werden doch zu Robotern gemacht, die am besten nur arbeiten und leisten.

Das ist Dein persönliches Empfinden. Ich empfinde das nicht so. Außerdem wird niemand gezwungen zu arbeiten. Nur kann er sich dann halt auch weniger leisten als jemand, der es tut.

Ich finde, dass man das sehr differenziert betrachten muss. Man kann auf jeden Fall nicht abstreiten, dass die Leistungsanforderungen in den meisten Berufen / Stellen die letzten Jahre / Jahrzehnte immer höher geworden sind, zumindest im Durchschnitt. In der Folge entstehen nachweislich auch immer mehr Erkrankungen wie beispielsweise Burnout. Nichts desto trotz ist auch jeder selbst dafür zuständig sich gute Freizeitausgleiche zu schaffen und sich nicht ausbeuten zu lassen. Das ist am besten mit möglichst hoher beruflicher Qualifikation möglich, denn in Zeiten von drastischem Fachkräftemangel hat man durchaus sehr viel Auswahl und kann sich eine entsprechende Stelle suchen, die am besten zu den eigenen Vorstellungen passt.