Samsung Galaxy s8 Kamera vergleichbar mit Spiegelreflexkamera?

7 Antworten

Hi,

Deine Frage an sich wurde hier schon von vielen beantwortet. Ich möchte Dir dazu noch gerne die technischen Hintergründe etwas deutlicher machen.

1. Der Grundlegende Unterschied ist der Sensor. In ein Smartphone passt zwangsläufig nicht so ein großer Sensor wie in ein großes Gehäuse einer DSLR-Kamera. Man kann zwar auch auf kleine Sensoren viele Pixel draufquetschen, aber darunter leidet die Bildqualität immens. Also wann immer Smartphonehersteller mit vielen MP werben: Das ist Schwachsinn. Jeder Pixel wird einzeln angesteuert. Erhöht man die Stromstärke am Pixel, so wird er empfindlicher für das einfallende Licht. Den Wert der Stromstärke nennt man bei Kameras "ISO-Wert". Erhöht man diesen, wird das Bild also heller (was besonders bei Dämmerlicht oder gar Nachtaufnahmen wichtig ist). Allerdings kommt es dabei bei eng aneinander liegenden Pixeln zu Störungen untereinander und das Bild verrauscht.
2. Die Sensorgröße wirkt sich außerdem noch auf die Tiefenschärfe aus. In der Fotografie bevorzugt man in der Regel eine sehr kurze Tiefenschärfe, um Motive freizustellen. D.h. z.B. das Gesicht einer Person ist scharf, der Hintergrund aber schön verschwommen. So wird der Fokus auf das Gesicht der fotografierten Person gelenkt und nicht auf den verwelkten Strauch im Hintergrund. Kleine Sensoren bewirken eine große Schärfentiefe, während große Sensoren wie die einer DSLR (noch stärker bei Kameras mit Vollformatsensor, die Einsteiger-DSLRs haben die kleineren APS-C Sensoren) nur eine kürzere Schärfentiefe zulassen.
Die Tiefenschärfe lässt sich zwar zudem noch über die Blendenöffnung, die Brennweite und die Abstandsverhältnisse von Kamera - Motiv - Hintergrund regeln, aber auch die ersten beiden Werte lassen bei einer Smartphonekamera i.d.R. keinen Spielraum zu.
3. Bei einer DSLR kannst Du alle Einstellungen manuell machen. Ich weiß nicht, ob die Kamera vom S8 das zulässt (ich habe zumindest schonmal ein Smartphone gesehen, wo das möglich war), aber selbst wenn, dann längst nicht so genau und vielseitig wie bei einer DSLR. Die Blendenöffnung z.B. (auch wenn die wieder zudem vom Objektiv abhängig ist), die Verschlusszeit, den ISO kann man manuell wählen, Weißabgleich, Bildstil (auch nicht unwichtig, Stichwort "Dynamic Range") und und und.
4. Der Brennweitenbereich ist bei Smartphonekameras sehr begrenzt (das ist sozusagen der Bildausschnitt, der von der Umgebung abgebildet wird; ein Tele-Objektiv ist somit so ähnlich wie ein Fernglas und ein Weitwinkel zeigt einen größeren Ausschnitt, als unsere menschlichen Augen z.B. wahrnehmen können). Im Normalfall liegt hier nur eine recht weitwinklige Festbrennweite vor und der Zoom ist nur digital vorhanden (geht also auf Lasten der Bildqualität, da nur ein Ausschnitt aus dem gesamten Bild genommen wird). DSLRs besitzen Wechselobjektive. D.h. Du kannst so ziemlich jede Brennweite (die heißt so, weil sie die Strecke zwischen Linse und Brennpunkt im Objektiv beschreibt) auf Deine Kamera packen. Da solltest Du Dir allerdings genau überlegen, was Du Dir holst, da Objektive ziemlich teuer sind und die Megazoom-Objektive, die viele Brennweiten abdecken, dafür in einigen Bereichen Qualität einbüßen müssen.

Ich würde mir zum Einstieg ein Objektiv mit etwas Zoom holen, was von der Brennweite her so um die 50mm herum liegt (50mm bilden im etwa so einen Bildausschnitt ab, wie wir mit unseren Augen sehen; bzw. das gilt nur für einen Vollformat-Sensor, auf einem APS-C ist der Ausschnitt wieder etwas kleiner, aber das Thema will ich jetzt nicht auch noch aufrollen; Stichwort "Crop-Faktor", wenn Dich das interessiert), da Du damit recht viele Einsatzmöglichkeiten hättest. Später könntest Du Dir dann nach und nach noch das ein oder andere Objektiv dazu holen. Die kannst Du dann an Deine Einsatzgebiete in der Fotografie anpassen. Für die Fotografie bei Nacht brächtest Du z.B. ein Objektiv mit großer Blendenöffnung (d.h. mit einem kleinen Wert für die Blendezahl: f/2.0 und kleiner) und je nachdem, was Du damit fotografieren willst, die Brennweite dazu wählen (für Nachthimmelaufnahmen z.B. ein Weitwinkel, d.h. unter 50, besser unter 35mm).
Und merke Dir: Das Objektiv spielt eine größere Rolle als der Kamera-Body!

Als Kamerabody könntest Du z.B. eine Canon oder eine Nikon nehmen, das sind beides Spiegelreflexkameras. Ganz vorne mit dabei wäre momentan außerdem die 6000er-Reihe von Sony. Das wäre eine spiegellose Kamera (damit wäre der Autofokus z.B. schneller, die Kamera ist etwas kompakter; die Bildqualität ist die gleiche). Gehe am besten mal dafür in ein Geschäft und schaue Dir an, welche am besten in der Hand liegt, wo Du das Menü am übersichtlichsten und einfachsten findest, die Tastenbelegungen, usw.. Erst wenn Du da die richtige gefunden hast, solltest Du Dir Objektive ansehen, da die auf den Anschluss der Kamera passen müssen (jede Marke hat in der Regel einen eigenen Anschluss). Ich würde auch kein Kit-Objektiv nehmen (das sind die Standard-Objektive, die meist zusammen mit dem Body angeboten werden), da diese oft eine schlechtere Qualität haben.

LG


BoundHound 
Beitragsersteller
 16.11.2017, 18:22

Vielen Dank für die Ausführliche Antwort. Welche Kamera bzw. Welche Kamera-Objektiv-Konbi würdest du bei einem Preis von max. 1000€ empfehlen?

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eexFree  16.11.2017, 19:13
@BoundHound

Gerne. :)
Wie gesagt, Du solltest schauen, welcher Body Dir am besten in der Hand liegt und danach wählen.

Ich persönlich würde wohl mit dem Budget die a6000 (440€) oder a6300 (890€) von Sony nehmen (Body).
Das Objektiv hängt dann sehr davon ab, was genau Du fotografieren möchtest. Wenn Du Dich zum Einstieg noch nicht so sehr festlegst, dann vielleicht das 18-105mm f/4 (530€) von Sony. Damit hättest Du immerhin etwas Spielraum, allerdings wenig Lichtstärke.
Für Aufnahmen bei Nacht wäre vielleicht das 30mm f/1.4 von Sigma (330€) gut. Das ist sehr lichtstark, aber mit der Festbrennweite wärst Du auf Dauer und je nach Einsatzgebiet evtl. etwas eingeschränkt. Ansonsten gäbe es als lichtstarke Festbrennweite noch das 50mm f/1.8 von Sony (275€).
Am besten schaust Du da mal selbst. Entweder auf amazon oder auf der Seite von Sony https://www.sony.de/electronics/objektive).

Und gehe auf jeden Fall ins Geschäft und nimm die Kameras in die Hand. Die Bildqualität ist bei allen sehr ähnlich, es geht vor allem darum, wie gut sie Dir in der Hand liegt und wie gut Du mit den Tastenbelegungen und dem Menü zurechtkommst.

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PleurePas  20.11.2017, 01:00
@BoundHound

A6000 mit 16-50mmF3,5-5,6 Kitobjektiv + Sigma 30mmF1.4 Sony E-Mount und damit hättest Du schon alles. Da es eine APSC Kamera ist, gelten die 30mm Brennweite an der Kamera als Normalbrennweite also so wie eexFree schon mit 50mm an einer Vollformatkamera beschrieb.

Von DSLRs halte ich zum Einstieg nicht viel, weil vom Handy kommend am Ende die Meisten eh übers Display fotografieren weil sie es auch gewohnt sind gleich zusehen wie das Bild später mal wird.

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Das S8 bzw. jede Handykamera ist ein Witz gegen eine Spiegelreflex. Selbst wenns eine schlechte bzw. Anfänger Spiegelreflex ist. Mit einer Spiegelreflex ist das Fotografieren, aber nicht so einfach, wie mit dem Handy. Man muss da schon wissen was man tut. ISO, Blende, Belichtungszeit. Gegenlichtaufnahmen sind immer eine Herausforderungen, weil man eigentlich immer gegen Blitzen muss. Dafür sind solche Bilder sehr schön..

Aber nur weil du eine Spiegelreflex hast, heißt das nicht das die Bilder besser werden. Automatik-Modus der Spiegelreflex macht jetzt nicht unbedingt tollere Bilder als irgendeine Digitalkamera. Zwar bessere als das Handy, aber eine Spiegelreflex sollte man sich zulegen, wenn man Spaß daran hat die Werte selbst einzustellen und so das Bild beeinflussen kann.

Du musst aber für was ordentliches keine 1000 € ausgeben. Eine gebrauchte tut's auch. Ich selbst habe eine Pentax K-30 mit einem Kitobjektiv und einem Teleobjektiv von Sigma. Mit extra Akku und Tragetasche, sowie Stativ für unterwegs (stabiles 3-bein-stativ) und Reinigungszubehör (Mikrofasertuch fürs objektiv sowie eine Ohrenspritze zum Pusten (ja das ist die billige variante für ein Blasebalk mit Staubfiler) haben wir damals rund 500 € ausgegeben. Ah eine SanDisk Pro  SD-Karte noch :D

Man ist immer wieder erstaunt, wie gut die Bilder im vergleich zum Handy aussehen.

Die DSLR ist natürlich einem Micro-Kamera-Chip eines Smartphones haushoch überlegen, schon allein von der einfallenden Lichtmenge, der Möglichkeit für viele verschiedene Objektive und weiteres Zubehör! 

Eine SLR macht natürlich bessere Bilder.

Selbst meine Jahre alte Kompaktkamera lässt bei ungünstigen Lichtbedingungen noch jedes Handy alt aussehen.