Sahen die Menschen im Mittelalter wirklich so anders aus als wir heute?

7 Antworten

Denk daran: damals gab es keine Kosmetik. Die Haarschneidekunst beschränkte sich oft aufs Wegschneiden, was vor den Augen hing. Die Leute waren viel draussen. Das gerbte die Haut.
Die Schönheitsideale waren ganz anders als heute. Wirklich schöne Menschen - nach unseren Messkriterien - gab es wohl nicht. Ist Mona Lisa schön? Man könnte das erst sagen, wenn es Fotos aus dieser Zeit gäbe. Mona Lisa ist schön gemalt - mehr nicht.


earnest  31.07.2020, 20:44

Keine Kosmetik? Make-up gibt es wohl schon ab Eva & Adam.

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adelaide196970  01.08.2020, 15:15

Mona Lisa ist nur ein gut gemaltes Bild mit einer gewissen Technik. Man sagt sogar, da er es nie verkaufte, da es seinen Geliebten darstellt. Diese Person wird erst heute als schön bezeichnet, warum auch immer. Damals nicht. Aber schau dir mal die Bilder von Botticelli an, der immer seine hübsche Freundin malte.

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Vielen Dank für die hilfreichen Antworten :) Ich habe selber auch nochmal darüber nachgedacht und musste irgendwann an das Buch "Das Parfüm" von Patrick Süskind denken unzwar an die Beschreibung der Mutter Grenouille am Anfang des Buches. Ich meine mich zu erinnern, dass die Mutter mit mitte Zwanzig noch als "hübsch" galt, denn sie hatte noch die meisten Zähne und Haare auf dem Kopf. Demnach stimme ich PapaPapillon vollkommen zu, dass es diese schönen Menschen, zumindest solche nach heutigen Maßstäben, wohl nicht gab. Und vermutlich sind die porträts auch dazu noch von den Künstlern verschönert worden :) Vielleicht ist die Aussage, dass Anne Boleyn etc. als schönste Frauen ihrer Zeit galten, dann doch so zu verstehen, dass sie im Vergleich zu all den anderen hübsch war ;)


BeviBaby  31.07.2020, 20:01

Wie gesagt... schönheit ist subjekiv... die Begründung als solche es an Mutter Grenouille festzumachen ist allerdings vollkommen absurd.
Hier ist die Rede von Schönheit in einer bestimmten ZEIT und unter bestimmten Voraussetzungen. Für eine Frau vom Lebenswandel etc. von Mutter Grenouille sieht SIE sich noch als hübsch, wenn ich mich recht entsinne.

Die Aussage kommt in einer Passage, in der es in erster Linie darum geht sie sähe gar nicht so schlecht aus, hätte noch fast alle Zähne im Mund und Haar auf dem Kopf und könne es damit vielleicht noch zur Gattin eines respektablen Händlers etc. bringen (grob gesagt, denn ich habe das Buch vor Jahren mal gelesen).
Die Einschätzung ist also vermutlich eher ihre eigene und damit eher Wunschdenken als allgemeine Meinung (die Süßkind nebenbei auch nicht abbilden kann, denn das Buch spielt 200-300 Jahre bevor er geschrieben wurde, wenn ich mich recht entsinne.

Natürlich kann man eine Anne Boleyn nicht mit einer Fischhändlerin aus den Elendsvierteln von Paris vergleichen.

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Die Leute waren damals tatsächlich "weniger schön" als heute, denn die Medizin interveniert heute sehr viel, heute scheinen verschönernde Massnahmen bei Kindern völlig normal, bzw. das Rückgängig machen von entstellenden Zügen...

Schau dir mal, was es alles für "vermeidbare" "Schönheitsfehler" in ländlichen Gegenden von Indien oder Afrika gibt, wo man keinen Zugang zu all diesen medizinischen Massnahmen hat: fehlende Zähne, Zahnfehlstellungen, etc. etc.

Früher gab es das alles auch nicht:

  • Man hatte keine Zahnspangen, um schiefe Zähne oder Kiefer gerade zu rücken. Die, die das hatten, mussten damit leben ("Pferdegebiss", Unterbiss, etc.)
  • Man konnte abstehende Ohren nicht wegoperieren
  • Man konnte Male nicht aus dem Gesicht operieren.
  • Kropf war häufig in Jodarmen Gegenden
  • Buckel - dagegen konnte man auch nicht viel machen
  • Klumpfuss konnte man nicht operieren
  • Es gab keine Prothesen, keine Rollstühle
  • Brillen waren nur für Reiche erschwinglich
  • Kosmetik konnte man nur machen, soweit die Salben und Pasten der Kräuterkundigen halfen...

BeviBaby  01.08.2020, 16:38

Bei den Zähnen gebe ich dir recht. Alles andere ist fraglich.

Abstehende Ohren konnte man gut verbergen. Zu diesen Zeiten wurden die Haare länger getragen und zu frisuren gemacht, es wurden Hauben und Schleier getragen.

Male aus dem Gesicht operieren konnte man nicht. Aber man konnte sie verbergen bzw. überschminken.

Der Kropf in Jodarmen Gegenden ist korrekt. Allerdings sprechen wir hier eher über den Adel, wenn es schon um Portraits geht. Zumindest in diesem Punkt wird der einen etwas besseren Speiseplan gehabt haben.

Gegen einen Buckel konnte man, tatsächlich, auch nicht viel machen.

Ein Klumpfuß konnte nicht operiert, aber durch entsprechende Schuhe ausgeglichen werden. Die klassischen Portraits waren nicht unbedingt mit Füßen und allgemein hat man von den Füßen unter Bodenlangen Kleidern eher weniger gesehen.

Ein Rollstuhl ist keine kosmetische Erfindung und nebenbei gab es den sehr wohl. Skizzen für einen Rollstuhl gibt es von 1420; ein Rollstuhl als solcher ist, in Anbetracht der Tatsache, dass es Stühle und Räder bereits zuvor gab, keine abwegige Erfindung. Und auch ohne den Rollstuhl wird es im Rahmen des Adels mit Sicherheit Sänften etc. gegeben haben.
Prothesen gab es in der Grobform, doch auch die werden nicht groß ins Gewicht gefallen sein... eine Amputation überlebten damals die wenigsten.

Auch Brillen sind nicht kosmetisch orientiert.

Und Kosmetik konnte man aus so ziemlich allem machen. Das hat wenig mit Salben und Pasten von Kräuterkundigen zu tun. Klassisches Make-Up und Schönheitstricks gab es in der Geschichte IMMER.

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Du darfst jedenfalls eines nicht vergessen: die fotorealistische Portraitmalerei ist eine Erscheinung des späten 18. Jh., frühen 19. Jh., die Künstler "filtrieren" das Gesehene durch ihre Seele, ihre handwerklichen Fähigkeiten, und dann erst entsteht ein Bild. Auch eine Ann Boleyn kann zauberhaft ausgesehen haben, doch die Verewigung ist einem eher mittelmäßigen Portraitmaler zur Last gefallen... Persönlich finde ich die Heidi Klumm auch nicht begehrenswert, aber Geschmack ist bekanntlich kein Thema allgemeinen Streitgespräches... LG, Nx.

Nein, die sahen ganz normal aus so wie heutzutage auch, totaler Durchschnitt. Nur die Kleidung war anders.