Reproduziert ihr Rassismus [bei Texten, Liedern]?


01.04.2022, 09:45

01.04.2022, 09:47

14 Antworten

Wie würdet ihr Handeln falls ihr solch einen Text vor euch hättet? Würdet ihr den vorlesen?

Ich würde den Text so lesen, wie er ist. Wenn dort N*ger oder Mohr geschrieben steht, lese ich es so vor. Im Gegensatz zu manch anderen bin ich durchaus dazu imstande, den Text einzuordnen. Sprich den historischen/geschichtlichen Kontext berücksichtige, mir diese Begriffe deshalb aber nicht automatisch zu eigen mache.

Wenn also in einer alten Geschichte von einem N*gerkönig die Rede ist, spreche ich es aus und berücksichtige den Kontext. Dieses N-Wort-Geschwurbel mache ich also nicht mit. Wenn ich dann explizit schreibe, dass ich selber Schwarze nicht als N*ger betiteln würde, sollte es eigentlich jeder halbwegs gebildete Mensch kapieren.

Wenn ich ein Zeitdokument vor mir liegen habe, komme ich ja auch nicht auf die Schnapsidee, die Aussagen zu verfälschen. Mit alten Märchen und Geschichten handhabe ich es nicht anders. Ich berücksichtige in dem Fall die Zeit, in denen sie verfasst wurden - und würde gegenüber Kindern eher aufklären, warum solche Begriffe heutzutage aus diesen oder jenen Gründen nicht mehr verwendet werden.

Unabhängig davon werden gewisse Begriffe negativ konnotiert, obwohl eigentlich das genaue Gegenteil der Fall sein sollte. Eine "Mohrenkopf" Apotheke hat sich wohl kaum so benannt, weil man in damaligen Zeit etwas Schlechtes oder Negatives damit verbunden hat. Noch bescheuerter wird es, wenn man einem schwarzen Koch verbieten möchte, das eigene Lokal "Zum Mohrenkopf" zu nennen.

Die aufgebrachten Kritiker und Besserwisser merken dabei gar nicht, dass ihr Verhalten purer Rassismus ist. Das ist aber ein Thema für sich, es dennoch kurz erwähnt haben wollte. Wenn in alten Filmen, Geschichten oder Texten also von Mohr, N*ger oder ähnlichem geschrieben wird, lese ich es so vor - und füge eine Erklärung an, warum man heute nicht mehr jene Begriffe verwendet.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Plato: Das Denken ist das Selbstgespräch der Seele.

Wenn Begriffe als Ideologeme entkleidet sind, dann darf man das überlegen - das hängt vom Publikum ab, vor einem erwachsenem Publikum sollte es möglich sein solche Dinge schlicht zu ignorieren. Muss man davon ausgehen, ein weniger reflektiertes Publikum zu haben, sollte man dergleichen lieber umschiffen.

Ich finde, dass einiges übertrieben wird. Und ich frage mich, ob nicht die, die sich über das sachliche Wort im sachlichen Text/Kontext aufregen, nicht eigentlich die sind, die Probleme haben.

Und einige Afroamerikaner mit denen ich mich mal unterhielt, sagten klar, es kommt immer auf den Kontext und den Ton des Menschen an.

Und historische Texte derart zu kritisieren ist m. E. übertrieben. Außer natürlich, du hast einen NN- oder KKK-Text oder deren Lieder. Das ist dann wieder ein ganz anderes Thema

Ich bin dagegen, historische / alte Texte zu verbieten, zu zensieren oder umzuschreiben.

JEDER ist in der Lage, ein kurzes Vorwort oder eine Erläuterung zum Text zu lesen oder zu sagen, das es ein Text ist in dem Worte auftauchen die heute nichtmehr zeitgemäß sind.

Wörter sind nicht böse, die Absicht der Menschen, die sie zur Beleidigung machen sind es. Wenn man jedes Wort, das schon missbraucht wurde zensieren wollte wären wir dazu verdammt, zu schweigen.

Was ich übrigens besonders heuchlerisch finde: Wir (weißen) schreiben anderen vor, durch was sie sich gefälligst beleidigt zu fühlen haben. Als könnten das die Betroffenen nicht selbst entscheiden.
Dann muss ein "Zum Mohrenkopf" der von einem Schwarzen geführt wird sich Rassismus vorwerfen lassen nur weil er den Namen mag oder Familien werden gedrängt, ihren Nachnahmen zu ändern weil er grade nichtmehr politisch korrekt ist. Selbst Ortsnamen die es seit Ewigkeiten gibt (es geht wohl bis auf die Römer zurück) sollen verändert werden weil sich eine (wiedermal weiße) Person darüber mockiert hat.

Aber ist dieses N-Wort tatsächlich noch rassistisch? Immerhin gibt es ja faktisch keine. Sie werden Schwarze, Farbige, darkskinned, maximalpigmentiert oder mit PoC (People of Color) bezeichnet. Insofern handelt es sich doch lediglich noch um ein Phantasiewort oder Schimpfwort, wie "Dummkopf" oder so.

Rassismus hat übrigens nichts mit der Hautfarbe zu tun