Relevanz der Endoparasiten im Ökosystem?
Wie ja allgemein gelehrt wird, haben alle Lebewesen einen wichtigen Platz im Ökosystem, da z.B. kleinere Organismen häufig die Lebensgrundlage darstellen für die "nächsthöheren" Organismen, bis hin zu den Spitzenpredatoren bei Tieren.
Nun kommen wir zu den Parasiten, die man ja in Exo- und Endoparasiten unterteilen kann.
Bei Exoparasiten (z.B. Blutegel oder Zecke) profitieren ja noch einige Tiere von Ihnen als Nahrungsquelle (Störche, Vögel etc.), bei Endoparasiten jedoch, die im Wirt von innen heraus parasitieren, gibt es ja keine Organismen, die z.B. von einem Bandwurm "profitieren" könnten.
Die Reduzierung der Population ist zwar denkbar, aber die Intention eines Parasiten ist es ja nicht, seinen Wirt zu töten, sondern ihn möglichst lange am Leben zu erhalten, da ja sein eigenes Leben direkt davon abhängt. So sind ja auch die meisten Parasiten ausgelegt, eine direkte Dezimierung der Population bewirken sie also nicht.
Was ist also der Sinn der Endoparasiten im Ökosystem und wäre es schlimm, wenn es diese nicht gäbe? Ist der Platz von Bandwürmern z.B. im Ökosystem relevant???
Bitte nur ernstgemeinte und sinnvolle Antworten. Danke!
2 Antworten
Die Reduzierung der Population ist zwar denkbar, aber die Intention eines Parasiten ist es ja nicht, seinen Wirt zu töten, sondern ihn möglichst lange am Leben zu erhalten
Das muss er auch gar nicht, um die Population seines Wirts zu limitieren bzw. regulieren. Parasiten reduzieren die Fitness des Wirts auch durch nicht-letale Effekte. Das Immunsystem muss ständig gegen den Parasiten kämpfen, was Kraft kostet. Möglicherweise wirkt ein von einem Parasiten befallener Wirt auf Fortpflanzungspartner nicht so attraktiv und zeugt dadurch weniger Nachkommen. Auch der Stress durch Parasiten wirkt sich negativ auf die Reproduktionsleistung aus und führt zu verminderter Nachkommenzahl. Und natürlich entzieht der Parasit dem Wirt ja auch einen Teil dessen Nahrung und damit wichtige Ressourcen, sodass die übrig bleibende Energie nur für einen kleineren Wurf bzw. ein kleineres Gelege ausreicht. Solche nicht letalen Effekte auf die Populationsentwicklung sollte man nicht unterschätzen. Ein Beispiel, das zwar nicht auf Parasiten bezogen ist, demonstriert das. Bei Singvögeln hat die Prädation durch Hauskatzen nicht nur Folgen durch die Prädation selbst, sondern auch nicht letale Effekte. Allein die Anwesenheit von Katzen hat zur Folge, dass die Fütterungsrate der Jungen um 40 % abnimmt. Die Jungen wachsen also langsamer oder es verhungern mehr Jungtiere.
Was ist also der Sinn der Endoparasiten im Ökosystem
Sinn ist sicher das falsche Wort. Parasiten besetzen einfach eine vorhandene ökologische Nische. Sie sind sich nicht bewusst, dass sie eine wichtige regulatorische Funktion wahrnehmen.
und wäre es schlimm, wenn es diese nicht gäbe?
Auf jeden Fall. Ohne Parasiten würden die Populationen ein Übermaß annehmen, das das Ökosystem überlasten würde. Stellen wir uns z. B. mal vor, es gäbe keine Parasiten. Die Population der Pflanzenfresser nähme stark zu, sodass sie die Pflanzen übermäßig dezimieren würden. Dadurch verschwindet ihre eigene Nahrungsgrundlage, es bricht die Population der Pflanzenfresser ein. Mit den Pflanzenfressern verschwindet nun die Nahrungsgrundlage der Fleischfresser und was bleibt dann vom Ökosystem noch übrig? Nicht mehr viel!
Naturschutzexperten fordern deshalb, dass im Naturschutz die Rolle der Parasiten nicht übersehen werden sollte. Parasiten mögen lästig sein, sie sind für Ökosysteme aber genauso wichtig wie alle anderen Arten und daher durchaus "schützenswert".
und wäre es schlimm, wenn es diese nicht gäbe?
Auf jeden Fall. Ohne Parasiten würden die Populationen ein Übermaß annehmen, das das Ökosystem überlasten.
Das gilt natürlich nicht für den Menschen. Wieder einmal ist er die große Ausnahme in der "Natur".
Oder sollten wir doch alle Antibiotika verbieten?
Nein, weil Pflanzenfresser nicht nur von den Fleischfressern reguliert werden, sondern v. a. von ihrer eigenen Nahrung, also Pflanzen, die sie durch Überhandnehmen ihrer eigenen Population selbst zerstörten. Die Population der Fleischfresser wird lediglich aus einer Richtung reguliert, nämlich durch die Pflanzenfresser und daher zeitverzögert. Außerdem muss man betonen, dass auch Pflanzenfressen und Prädation letztendlich Formen von Parasitismus sind.
Parasiten sind Lebewesen, die in oder auf anderen Lebewesen leben und von ihnen leben. Sie spielen eine wichtige Rolle in Ökosystemen, indem sie die Populationen ihrer Wirte regulieren, die Nahrungskette beeinflussen und die Artenvielfalt fördern. Ohne Parasiten wären Ökosysteme anders, vielleicht sogar schlechter.
Hallo, vielen Dank für die rasche und kompetente Antwort. Eine Anmerkung hätte ich aber zu dem Beispiel der Populationsentwicklung bei Pflanzenfresser, die Überhand nehmen.
Würden diese dann nicht gleichzeitig durch die Dezimierung von entsprechend mehr Fleischfressern eh schon reguliert werden? Denn wenn sich die Population der Pflanzenfresser sich positiv entwickelt, würde ja dann auch die Population der Fleischfresser positiv entwickeln und das regulieren. Da spielen die Parasiten doch eher ein geringe Rolle, oder?