Rassismus bei der Polizei - Was könnten die Gründe sein, dass bei der Polizei mehr Rassismus herrscht als bei anderen staatlichen Institutionen?

3 Antworten

Es gibt in der Realität schon gewisse Auswüchse polizeilicher Korruption und auch Rassismus durch die Polizei in Deutschland und auch durch die Bundeswehr, die auch ein sehr starkes Naziproblem hat, wobei ich denke, dass das früher noch um einiges schlimmer war als heute. Dennoch: Die Probleme sind da und werden von höchste Stelle öffentlich nicht geleugnet!

https://www.youtube.com/watch?v=3q4KirdY_mk

In meiner Heimat - Vorstadt/Landmilieu - war die Polizei bis in die frühen 2000er hinein noch mehr oder weniger geschmiert wie eigentlich jede Instanz dort; Stichwort "CDU-Mafia" - die Peripherie war mehr oder weniger rechtsfreier Raum für gewisse Leute, während andere vorsätzlich gedemütigt wurden, weil sie aus einer "nicht so guten" Familie stammten oder sonst wie "nicht so wertvoll" waren oder "nicht so auf die Festle gegangen sind", da genügten hanebüchene Argumente. Und da gingen auch mal Akten "einfach so verloren" und Vorfälle wurden nachsichtig oder gar nicht verfolgt, mangelhaft oder gar nicht überprüft und nachhaltig, ich sage mal, "falsch eingeschätzt", damit nichts "gemacht" werden musste.

Der Schlendrian wurde erst beendet, als die alten, ich sage mal deutlich vor 1950, eher zwischen 1930 und 1940 geborenen "Dorfsheriffs", die ständig am Stammtisch saßen und dort auch Tipps gaben, wann und wo man am besten besoffen nach Hause fährt und wo und wie man nicht erwischt wird, allmählich in Rente gingen und von jungen, nach der Ausbildung aufs Land versetzten Polizeihauptmeistern ohne regionalen Bezug, dafür aber mit Anstand und Berufsethos, abgelöst wurden.

Ansonsten ist Machtmissbrauch durchaus ein Thema, wenn man diese Reportage vom MDR auf sich wirken lässt.

https://www.youtube.com/watch?v=BkE0NHAvnDU

Jetzt aber zu deinen Fragen.

Rassismus bei der Polizei - Was könnten die Gründe sein, dass bei der Polizei mehr Rassismus herrscht als bei anderen staatlichen Institutionen deiner Meinung nach?

Ich tue mich damit einigermaßen schwer, aber ich weiß, dass es gerade bei jungen Polizisten (ich sage mal am Anfang ihres Berufslebens und deutlich unter 40) relativ viele "Brutalo-Cops" gibt, die nicht immer den richtigen Ton treffen und auch überproportional oft zu Gewalt greifen - vor allem gegen sozial Schwache, weil sie es können, sich sicher fühlen und Polizisten sich alle gegenseitig decken.

Aus dieser Ecke sehe ich schon die Gefahr, dass schwächere und ggf. wehrlose Personen wie auch "Ausländer" erst richtig eine auf den Deckel kriegen - die können sich weder menschlich noch juristisch oder sprachlich wehren und kämen gar nicht auf den Gedanken, haben keine Lobby und sind leichte Opfer im eigentlcihen Sinne, die auch einem Beamten, der sich daneben benimmt, nichts entgegen setzen können.

Und solche Beamten machen das, weil sie es können - und weil sie wissen, dass ein Kollege sie sowieso deckt und nichts passiert. Polizisten sind da wie Lehrer - sie decken sich sogar dann, wenn sie wissen, dass sie im Unrecht sind und alles auf der Kippe stehen könnte inklusive der eigenen Existenz.

Wenn dann mal ein Schuss fällt oder ein Nichtsesshafter oder Asylbewerber oder ein Ausländer oder Angehöriger anderer Randgruppen sonst wie (etwa weil er zu Tode geprügelt wird) bei so einer Sache stirbt, wird im Härtefall so argumentiert nach dem Motto ... mei, das war ja nur ein Ausländer/ein Obdachloser; das war nur irgendein Niemand, der sowieso der Gesellschaft zur Last fiel. Anhörungen finden statt, aber ermittelt wird meist nicht richtig oder verschwinden Akten und "gesühnt" wird es selten, wenn ein solcher Mensch durch Polizeigewalt, die ggf. überzogen war und dem Anlass nicht gerecht war, zu Tode kommt. Die Beamten werden alle zusammenhalten und sagen, natürlich wollte der uns wehtun und ohne Frage war er gewaltbereit und aggressiv, selbst wenn im Ernstfall gar keine Gefahr bestand und man mehr oder weniger "mit der Waffe spielen wollte" - ich würde auch sagen, dass so junge Polizisten oft psychisch nicht so reif sind, mit einer Waffe umzugehen. Gutachten sind das eine, die tatsächliche mentale Reife ist das andere und die ist bei vielen Menschen in jungen Jahren noch nicht gegeben. Wenn ich viele, die um die 30 sind, mir so ansehe, bin ich irgendwie fassungslos und auch 40-Jährige in durchaus bürgerlichen Berufen sind teils noch ziemlich "kindisch" und man fragt sich, woher diese erschreckende Unreife kommt.

Wenn so jemand dann "Polizist" ist und meint, er sei ein cooler Cop wie aus dem Fernsehen, gibt eines das andere. Und es sind eigentlich nur sehr junge Polizeibeamte, die entsprechend negativ auffallen; es sind nicht die alten Hasen, die über manchen Dingen auch drüber stehen und sie richtig einschätzen können und wissen, dass ggf. von einem Obdachlosen oder einem Ausländer, der sich bedrängt und in die Enge getrieben fühlt, im Ernstfall eine andere Gefahr ausgeht als von einem Flüchtigen, der bewaffnet ist und ein alter Stammkunde. Die würden auch den Dialog ganz anders aufbauen als ein junger Polizist, der sich aufspielt und sich ggf. viel zu viel auf sich selber einbildet, weil er meint "ich bin Polizist, ich bin Polizist" und den dicken Maxe raushängen lässt.

Hast du Rassismus durch eine Staatliche Institution erlitten?

Ich wuchs in den 90ern / frühen 2000ern als "Ausländerkind" auf und habe viel Leid erlebt und vieles, was nach heutigen Maßstäben Alltagsrassismus wäre - das fing im Kindergarten (kommunale Trägerschaft) an und betraf auch andere "Ausländerkinder", ging in der Realschule weiter, aber gerade bei Behörden gab es nie Probleme. Ich trete aber auch ziemlich direkt auf und bin nicht zimperlich in der Wahl meiner Mittel im Rahmen des Legalen, lasse mich weder hinhalten noch einschüchtern - das ist eventuell der Unterschied.

Noch ein Beispiel: Wer um 2000 als russlanddeutscher Viktor, Sergej, Eugen oder Vladimir oder auch als junger Türke oder junger Grieche, Italiener, Kroate usw. auf Lehrstellensuche ging, der wurde abgewiesen und beim Arbeitsamt abgewimmelt oder schikaniert oder auch für dumm verkauft und ausgelacht, auch bei guten Noten. Als Michael, Christoph oder Torsten aus deutscher "guter" Familie war das ganz anders. Ich kann hier etliche sehr nachdenkliche Geschichten berichten - und um 2010 gab es diese Tendenzen immer noch.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Ich kann es dir leider nicht sagen, aber ich denke das die machtposition die mit dem Amt einhergeht leute in dem Beruf eher zu solchen Taten verleitet. Zudem können faschistische Menschen durch den Job bei der Polizei wichtig fühlen und das Gefühl bekommen macht zu haben/ ihr "vaterland" regieren. Wäre mur meine Idee, heißt aber absolut nicht das es stimmt


Ein anderer prominenter Fall, der sehr wahrscheinlich Mord war und bei dem sehr viel Rassismus in der Polizei ans Licht gekommen ist, ist Oury Jalloh.

Ich denke Rassismus in der Polizei entwickelt sich unteranderem dadurch, dass die Polizei oft mit kriminellen Leuten, welche einen Migrationshintergrund haben, zu tun hat und denken, dass Leute aus bestimmten Regionen krimineller als ,,Deutsche" sind. Allerdings beachten sie nicht, dass ein sehr großer Anteil an Kriminellen junge Männer sind und junge Männer bei Menschen mit Migrarionshintergrund überproportional vorhanden sind und es wird auch gerne vergessen, dass die soziale Lage ein viel größerer Faktor für Kriminalität ist, als die die Herkunft.

Zudem habe ich das Gefühl, dass eher leicht konservativ bis rechts eingestellte Menschen zur Polizei gehen als politisch mittig oder links eingestellte Personen. Außerdem hat die Polizei halt ein Problem mit Rechtsextremismus, was rassistische Tendenzen leider nochmal fördert.

Rechtsextremistische und rassistische Einstellung gibt es auch beim Militär gar nicht so selten. Das Militär hat ebenfalls ein Rechtsextremismusproblem.