Radfahren mit Zusatzgewicht?
Hi,
viele Jogger packen doch extra Gewicht auf ihre Schultern um die Leidtung im Training zu steigern. Funktioniert das auch beim Radsport?
Danke für die Antworten im Vorraus.
4 Antworten
Jein.
Der Unterschied zwischen dem Joggen und dem Radfahren ist, dass man beim Joggen bei jedem Schritt das komplette Körpergewicht hochhebt. Einschließlich eventueller Gewichte. Während auf dem Fahrrad das Gewicht von den Rädern getragen wird und man die Muskelkraft nur für die Vorwärtsbewegung verwendet. Deshalb braucht das Radfahren so viel weniger Kraft als das Joggen.
Wenn du auf dem Fahrrad Zusatzgewichte mitnimmst, werden die ebenfalls vom Fahrrad getragen. Wenn du auf ebener Strecke mit konstanter Geschwindigkeit fährst, machen 10 kg hin oder her überhaupt keinen Unterschied. Du merkst das Zusatzgewicht nur beim Beschleunigen und wenn du bergauf fährst.
Wenn du also nicht einen nennenswerten Teil deiner Strecke bergauf fährst, hält sich der Nutzen von Zusatzgewichten echt in Grenzen.
Wenn du die Belastung erhöhen möchtest, würde ich schlechter rollende Reifen empfehlen - am besten so fette, grobe Matschreifen für's MTB, da merkst du dass es kaum vorwärts geht.
Und ganz generell, weil du in einem Kommentar danach fragst: Radfahren ist für Muskelaufbau ein denkbar schlechtes Training. Der Körper baut ja Muskeln dann auf, wenn er merkt dass nicht genug Kraft da ist - du wirst aber auf dem Fahrrad nichtmal annähernd an die Grenzen deiner Kraft gehen. Es hat schon so seinen Sinn, dass die Bodybuilder in der Muckibude so viel Gewicht stemmen, dass die Muskeln nach wenigen Bewegungen versagen und eine Pause nötig ist.
Stelle dir mal vor, beim Radfahren so kräftig aufs Pedal zu drücken, dass die Muskeln nach 10 Pedaltritten nicht mehr können und du erstmal eine Minute rollen lassen musst...
Klar: Mit höherer Kraftbelastung auf dem Pedal (z.B. "dickerer" Gang, was übrigens nicht gesund für Knie und Ausdauer ist) wirst du auch auf dem Fahrrad als netten Nebeneffekt ein kleines Bisschen Muskelwachstum bewirken können. Aber es geht wesentlich effizienter, wenn du stattdessen auf die Beinpresse gehst oder Kniebeugen mit Langhantel machst.
Bitte auch bedenken: Beim Radfahren werden außer den Beinen praktisch keine anderen Muskeln verwendet. Viele Radsportler, die nur Rad fahren, haben an Rumpf und Oberkörper ungesund wenig Muskulatur. Im Hinblick auf die allgemeine Gesundheit ist das nicht unbedingt förderlich und es ist dringend zu empfehlen, nebenbei wenigstens ein moderates Krafttraining für den oberen Teil des Körpers zu machen.
Ja, dass die Empfehlung eines dicken Ganges weit verbreitet ist, weiß ich. War es nicht z.B. Jan Ullrich, der bergauf immer besonders dicke Gänge wuchtete? Verstehe ich ehrlich gesagt bis heute nicht. Ich habe es als großen Vorteil empfunden, als ich mir endlich eine Kadenz von 100/min angewöhnt hatte.
Ja, es ist vermeidbar, sich mit großen Gängen die Knie kaputt zu machen. Bei der Sitzposition usw. gibt es doch sehr unterschiedliche Philosophien, die für manche Fahrer funktionieren und für andere nicht. Die Frage ist, ob man's rechtzeitig merkt, wenn es nicht gut ist.
Genauso, wie man auf der Beinpresse viel kaputt machen kann. Ich weiß immer nicht, ob ich lachen oder weinen soll, wenn bei mir im Studio der eine Bubi ganz selbstbewusst an der Beinpresse das Maximalgewicht einsteckt, um dieses dann aus halb gestreckten Beinen heraus zu reißen und bei jedem Ablassen die Knie zusammen schnalzen zu lassen...
200 km an einem Tag bin ich noch nie gefahren (max. 192 km im Flachland, allerdings mit Reisegepäck). 3800 Höhenmeter hatte ich mal als Königsetappe einer Alpenüberquerung. Alles mit breiten Reifen und natürlich mit 20%-tauglichem ersten Gang ;)
Ich schrieb ja, Deine Antwort war OK.
Es ging ja auch nicht um das - natürlich falsche Fahren mit dicken Gängen - sondern lediglich um die Frage zum Zusatzgewicht und da eben eine Alternative.
Meine Trittfrequenz ist je nach Möglichkeit / Gegebenheit 100 U/min (ich kann aufgrund des jahrelangen Trainierens kaum anders). Ich fahre grundsätzlich eher einen kleineren Gang als notwendig, nicht nur, wenn ich sehr viel vorhabe.
Wenn ich tatsächlich mal in Ermangelung von Bergen auf ein Event hin trainierte, machte ich das mit den dicken Gängen in der Ebene als eine dreimal 10-minütige Intervall-Einheit im immer noch moderaten Bereich, dazwischen waren dann aktive Pausen.
In meinem Profil kannst Du ja meine "Highlights" sehen, was dahinter für eine Jahresleistung steckt, um solche Touren mit Spaß zu absolvieren, kann man daraus nicht entnehmen.
Happy Cycling 🚴♀️
PS
Jetzt bin ich alt und mache nur noch manchmal 100 km-Touren.
Aber warum haben die Fahrer an der Tour de France oftmals so durchtrainierte Beine?
Aus zwei Gründen.
Erstens, die fahren eben nicht nur Fahrrad. Die verbringen ggf. sogar den größeren Teil ihres Trainings in der Muckibude und machen dort sowas (Kate Courtney, amerikanische Weltcup-Mountainbikerin).
Und zweitens, was anscheinend viele nicht auf dem Schirm haben: Muskeln müssen nicht besonders groß sein, um beeindruckend auszusehen. Sondern dafür reicht es eigentlich, wenn kein Fett zwischen den Muskeln ist, das deren Konturen verwischt. Mit 5% Körperfettanteil sieht jeder normal-muskulöse Mensch sehr durchtrainiert aus. Einfach, weil die Muskeln sehr gut sichtbar sind. Nicht, weil die Muskeln groß wären.
Schaue dir mal den Körper von Jonas Vingegaard an, dem letzten TdF-Sieger... Die Oberschenkel sind alles andere als dick. Für eine Ausdauerleistung braucht man keine dicken Muskeln, sondern "zu große" Muskeln bedeuten tendenziell auch einen "zu hohen" Energiehunger...
Hab grad noch ein Bisschen was ergänzt, einschließlich eines konstruktiven Vorschlags ;)
Ja, das ist üblich.
Ich mache das nicht mit Gewicht, sondern mit entsprechend schwereren Gängen, einem sogenannten "dicken Gang".
Dazu muss man nicht zwangsläufig einen Berg haben.
Nachtrag - und dann gibt es noch Berge, da ist der kleinste Gang noch (fast) zu schwer. 🚴♀️
Ja, das bringt bei Bergtraining was.
Im Training fahre ich nach Feierabend häufiger mit meinem schweren Cityrad mit Gepäcktaschen über meinen Hausberg.
Im "Rennen" fliege ich dann mit dem leichten Rennrad förmlich den Berg hinauf. 😁👍
Ich fahr mit dem Fahrrad auf Arbeit (1Weg=22km) hilft das dann auch beim Muskelaufbau?
Ja klar, kannst auch alternativ oder zusätzlich einen "dicken Gang" fahren.
klar funktioniert das.
@ RedPanther Deine Antwort habe ich gelikt, weil sie ausführlich und OK ist.
Deine (berechtigte) konstruktive Kritik zu meiner Art "dicker Gang" statt Gewicht bedarf zumindest eine Ergänzung.
Das ist eine Empfehlung von erfahrenen Sportlern, für erfahrene Sportler. Ich fahre seit Jahrzehnten mit Rennrad und MRB - auch in den Alpen, meine Knie und meine Ausdauer sind immer noch TOP.
Ergo, "dicke Gänge" sind lediglich eine temporäre Art Muskeln zu aktivieren.
Mit Sicherheit können ungeübte Menschen sich mittels Beinpresse oder Kniebeugen mit Langhantel besser die Knochen / Muskeln kaputt machen, als auf dem Rad.
Aber auch das schaffen die Leute, zumeist sitzen sie verkehrt auf ihrem Rad - zu hoch oder zu tief ist die Regel - das geht auf die Knie und klaut Power ...^^.
Auch hast Du recht, dass Radeln einseitig ist und Ausgleich geschaffen werden muss, damit man Ü200 km Touren über die Berge schafft.