Quinte oder Tritonus?

2 Antworten

Hallo,

Quinte oder Quarte entscheidet sich nicht über die Zahl der Halbtonschritte, sondern über die Stammtöne.

f-h hat 3 Ganztonschritte (6 Halbtonschritte) und ist eine übermäßige Quarte.

Übermäßig, weil es ein Halbtonschritt mehr als bei der reinen Quarte f-b ist, Quarte, weil h der vierte Ton vom f an gerechnet ist, wobei der erste und der letzte Ton mitgezählt werden: f-g-a-h.

f-ces hat auch sechs Halbtonschritte, ist aber eine verminderte Quinte (ein Halbtonschritt weniger als die reine Quinte f-c, außerdem ist c der 5. Ton von f an gerechnet).

Herzliche Grüße,

Willy

Richtig ist, dass die reine Quarte fünf einzelne Halbtonschritte, der Tritonus sechs und die reine Quinte sieben Halbtonschritte hat. Da die übermäßige Quarte und die verminderte Quinte in absoluten Tonabständen der Halbtonschrittanzahl von sechs entspricht, können sie aus Sicht des bloßen Tonabstandes mit dem Tritonus gleichgesetzt werden.

Das Abzählen von Halbtonschritten ist ein "struktureller" Ansatz und zur grundsätzlichen Erklärung hilfreich. Er ist in tonaler Musik aber nur sehr begrenzt sinnvoll, weil er Intervalle auf bloße Abstände reduziert und weder ihre "Qualität" noch ihre tonale Strebewirkung betrachtet, die in der klassischen Tonalität eigentlich immer dazugehört.

Strebewirkung ist die mit dem Intervall und seiner in Tonnamen/Tonbeziehungen formulierten Gestalt einhergehende Bewegungsrichtung: Die Tendenz, wie sich ein (meist dissonantes) Intervall weiterbewegen/auflösen "will" oder regelkonform "darf". Und hier macht es einen riesigen Unterschied, ob etwas ein Tritonus, eine verminderte Quinte oder eine übermäßige Quarte ist:

  • Oktave und Quinte ruhen in sich und haben keine Strebetendenz.
  • Die Quarte kann eine Strebetendenz nach unten haben, vor allem, wenn sie wie eine Dissonanz vorbereitet und behandelt wird (z.B. im "Quartvorhalt").
  • Übermäßige Quarten bewegen sich nach außen (z.B. C-Fis --> C-G).
  • Der Begriff "Tritonus" impliziert (vom Wort her) heute keine direkte Strebetendenz und kann daher bedingt umfassend verwendet werden. Gemäß seiner Etymologie und in der älteren Musiktheorie entspricht "Tritonus" aber der übermäßigen Quarte und strebt daher nach außen.
  • Verminderte Quinten bewegen sich nach innen (also z.B. C-Ges --> C-F oder H-F --> C-E).
  • Kleine Septimen lösen sich nach unten auf.
  • Übermäßige Sexten bewegen sich nach außen.

Marcoschnarko  27.09.2019, 17:55

Ob es Quinte oder Quarte ist, zeigen die bloßen Notenköpfe (ohne # oder b) in den Noten an. Die Halbtonschritte, die man besser am Klavier abzählen kann, sagen einem, was genau es für eine Quinte oder Quarte ist. Gemünzt auf das Beispiel:

Von f rauf zum h braucht man auf dem Papier (den ersten Ton mitgezählt) vier Schritte, also Quarte. Auf dem Klavier sind es (den ersten Ton NICHT mitgezählt) sind es sechs Töne, also zuviel für eine reine Quarte. Die Quarte ist also übermäßig.

Anderes Beispiel:

C rauf zu Ges. Auf dem Papier eine Quinte, auf dem Klavier 6 Halbtonschritte, also zu klein für eine Quinte. Die Quinte ist vermindert.

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