Psychiatrie gefährlich?

15 Antworten

Lebst du noch im Mittelalter? Natürlich wird man dort nicht in Ketten gelegt und Gummizellen gibt es vereinzelt zwar noch, sehen aber viel moderner und patientenfreundlicher aus. Gefährlich ist es auch nicht, oft sind verhaltensauffällige und aggressive Patienten mit ihren Betreuern unterwegs.

Zu den Medikamenten: Oft ist es tatsächlich so, dass medikamentöse Therapien anderen alternativen Therapien vorgezogen werden, da hierfür die Kosten und der Aufwand der Behandlung am geringsten sind. Hab 6 Wochen in einer Psychiatrie ein Praktikum absolviert.

Ich glaube, du liest/hörst/siehst zu viele dummerhaftige Bücher/Filme usw. Dort wird nicht die Realität geschildert!

Eine Psychiatrie ist ein ganz normales Krankenhaus, nur dass die Menschen nicht im Bett liegen und psychische und keine körperlichen Krankheiten haben.

Dass Menschen fixiert werden, ist die absolute Ausnahme und dient ihrem eigenen Schutz und dem Schutz anderer.

Klar, es werden Medikamente verabreicht, aber eben nur die Medikamente, die im Einzelfall sinnvoll und erforderlich sind. Auch in einem "normalen" Krankenhaus bekommen die Patienten Medikamente verordnet.

Es besteht definitiv eine erhöhte berufliche Gefährdungslage, in der geschlossenen Abteilung einer Psychiatrie tätig zu sein.

Patienten erhalten besondere Therapien und Medikationen, aber eine Gruppe von Ihnen, diejenigen mit Fremdgefährdung(spotential) sind nicht 100%ig sicher zu therapieren und im Einzelfall auch angriffsbereit.

Ich bin vor Jahren von einem Patienten bei einem Impulsdurchbruch durch herbeigeführten Sturz auf die Halswirbelsäule schwer verletzt worden und die Schmerzstörung hat sich chronifiziert.

Wichtig ist das Umfeld: Arbeiten Ärzte, Pfleger, Psychiater und Sozialpädagogen eng zusammen? Wie sind die Schutzmaßnahmen für die Pfleger, Lehrer und Betreuer? Arbeit im Team oder auf sich allein gestellt?

Das muss genau geregelt sein. Ein Restrisiko besteht auf einer solchen Station immer.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung
stimmt es eigentlich, dass eine Psychiatrie sehr gefährlich ist ?

Als Mitarbeiter kommt es auf die Station drauf an, aber grundsätzlich nein.

Also so wie in Psychofilmen ?

Nope, eher wie nen großes Krankenhaus oder auch betreutes Wohnen.

Wird man dort in Ketten gefesselt und in einer Gummizelle eingesperrt ?

Nur mit richterlichen Beschluss, aber mit Ketten schon gar nicht. Personen werden (mit Beschluss), wenn sie eine Gefahr für sich selbst oder anderen sind meistens akut an ein Bett mit Gurten fixiert. Diese tuen normalerweise aber auch nicht weh. Es gibt verschiedene Fixierungsarten. Bei uns wurden 2 bis 11 Punkt angewandt.

Die Unterbringung in eine Gummizelle ist auch nur temporär.

Wird man Medikamenten vollgepumpt ?

Eine medikamentöse Einstellung ist in 98% der Fälle von Nöten, allerdings ist diese dafür da, den Menschen zu helfen und nicht diese ruhigzustellen oder sie vollzupumpen.

Quelle: Habe 1 Jahr in einer Psychiatrie gearbeitet.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Qimpsotmarpf  15.08.2021, 16:16

Die Ruhigstellung ist eine traurige Tatsache. Ich habe sehr viel davon mitbekommen, weil wir eine gute Freundin aus den Fängen der Psychatrie befreit haben. Die Ruhigstellung findet zumeist dann statt, wenn die Leute einfach weniger Arbeit und mehr Ruhe haben wollen. Meine Freundin war garnicht psychisch krank, sie war nur alkohol- und medikamentenabhängig und hatte den frühen Tod ihrer Mutter nicht verarbeitet. Welchen Sinn soll es denn machen, eine medikamentenabhängige Person zusätzlich zu sedieren, wie es bei ihr oft genug geschah? Es dauerte lange, bis wir sie mit guten Anwälten, aufwändigen Gutachten und einigen tausend gesammelten Euros aus dem Bekanntenkreis da raushauen konnten. Und warum in aller Welt haben sie die ausgerechnet an den Tagen, wenn ein Gutachter vorbeikam oft so sediert, dass dieser seine Arbeit nicht machen konnte?

Die Ruhigstellung erfolgt übrigens nicht nur in der Psychatrie. Das geschieht auch in normalen Altersheimen. Das habe ich immer dann festgestellt, wenn ich meine Großmutter unangemeldet besucht habe. Sie war regelmäßig so heftig medikamentös ruhiggestellt, dass sie kaum ansprechbar war. Als ich nachfragte hat mich die Pflegerin sogar angeschrien, was ich mir einbilden würde, einfach unangemeldet zu kommen. Ich hätte mich gefälligst einen Tag vorher anzukündigen, damit sie sie wach werden lassen. Aber wozu gibt es dann allgemeine Besuchszeiten? Meine Großmutter war nur altersschwach, leicht dement und benötigte eine Erwachsenenwindel. Es gab absolut keinen Grund für so eine Betäubung. Später fanden wir heraus, dass sie sie stundenlang in der vollen Windel liegen gelassen haben. Die Sedierung erfolgte nur, weil sie sich öfter darüber beschwert hat.

jonas129  15.08.2021, 18:07
@Qimpsotmarpf

Tut mir sehr leid von solchen Fällen zu hören, allerdings kann ich mit reinem Gewissen sagen, dass das nicht meinen Erfahrungen in einer Psychiatrie entspricht.

Wenn wir gemerkt haben, dass eine Person die Medikamente nicht verträgt oder zu abgeschossen ist, werden sie sofort abgesetzt und der Arzt für eine neue Einstellung hinzugezogen.

Es wurden bei uns sowieso eig kaum Sedativa eingesetzt.

Meine Freundin war garnicht psychisch krank, sie war nur alkohol- und medikamentenabhängig und hatte den frühen Tod ihrer Mutter nicht verarbeitet

Ohne ihr zu nahe treten zu wollen, aber eine Abhängigkeit ist so gut wie immer eine psychische Krankheit und letzteres hört sich nunmal nach einer Depression an.

Nein das sind nur Gespräche mit Ärzten und Phyologen