Pro/Contra Klinikaufenthalt Magersucht?

5 Antworten

Dass Du Rückfälle hast, wenn Du keine vernünftige therapeutische (ambulante) Hilfe hast, ist logisch!

Dass diese eine Therapeutin Dich nur mit einem BMI von 15 aufnimmt, hat sicherlich einen Grund, hilft Dir aber null weiter. Denn Du brauchst ja jetzt Hilfe. Ich würde weitere Therapeuten kontaktieren und mich auf weitere Wartelisten setzen lassen.

Eine Klinik macht schon Sinn, vor allem wenn aktuell kein Therapieplatz vorhanden ist und damit keine Hilfe. Es sollte aber dann vielleicht eine andere Klinik sein.

Verschlimmern und Rückfälle kann es immer geben , ganz unabhängig davon, welchen Eindruck man gerade hat. Ich habe selbst eine Essstörung gehabt.

Ansonsten mache weiter so und sei stolz auf Deine Erfolge! 💪🍀

Aus psychotherapeutischer Sicht: ein BMI unter 15 ist lebensgefährlich. 15 ist das absolute Minimum, damit ein/e Psychotherapeut/in es verantworten kann, ambulante Therapie zu machen (das ist auch so vorgeschrieben). Ich als Therapeut hätte kein gutes Gefühl, wenn jemand genau an dieser Grenze zu mir kommt. Es kann leicht passieren, dass ich den / die Patient/in zwischendurch doch wieder in die Klinik einweisen muss und die Therapie unterbrochen wird. Und es wird eben doch anfangs hauptsächlich darum gehen, mehr zuzunehmen. Weil ein BMI von 15 nicht genug ist.

Wenn du nicht in die Klinik willst, solltest du dir eine zeitliche Frist überlegen, in der du auf einen BDI von mindestens (!) 15 kommst. Es ist super, dass du eine Therapeutin gefunden hast. Sie wird den Platz aber nicht ewig auf unbestimmte Zeit freihalten können. Frag sie danach. Bedenke, dass du, wenn du die Frist nicht einhalten kannst, doch in die Klinik musst und sich alles noch länger hinzieht.

Mein Rat ist: erst Klinik, dann ambulante Psychotherapie.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Psychotherapeut - manchmal auch gesunder Menschenverstand

Darkrider280  04.07.2024, 08:27

Und anstattdessen überlässt man den Betroffenen lieber sich selbst?

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Pineapple140  04.07.2024, 08:32
@Darkrider280

Nein, nicht sich selbst, sondern einer professionellen Hilfe, die das Leben und die Gesundheit der Betroffenen sicher stellt. Das kann ambulante Psychotherapie in dem Fall nicht leisten. Wer mit einer riesigen klaffenden Wunde in eine Arztpraxis geht, wird auch an eine Klinik weiterverwiesen.

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Darkrider280  04.07.2024, 08:36
@Pineapple140

Die Fragestellerin hat geschrieben, dass ihr bei der Ursachenbekämpfung nicht geholfen wurde und dabei braucht man Hilfe. Alleine durch das Zunehmen löst man das Problem nicht. Eine ambulante Therapie kann zumindest Tipps geben, wie man sich bspw. bei Rückfällen an besten verhält. Die Fragestellerin hat offensichtlich nichts an die Hand bekommen.

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Pineapple140  04.07.2024, 08:49
@Darkrider280

Das sehe ich ja auch so. Ein Klinikaufenthalt löst das Problem nicht, das kann die Klinik auch nicht leisten. (Insofern hinkt mein Arzt-Vergleich.) Die ambulante Therapie im Anschluss ist sehr wichtig. Deshalb werden die Betroffenen in der Klinik auch dazu angehalten, einen Therapieplatz zu suchen.

Das war ganz sicher auch bei der Fragestellerin so, und auch ganz sicher hat die Psychotherapeutin ihr geraten, vor der ambulanten Therapie erst in die Klinik zu gehen und dort zuzunehmen.

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Darkrider280  04.07.2024, 13:50
@Pineapple140

Die hat sie aber eben nicht erhalten, die ambulante Hilfe. Nach den von ihr erwähnten Klinikaufenthalten und das ist ein Unding. Das heißt, sie ist die ganze Zeit alleine mit ihrer Essstörung. Dass es ihr dabei nicht besser geht und es Rückschläge gibt, ist doch dann nur logisch.

Naja, aber zumindest kann doch eine Klinik Ratschläge geben, die ihr solange Abhilfe schaffen, bis sie einen Therapeuten hat. Man kann doch nicht erwarten, dass insbesondere ein Kind so etwas alleine wuppt. Und die Leute dort sind vom Fach.

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Pineapple140  04.07.2024, 18:44
@Darkrider280

Ja das stimmt, idealerweise kann in der Klinikzeit schon ein Therapieplatz gefunden werden, so dass es nahtlos weitergeht. Aber Therapieplätze sind leider knapp, so dass das oft nicht möglich ist. Das ist ein Problem. Aber weder die Klinik noch die ambulanten TherapeutInnen sind daran schuld. Die Klinik ist nach dem Klinikaufenthalt nicht mehr zuständig, die sind mit ihren stationären Patienten mehr als ausgelastet.

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Darkrider280  04.07.2024, 19:42
@Pineapple140

Das mit der Knappheit ist sicherlich richtig, das musste auch ich feststellen. Aber es ist ja durchaus möglich, wie ich schon sagte, dem Patienten zumindest ein paar Tipps zu geben für u.a. die Übergangsphase.

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Pineapple140  04.07.2024, 21:46
@Darkrider280

Ja, das stimmt. Das wird normalerweise auch gemacht. Es geht nicht nur um die Gewichtzunahme in psychosomatischen Kliniken. Zumindest vom Konzept her. Aber auch hier fehlt es oft an PsychotherapeutInnen, so dass das Therapeutische oft zu kurz kommt. Tipps gibt es wie gesagt schon, aber das reicht nicht. Nach einem Klinikaufenthalt fällt man leicht in die alten Muster, wenn die Struktur auf einmal wegfällt.

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Darkrider280  05.07.2024, 08:28
@Pineapple140

"Nach einem Klinikaufenthalt fällt man leicht in die alten Muster, wenn die Struktur auf einmal wegfällt."

Stimmt. Aber hier liegt es dann auch am Patienten, mithilfe der Tipps den Alltag zu meistern. Dass ein Klinikaufenthalt nicht alle Probleme und Ursachen lösen kann, ist klar.

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Pineapple140  05.07.2024, 22:05
@Darkrider280

Ja, das stimmt. Bei Psychotherapie geht es immer auch um Eigenverantwortung. Zwingen kann man niemanden. Gerade bei Jugendlichen ist es aber schwierig, an die Eigenverantwortung zu appellieren, weil sie dazu noch nicht so in der Lage sind wie Erwachsene. Sie können die Folgen ihres Handelns auch noch nicht so gut überblicken.

Einige Jugendliche mit Essstörungen sind nur auf Initiative der Eltern in der Klinik, und haben gar nicht vor, danach weiter an ihrer Störung zu arbeiten. Sondern planen, die zugenommen Kilos schnell wieder loszuwerden.

Das soll kein Vorwurf sein und das trifft auch nur auf einen Teil der PatientInnen zu. Aber das jugendliche Alter in Kombination mit dem Charakter dieser Störung und der Dynamik in der Beziehung mit den Eltern bringt so etwas leider mit sich.

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Darkrider280  06.07.2024, 09:22
@Pineapple140

"Einige Jugendliche mit Essstörungen sind nur auf Initiative der Eltern in der Klinik, und haben gar nicht vor, danach weiter an ihrer Störung zu arbeiten. Sondern planen, die zugenommen Kilos schnell wieder loszuwerden."

Das betrifft aber auch Erwachsene, die Einsicht, dass man eine Erkrankung hat und daran arbeiten muss. Es scheint grundsätzlich bei psychischen Erkrankungen ein Problem zu sein, dass die Einsicht fehlt. Ich hatte selbst zwei Essstörungen, es ist auch unheimlich schwierig, diese zu bekämpfen.

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Es ist der typische Verlauf von stationären Magersucht-Behandlungen, dass für deren Dauer das Gewicht zunimmt.

Und danach alles wieder verloren geht.

Magersuchtbehandlungen sind chronisch erfolglos. Nicht nur bei dir, sondern ganz allgemein. Nach Kontakt mit hunderten Magersüchtigen, mit denen ich entweder gearbeitet habe oder die mir im Internet begegnet sind, kenne ich kein anderes Resultat (oder noch schlechtere, also auch keine Zunahme in der Behandlung).

Daher frage ich mich immer, was das soll, es immer wieder zu tun. Kaum irgendwo sonst sehe ich, dass Leute beharrlich immer wieder erfolglose Strategien anwenden.

Ganz logisch wäre für mich der Schluss aus solchen Erfahrungen, dass du offenbar unter 24-7-Daueraufsicht leben müsstest, damit diese Therapien "Erfolg" haben könnten. Klar, so etwas gibt es auch. Es gibt erwachsene magersüchtige Frauen, die wie Kinder unter Daueraufsicht in Heimen "leben".

Irgendwann musst Du dich fragen, ob es das ist, was du anstrebst.

Nur wenn du nicht in Kliniken oder zu Therapeuten gehst, kannst du endlich lernen, für dich Verantwortung zu übernehmen.

Viele Kliniken arbeiten zu sehr mit Druck und Zwang und zu wenig psychotherapeutisch, also Eingriff in die Gedanken, Gefühle, Denkmuster, Wahrnehmung, Selbstwertgefühl, Zwänge, Kontrolle...

Dies liegt aber auch mit am Mangel an Psychotherapeuten. Ich halte eine ambulante Psychotherapie in Deinem Fall für besser. Wenn Klinik, dann eine auf Essstörungen spezialisierte.

ich würde sagen: geh in die Klinik, nimm zu, verlier dein Ziel nicht aus den Augen und sobald du aus der Klinik entlassen wirst setzt du die Therapie ambulant (bei dieser Therapeutin) fort. ich wünsche dir alles gute und viel Kraft für deine Genesung.