Pro/Contra Gendern?

6 Antworten

Hallo,

es kommt auf die Form des Genderns an.

Das auf den (Gender)Stern oder sonstige Zeichen reduzierte Gendern sowie das Gendern durch substantivierte Partizipien (Studierende, Mitarbeitende, Lehrende usw.) sowie andere "Wortungetüme" lehne ich ab!

Deshalb nutze, spreche und schreibe ich den Genderstern auch nicht, und es nervt mich ungemein, wenn ich Nachrichtensprecher und Fernsehmoderatoren ihn aussprechen höre - was heißt aussprechen, es ist ja vielmehr eine Kunstpause.

Ich gendere nur - wie schon lange vor dem Gender-Stern-Wahn üblich - in der Form von Studentinnen und Studenten, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Lehrerinnen und Lehrer usw., obwohl ich persönlich auch kein Problem mit dem generischen Maskulin habe.

Daneben verwende ich je nachdem, ob ich jemanden duze oder sieze, bei der Anrede die Pronomen du, dein, dir, dich oder Sie, Ihr, Ihnen, Sie, und als Personalpronomen ich, du, er, sie, es, wir, ihr, sie.

Das ist meiner Meinung nach völlig ausreichend; für manche Leute sogar schon viel zu viel.

AstridDerPu

Ich halte Gendern, also gendersensible(re) Sprache, für eine sinnvolle Maßnahme. Gekonnt eingesetzt ist gendersensible Sprache für mich dann, wenn sie aus einer Kombination der verschiedenen Möglichkeiten und nicht aus dem strikten Einsatz einer einzigen Variante besteht. Dazu gehört auch, dass man versteht, bei welchen Wörtern eine "gegenderte" Variante angebracht ist und bei welchen nicht, und einem klar ist, dass nicht jede Situation/jeder Kontext eine gendersensible Anpassung der Sprache benötigt. Außerdem ist gendersensible Sprache kein Allheilmittel, sondern ein Baustein von vielen für eine Gesellschaft, in der Nicht-Männer sichtbarer sind als in unserer heutigen, da durch gendersensible Sprache der männliche Bias im Deutschen abgemindert wird.

Zumal das Thema ein klares Bildungsdefizit im sprachwissenschaftlichen Bereich aufzeigt. Zu lang hat der Deutschunterricht an deutschen Schulen nur aus Literatur und wenigen, wenn denn überhaupt, veralteten Beiträgen zu Sprachwissenschaft bestanden. Noch viel schlimmer ist nur das offensichtliche Defizit im kritischen Umgang mit Medien und in diesen dargestellten Zahlen. Ohne gendersensible Sprache wüssten wir wohl nichts, oder zumindest weniger, über diese Probleme.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – ich forsche als Linguist zum Thema "Gender(n)"

dijo97  02.11.2021, 21:19

Hey. Kannst du mir den Zweck vom Gendern anhand von Wörtern/Wortgruppen erklären? Für mich, benutze immer generisch Maskulinum, höre ich da nie was richtig raus. Bei beruflichen Sachen, dass z.B eher Kaufmann für.. gesagt wurde, verstehe ich.

Wenn man aber sagt "Liebe Mitarbeiter" ist das doch Plural und meint Frauen und Männer. Wieso muss man da Mitarbeiter*innen (bin unsicher) schreihen, wenn das im Plural schon abdeckt?

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Adomox  02.11.2021, 21:22
@dijo97

In der Theorie soll ein Wort wie "Mitarbeiter" (egal ob Singular oder Plural) alle Geschlechter gleichermaßen meinen. In der Praxis sehen wir aber, dass dem nicht so ist. So kann ein Sprecher das zwar so meinen, beim Empfänger kommt aber mehr "männlich" als alles andere an. Das liegt kurz und knapp gesagt daran, dass "Mitarbeiter" sowohl spezifisch männlich als auch "allgemein" sein kann. Im Plural siehts nicht anders aus: "die Mitarbeiter" - sind entweder nur Männer, nur Frauen, beides - weiß man im schlimmsten Fall gar nicht.

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dijo97  02.11.2021, 21:35
@Adomox

Hast du vielleicht einen Link, wo das grammatikalisch usw alles durchgegangen wird? Ich verstehe das echt nicht.
Wenn ich "Mitarbeiter" habe, gibt es: Die Mitarbeiterin (w), Der Mitarbeiter (m) und die Mitarbeiter (m,w). Man kann das geschlechterspezifisch doch immer trennen? Und wenn man da eher ''männlich'' interpretiert, ist das doch wiederum kulturell, psychisch bedingte Sachen? Wenn ich einen Satz im singular männlich schreibe, beginnt er z.B so "LiebeR Mitarbeiter", Singular weibl "LiebE Mitarbeiterin", plural "LiebE Mitarbeiter", also kann man das doch spezifisch auch zuordnen? Also, man sieht doch immer, ob es im Plural ist oder nicht? Liebe Kollegen, hier sieht man doch auch, dass es im Plural steht, da Singular Lieber Kollege, Liebe Kollegin?

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Adomox  02.11.2021, 21:46
@dijo97

"Mitarbeiter" kann für einen Mann, eine Frau, und eine Gruppe aus Männern, Frauen oder beidem genutzt werden. Keiner dieser Fälle ist grammatikalisch falsch.

Der Mitarbeiter ist Vater eines Sohnes.
Der Mitarbeiter ist Mutter eines Sohnes. (das ist schlechter Stil, grammatisch aber in Ordnung)
Die Mitarbeiter sind Männer.
Die Mitarbeiter sind Frauen.
Die Mitarbeiter sind Männer und Frauen.

 Und wenn man da eher ''männlich'' interpretiert, ist das doch wiederum kulturell, psychisch bedingte Sachen?

Beides richtig. Es ist eine psycholinguistische Sache, die darauf beruht, dass die Wörter trotz verschiedener Geschlechter der gemeinten Menschen gleich lauten.

Es ist aber auch eine kulturelle Sache, natürlich - Vorurteile gibt es. Studien zeigen allerdings, dass der psycholinguistische Einfluss so stark ist, dass dieser klar gegen Vorurteile und Stereotype gewinnt.

Sogar bei "die Kosmetiker" wird mehr an Männer als an Frauen gedacht, obwohl der Kosmetiker-Beruf eindeutig stereotyp Frauen zugeordnet wird. Damit wird deutlich wie stark der Einfluss der sprachlichen Ebene ist.

Also, man sieht doch immer, ob es im Plural ist oder nicht?

Das ändert aber nichts an den oben erklärten Dingen. Auch im Plural gibt es, wie oben gezeigt, gleiche Formen für alle. Man kann natürlich eindeutig formulieren wie "die männlichen Mitarbeiter" oder "die Mitarbeiterinnen" - das wäre gendersensibel formuliert. Geht es um gemischte Gruppen, dann z.B. mit dem Sternchen: "die Mitarbeiter*innen".

Praktische Seiten zum Thema sind z.B.:

https://www.genderleicht.de/
https://geschicktgendern.de/

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Asporc  02.11.2021, 21:19

Nichtmal unsere Frau Bundeskanzler wusste wie Ihr Titel richtig verwendet wird.

Und das soll durch eine falche Benutzung besser sein ?

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CountRuben  03.11.2021, 00:28

Ich finde dijo97 hat einen ganz interessanten Punkt angesprochen: Nur weil ein Wort gleich aussieht kann es trotzdem verschiedenes meinen. Man vergleiche nur das englische Wort "gestalt" mit dem deutschen Wort "Gestalt". Klar, ähnliche Bedeutung, aber wirklich dasselbe heißt es dann doch nicht.
Also in meinem Gehirn haben schon zwei Bedeutungen für das Wort "Mitarbeiter" Platz. Singular m. und Plural, m+f+d.

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Adomox  03.11.2021, 05:36
@CountRuben

Ich denke, ich habe bereits erklärt, dass Studien uns deutlich zeigen wie entsprechende Assoziationen aussehen. Zumal diese unbewusst sind, und sich entsprechend niemand davon einfach freisprechen kann.

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relativ neutral

ich finde es gut das sich dann möglichst alle angesprochen fühlen und ein richtiges Contra gibt es meiner meinung nicht. Es scheint einige leute zu nerven, jedoch ist das dann eine sache an die man halt noch nicht gewöhnt ist und warscheinlich ist es nicht die einzige sache im alltag die als nervig klassifiziert werden kann. Jeder muss selbst entscheiden, ob man es macht und eben mit entsprechenden Reaktionen rechnen egal ob positiv oder negativ


klimaschutz01  03.11.2021, 13:51
 und ein richtiges Contra gibt es meiner meinung nicht. 

Ich finde da mehrere:

  • kein (nachgewiesener) Nutzen:
  1. Sorgt das Gendern für eine bessere Bezahlung für Frauen?
  2. Sorgt das Gendern für bessere Karriereaussichten für Frauen?
  3. Sorgt das Gendern für weniger Diskriminierung gegenüber Diversen?
  4. Sorgt das Gendern dafür, dass sich Frauen und Diverse allgemein glücklicher fühlen?
  • umständlich (z.B. "Bürger*innenmeister*innenkandidat*innen)
  • teilweise grammatikalisch und/oder inhaltlich unsinnig (z.B. "Büger*innensteig")
  • teilweise sind aus grammatikalischer Sicht nur Frauen und Diverse, aber keine Männer gemeint, z.B. bei "Ärzt*in" ("Ärtzt" gibt es nicht, "Ärztin" ist weiblich, * steht für Diverse)
  • das generische Maskulinum bzw. Femininum reicht aus
  • beim generischen Maskulinum sind Männer auch nur mitgemeint, genau so wie Frauen und Diverse
  • Gendern kann dafür sorgen, dass Leute nicht nur dem Gendern, sondern auch sinnvollen Vorschlägen in Punkto Gleichberechtigung eher abgeneigt sind.
  • Gendern ist keine natürliche Sprachentwicklung, sondern kommt von "oben"
  • mit der Gendersprache wird nicht selten eine rassistische und männerfeindliche Ideologie mit transportiert (dies sieht man besonders gut in den USA)
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Heyyy732  03.11.2021, 20:15
@klimaschutz01

Zu den ersten 4 Punkten, das ist nicht das Ziel vom Gendern, es sollen sich doch nur möglichst alle angesprochen fühlen

das umständlich ist ein eigenes Empfinden, ich z.b. finde es ist einfacher uns schneller schülerInnen zu schreiben als Schüler und Schülerinnen

man kann es auch Fußweg nennen, sonst ändert sich die Grammatik durch sprachentwicklung ständig und man kann dem nicht entgegenwirken, was aber nicht falsch oder schlecht ist

es wird im jeden Fall das maskuline genommen um beide zu meinen… man nennt bzw. eher nannte keinen Mann Stewardess

das nächste ist das selbe Argument wie das, welches von Frauen und diversen genannt wird und impliziert so, dass einfach das Maskulinum zunehmen auch keine Lösung ist

die Personen die gegen eine so simple Sache wie das gendern abgeneigt sind, sind oft auch ohne das zumindest unterbewusst gegen weitere Schritte in Richtung Gleichberechtigung abgeneigt

viele Wörter und Redewendungen sagt man nicht mehr, da sie politisch unkorrekt sind und es hat sich in die Alltagssprache integriert

die Ideologie in den USA tendiert eher Richtung Frauenfeindlichkeiten und Rassismus. Es fordert keiner eine überstellung der Frau sondern eine Gleichstellung im Sinne von Gerechtigkeit aller Geschlechter. Das vieles im Sinne von populisten anders aufgefasst wird liegt nicht am gendern selber.

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Es ist ein unnützer aufwand der niemandem wirklich hilft.

Dabei geht es nur darum den schein zu wahren so das man so tun kann als sei man modern oder weltoffen oder sonstwas.

Pro: -

Contra:

  • der Minderwertigkeitskomplex einer Minderheit wird befeuert
  • die "Gleichstellung" in der Sprache ist nichts als scheinheilige Augenwischerei
  • Sprache zu ändern nützt nichts, solange sich in den Köpfen der Menschen nichts ändert
  • klingt bescheuert
  • sieht bescheuert aus
  • ergibt eigentlich überhaupt keinen Sinn, bis auf den, dass sich Menschen mit erheblichen psychischen Problemen darüber aufregen können, wenn jemand da nicht mitspielen will, weil sie sich dadurch persönlich angegriffen oder ausgegrenzt fühlen
  • wir haben Probleme die weitaus größer sind aber erschaffen uns zusätzlich Probleme, die absolut unnötig sind

rei2017  02.11.2021, 21:23

Nö. Eigentlich kriegen nur vereinzelte Gegner*innen beim Anblick eines Sterns einen Anfall. Find ich mittlerweile ganz amüsant. Sonst regt sich kein Mensch über irgendwas auf. Der Rest ist entweder falsch oder irrelevant. 💜

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Lmorg  02.11.2021, 21:29
@rei2017

Das war lediglich meine Meinung - wer gendern will, kann es gern tun aber ich finde es trotzdem bescheuert und muss da ja nicht mitmachen^^

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