Positive Erfahrungen Psychotherapie?

5 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Ich habe seit Anfang 2018 Depressionen und schon drei ambulante Therapien und eine stationäre hinter mir.

Es ist sehr abhängig vom Behandler, bzw. wie ihr miteinander klar kommt.

Damit deine Therapie gelingt kann ich dir vor allem raten von Anfang an ehrlich zu sein. Wenn du die ersten fünf Sitzungen das eigentliche Problem (sofern du es benennen kannst) verschweigst, wird es immer schwieriger es anzusprechen. (Daran sind zwei meiner Therapien gescheitert.)

Ich weiß nicht ob du jetzt schon einen festen Therapeuten oder erstmal die probatorischen Gespräche hast. Wenn letzteres der Fall ist, dann hetz dich auf jeden Fall nicht dem Therapeuten zu- oder abzusagen. Du kannst auch den Therapeuten um eine Einschätzung, ob irh harmoniert, bitten. Menschen sind total verschieden. Ein Therapeut, den ich total klasse finde, könnte dir zum Beispiel überhaupt nicht zusagen.

Erstrecht wenn es deine erste Therapie ist, solltest du dich nicht scheuen bei mehreren ein Erstgespräch zu führen. (Ja, ich weiß das ist anstrengend.)

Wenn du im Laufe der Therapie merkst, dass der Behandler dir doch nicht zusagt, dann sprich das an, du kannst prinzipiell jederzeit den Therapeuten wechseln.

Was die Dauer angeht, hatten die Leute mit denen du gesprochen hast, wahrscheinlich alle eine Kurzzeittherapie. Diese kann meines Erachtens nach recht problemlos verlängert werden. (Das gibt es eine Regel, wenn man Therapien abgebrochen hat, aber ich denke das ist für dich nicht relevant.) Ich habe eine Langzeittherapie, das sind 60 Sitzungen.

Ich hoffe, ich konnte dir ein bisschen helfen, frag gerne nach.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Das Problem bei der Psychotherapie ist für viele Menschen, dass sie kein Rezept in die Hand gedrückt bekommen mit Anweisungen, wie die Medizin zu nehmen ist.

Du hast schon sehr richtig erkannt, dass du da mit arbeiten musst.

Ein guter Psychotherapeut versteht es, mit Fragen dorthin zu lenken, wo dringend etwas geändert/bearbeitet werden muss.

Ich selbst habe da sehr gute Erfahrungen gemacht. Allerdings war es manchmal auch schmerzhaft, sich an einiges erinnern zu müssen. Auch musst du damit rechnen, dass eventuell die Beziehungen in deinem Umfeld sich ebenfalls verändern werden, einfach, weil du dich veränderst.

Ich habe sowohl als auch hinter mir. Wenn der Therapeut "schlecht" ist, dann kann es sein, dass einfach die persönliche Chemie nicht stimmt oder der methodische Ansatz. Der erste Therapeut, den ich hatte, war so ein typischer Tiefenpsychologe, ganz klassisch mit Couch. Der hat mich erzählen lassen, ab und zu mal einen Kommentar hinterlassen ("Ja, das hat sie sicher sehr gekränkt."), mit dem ich nichts anfangen konnte.

Hab mir dann eine andere Therapeutin gesucht, die Verhaltenstherapie angeboten hat. Und mit ihr stimmte erstmal die persönliche Ebene und dann half mir ihre Heransgehensweise auch viel mehr; sie hat mehr Fragen gestellt, mehr Anregungen zum Perspektivwechsel gegeben und auch konkrete Vorschläge, wie ich in bestimmten Situationen handeln soll, um aus negativen Mustern herauszukommen. Sie hat mir dann sehr geholfen.

Die Länge der Therapie kennt man, man weiß ja, wieviele Sitzungen beantragt und von der Kasse genehmigt wurden. Wenn man merkt, dass man mehr braucht, sollte man das Gespräch mit dem Therapeuten suchen und schauen, ob eine Verlängerung sinnvoll sein könnte.

Du hast absolut richtig erkannt, dass eine Psychotherapie bedeutet, dass man selbst Dinge verändern, an sich arbeiten sollte und man sich mit sich selbst auseinander setzen muss. Das kann anstrengend und schmerzhaft sein und man muss es wollen. Viele Leute denken, dass man dort hingeht, dass "ein Schalter umgelegt wird" und fertig.

Der Therapeut versucht bestenfalls mit Dir zusammen Wege zu finden um Dinge aufzuarbeiten und zu verändern. Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass ich mit meiner schon etwas älteren Therapeutin Glück hatte, sie hat mich auch nicht geschont und nur "Wischiwaschi" geredet, sondern hat mich auch mal "auf den Pott gesetzt". Für mich war das richtig, für andere wäre es vielleicht der falsche Weg gewesen.

Wichtig ist, dass Dir Dein Therapeut sympathisch ist und Du Dich gut aufgehoben fühlst. Eine positive Grundeinstellung der Therapie gegenüber ist wichtig und der Wille, etwas zu verändern (die hast Du ja), ist dies nicht vorhanden, kann der beste Therapeut nichts tun.

Alles Gute!

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Lass dir nichts einreden und mach deine eigene Erfahrungen. Das ist wie bei allen Sachen, jeder Mensch ist anders. Du solltest dem Prozess etwas Zeit geben und auf dein Gefühl hören, ob es der richtige Psychologe für dich ist oder nicht. Und solltest du ihn nicht mögen, dann such einfach nach einem neuen, der dir ein besseres Gefühl gibt. Man sucht sich seine Freunde auch selbst aus. Man versteht sich nicht immer mit jeden Menschen, aber das sollte einen nicht davon abhalten, Freunde zu haben/machen :)

viel Glück!