Positionen im 1.WK?
Welche Positionen gab es im ersten Weltkrieg? Also wenn man zum Beispiel behauptet, dass das deutsche reich der Auslöser des Krieges ist, was für eine Position nimmt man dann ein?
danke im Voraus! :)
Also ich meine damit halt welche Position die Historiker dann einnehmen, wenn sie z.B. das deutsche Reich beschuldigen
5 Antworten
![](https://images.gutefrage.net/media/user/quantthomas/1693208907346_nmmslarge__0_0_278_278_6d73511f7412bcea504a473aed51950b.jpg?v=1693208908000)
Drei Historiker hätte ich im Angebot und wenn du ihre Werke lesen willst, dann nur zu😉
1.) Fritz Fischer - GRIFF NACH DER WELTMACHT -Die Kriegsziele des Kaiserlichen Deutschland 1914-1918.
Fritz Fischer vertritt in diesem Buch die These, daß der 1. Weltkrieg durch die imperialistischen Weltmachtbestrebungen des Deutschen Reiches ausgelöst worden waren.
Die Kernaussage diese Deutschen Historikers ist, daß Deutschland den Österreich - Serbischen Krieg gewünscht und gedeckt hat, im Vertrauen auf die Deutsche, militärische Überlegenheit.
2.) Christopher Clark - DIE SCHLAFWANDLER - Wie Europa in den ersten Weltkrieg zog
Der Australisch-Britische Historiker verlagert sein Hauptaugenmerk auf dem Balkan und dem seltsamen Treiben der Serben.
Clark fängt mit der grausamen Ermordung des serbischen Königspaares durch ein Netzwerk serbischer Offiziere an und behandelt dann ausgiebig die zwei Balkankriege, die mit Russischer und Französische Hilfe eine schnelle Vergrößerung des Gebietes der Serben brachte. Nicht die Deutschen sind seiner Meinung nach die Hauptkriegstreiber, sondern Frankreich und Russland, die die Serben für ihre Zwecke einspannten.
3.) Sean McMeekin - RUSSLANDS WEG IN DEN KRIEG - Der erste Weltkrieg, Ursprung der Jahrhundertkatastrophe.
Der Amerikanische Historiker Sean MacMeen macht wiederum das Zaristische Russland als größten Kriegstreiber aus, weil die Eroberungen der Meerengen samt Istambul schon seit längerem auf der Wunschliste stand. Die Osmanen und die Habsburgermonarchie zeigten deutliche Schwächen, sodass der Zeitpunkt recht günstig war. Es müßte nur gesichert sein, daß Österreich und Deutschland ausgeschaltet werden und die zwei anderen Großmächte bei dieser Eroberung mitmachten.
Es ging den Russen nicht um den häufig erwähnten Panslavismus , sondern einzig allein um den freien Zugang zum Schwarzen Meer.
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Ich möchte noch das Buch "La scintilla der italienischen Historiker Franco Cardini und Sergio Valzania anfügen. Darin erklären die Historiker, dass Italien mit der Kriegserklärung an die Türkei im Jahr 1911 den Ersten Weltkrieg provoziert hat. Dieser Krieg hatte die beiden Balkankriege 1912 und 1913 zur Folge, aus denen Serbien um 80 Prozent vergrößert hervorging. Serbien hätte sich auch Albanien einverleibt, wenn nicht Österreich das mit einem energischen Ultimatum verhindert hätte. Das alles hatte zur Folge, dass Österreich das aggressive Vorgehen Serbiens als immer größere Gefahr für die Monarchie ansah und überzeugt war, dass man die Serben mit energischen Ultimaten und notfalls auch mit einem Krieg in die Schranken weisen müsse.
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Dann nimmt man die Position der Geschichtsschreibung in, die die Mehrzahl der Historiker*innen befürwortet.
Allerdings ist das Deutsche Reich nicht der Auslöser des Krieges, sondern der Funke, der das hochgerüstete Pulverfass Europa zur Explosion gebracht hat, war die Ermordung des österreichischen Thronfolgers beim Attentat in Sarajewo.
Eine Serie von Ultimaten und Gegeultimaten brachte dann eine Serie von Kriegserklärungen mit sich, allein innerhalb der ersten vier Wochen folgende:
1914
28. Juli Österreich-Ungarn an Serbien
1. August Deutschland an Russland
3. August Deutschland an Frankreich
4. August Großbritannien an Deutschland
Deutschland an Belgien
5. August Montenegro an Österreich-Ungarn
6. August Österreich-Ungarn an Russland
Serbien an Deutschland
9. August Montenegro an Deutschland
Österreich-Ungarn an Montenegro
12. August Großbritannien an Österreich-Ungarn
13. August Frankreich an Österreich-Ungarn
22. August Österreich-Ungarn an Belgien
Die Bereitschaft, den Nachbarn an die Gurgel zu gehen, veranlasste Deutschland aus Großmachtambitionen heraus, fast allen Nachbarländern den Krieg zu erklären, woraufhin die jeweiligen Bündnispartner auch mit in den Strudel gezogen wurden.
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![](https://images.gutefrage.net/media/user/earnest/1444747092_nmmslarge.jpg?v=1444747092000)
Das ist eine, pardon, dümmliche Unterstellung.
Was hat das historisch korrekte Erwähnen des deutschen Bruchs des Völkerrechts mit der mir anscheinend unterstellten mangelnden Vaterlandsliebe zu tun?
Das war jetzt ein klassisches Eigentor, jasminlove5 und jasminlove7.
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Auch ich habe nichts gegen Deutschland, aber ich habe mich auch intensiv mit den Ursachen der letzten beiden Kriege beschäftigt und mag über bestimmte Fakten nicht hinwegsehen.
Der deutsche Schlieffenplan wurde nicht erst im Sommer 1914 entwickelt, sondern existierte in seinen Grundzügen bereits seit 1905. Und er war nur möglich mit einem Ein- und Durchmarsch in Belgien, das den Ententemächten nicht angehörte.
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Eine falsche. Denn der "Auslöser" war das Attentat von Sarajevo.
Etwas anderes ist die Position zur Kriegsschuldfrage. Hier kommt meines Erachtens Österreich-Ungarn und Deutschland ein sehr großer Anteil an Verantwortung für den Ausbruch des Kriegs zu.
Gruß, earnest
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Nach deiner Ergänzung eine kurze Ergänzung von mir.
Die überwiegende Mehrheit der internationalen Historikerzunft geht von einer sehr großen Schuld Österreich-Ungarns und Deutschlands aus, wobei die Wertung des Anteils der beiden Länder unterschiedlich sein kann. (Hier könntest du z.B. "Fischer-Kontroverse" googeln).
Dann gibt es einige Historiker, die von einem "Hineinschlittern" der Großmächte in den Krieg sprechen oder von politischen "Schlafwandlern" (hier kannst du z.B. "Christopher Clark" googeln). Die Thesen Clarks wiederum werden von vielen Historikern als "revisionistisch" angesehen (flapsig formuliert wäre das etwa: überholt, die Fakten entstellend, Ö-U und D von "Schuld" oder großer Schuld freisprechend).
Und dann gibt es noch einige wenige Außenseiter (auch Nutzer von GF), die die faktenwidrige These vertreten, es handele sich um einen Deutschland aufgezwungenen Krieg.
Oft liest man, auch immer wieder bei GF, die Siegermächte hätten D die Alleinschuld zugemessen. Auch das stimmt nicht: Im Versailler Vertrag ist von "Deutschland UND seinen Verbündeten die Rede.
Das nur in aller Kürze.
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Die offizielle Geschichtsmeinung. Aber auch das Hintergrundwissen über die Habsburger Monarchie.
Kaiser Karl I wollte bereits auf die Kriegserklärung an Serbien verzichten, als das Deutsche Reich meinte, er brauche sich keine Sorgen machen.
Sie wären auch noch da.
Und damit begann der 1.Weltkrieg.
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Du irrst dich. Das ist keineswegs "offizielle Geschichtsmeinung". Eigentlich JEDER Historiker betrachtet das Attentat von Sarajevo als "Auslöser" des Kriegs.
Das ist unabhängig von der Kriegsschuldfrage zu sehen.
PS: Meintest du vielleicht Franz-Joseph?
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War es indirekt auch. Allerdings hätte Franz Josef I. auf den Krieg verzichtet, wenn ihn nicht die deutschen Generäle eindrücklich dorthin gedrängt hätten.
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Ob er verzichtet hätte, kann ich nicht beurteilen. Das sind Spekulationen. Fakt ist, dass Ö-U, gestützt auf den deutschen "Blnakoscheck", aggressiv gegeüber Serbien agierte.
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Nein. Berichte der österreichischen Generäle. Wobei ich hierbei einen Vorteil oder Nachteil habe. Mein Urgrossonkel, der Edle Viktor Weber von Webenu war ja ein Verwandter. Der wiederum hat es dem Otto Behaghel von Flammerdnghe seinem Neffen erzählt. Und der wieder mir als Enkel.
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Wir können das hier beenden. Ich habe keine Lust, mit dir über Hörensagen zu diskutieren. Hier: Hörensagen aus x-tem Ohr.
Ich bin hier jetzt raus.
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Du man nennt so was in Normalfall Zeugen. Und ich habe es eben von einem Zeugen als Information erhalten.
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![](https://images.gutefrage.net/media/user/lesterb42/1601707137392_nmmslarge__0_0_170_170_017772b3e417c5c965a7351459a23d8f.png?v=1601707138000)
dass das deutsche reich der Auslöser des Krieges ist,
Eine sehr einseitige und falsche.
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Nur ein kleines bisschen einseitig und ein kleines bisschen falsch.
Im Großen und Ganzen waren es die Machtambitionen Wilhelms und der deutschen Generalität, unter Berufung auf das "Schutz- und Trutzbündnis" mit Österreich-Ungarn aus einem kleineren Konk´flikt eine gesamteuropäische Auseinandersetzung zu machen. Anstatt Friedensbemühungen gab es sofort großmäulige Ultimaten und Kriegserklärungen, die nicht nötig gewesen wären.
Dass sich auch die Ententemächte nur zu bereitwillig in diesen kontinentalen Waffengang gestürzt haben, darf freilich nicht unerwähnt bleiben.
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Clark hat das mit seinem Buch Die Schlafwandler sehrt detailveliebt beschrieben. Schuld haben Willi, Nicki mund Georg insoweit auf sich gelanden, als dass sie es nicht verhindert haben, was durchaus in Ihrer Macht gestanden hätte.
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Zumindest Willem Zwo hatte nicht das Rückgrat, seinem Generalstab die Richtlinien vorzugeben. Das wäre mit einem Kanzler der Marke Bismarck nicht passiert. Aber auf diesen Post gab es ab 1890 nur noch Lakaien.
Auch die Cousins Nikolaus und George glänzten mehr durch goldbetresste Uniformen als durch militärischen und politischen Sachverstand.
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Das kann man jetzt alles nochmal bedauern und die Beteiligten herabwürdigen. Aber man kann es auch sein lassen. Geschichte.
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Die historischen Fakten sind FAKTEN und keine Herabwürdigung, sondern eine korrekte Würdigung des Geschehens.
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Clark hat in seinem Buch sehr detailverliebt die alte, längst überholte These repetiert, die Großmächte seien in den Krieg hineingeschlittert (wie schon LLoyd George behauptet hatte.) Er nannte das "Schlafwandeln". Seine revisionistischen Thesen kamen in hierzulande bestens an. Das Buch wurde ein Bestseller.
Das verwundert nicht, denn Clark sprach damit Österreich-Ungarn und Deutschland weitgehend von der Verantwortung frei, die die große Mehrheit der Historikerzunft den beiden Mächten zuschreiben.
Gegen Hineinschlittern und Schlafwandeln ist man halt mehr oder weniger machtlos, nicht wahr? Aber so war es eben NICHT.
Nicht zu vergessen: der deutsche Überfall auf das neutrale Belgien (ab 4. August).