Polterabend als Christ?
Das Heiraten wird ja traditionsgemäß von vielen Bräuchen begleitet. Einer davon ist der Polterabend. Hier können die Gäste kommen, die nicht zur Hochzeit da sind und es wird Porzellan zerschlagen, da Scherben Glück bringen sollen. Der bibeltreue Christ kommt doch hierbei ein bisschen in die Zwickmühle (übrigens nicht nur beim Polterabend). Denn veranstaltet er so einen Polterabend, gibt er dem Glauben an das Glückbringen von Scherben Raum. Und dies ist Aberglaube, da das nicht mit Vernunft erklärt werden kann. Und dies läuft dem Glauben an Gott doch irgendwie entgegen.
Meine Fragen:
Sollte man als Christ den Polterabend weglassen? Welche Alternativen gibt es? Welche persönlichen Erfahrungen hab ihr dabei gemacht?
9 Antworten
Sollte man als Christ den Polterabend weglassen?
Ich vergleiche das mal mit ner Frage, die in der Bibel behandelt wird: Darf ein Christ Fleisch kaufen und verzehren, dass in einem heidnischen Tempel geschlachtet wurde, also letztlich ein Götzenopfer ist? Oder darf er sich zu Gastmälern einladen lassen, die in einem heidnischen Tempel stattfinden, sich also an den Tisch eines Götzen setzen? Siehe 1.Kor 8 und 10.
Die Antwort ist bekanntlich etwas kompliziert:. einerseits, weil Götzen nicht real sind, ist es egal, in wessen Namen das Fleisch geschlachtet wurde - deshalb sollen die Christen auch nicht groß Nachforschungen anstellen, woher nun das Fleisch kommt, das sie kaufen. Andererseits gibt es Leute, die noch an die Realität von solchen Göttern glauben (heute selten, aber damals öfter), und insbesondere bei Christen, die sich von ihrer heidnischen Vergangenheit seelisch noch nicht völlig gelöst haben, könnte so ihr schwacher Glaube ins Wanken kommen. Und direkt an Götzenopfern sollte mensch nicht teilnehmen, wegen den Dämonen, die da möglicherweise am Werk sind (1.Kor 10,19-20).
Also was deine Frage angeht: wenn du einen Polterabend veranstaltest, würdest du dann das Gefühl haben, dass du eine abergläubische Handlung begehst? Dann solltest du deinen schwachen Glauben schützen und davon Abstand nehmen. Oder wenn du Christen kennst, deren Glaube auf diese Art erschüttert werden könnte, solltest du auf ihren schwachen Glauben Rücksicht nehmen und den Junggesellenabschied (oder wie immer du es formulieren willst) anders feiern. Dasselbe gilt natürlich auch, wenn dadurch Nichtchristren in dem Aberglauben bestärkt werden könnten ("siehst du, auch die Christen meinen, dass Scherben Glück bringen!").
Da ich dein soziales Umfeld nicht kenne, kann ich nicht sagen, ob einer dieser Punkte in deinem Fall zutrifft. Ansonsten kannst du ja überlegen, ob dir so ein Zerdeppern Spaß macht, du es dir (finanziell o.ä.) leisten kannst, und wenn nichts dagegen spricht, kannst du das gerne machen.
Nur in so einem Fall gegen die eigene Überzeugung handeln, ist nicht gut (Rö 14,23), und natürlich auch nicht, auf Leute mit schwachem Glauben keine Rücksicht zu nehmen (1.Kor 8,12).
Welche Alternativen? Viele:
- Kloster statt Heirat :P
- Anderer Glauben
- Es als Tradition ansehen, so wie Weihnachten, Lügen in der Politik und Halloween
- Nicht Glauben und Logik vermischen, sie kommen aus unterschiedlichen Systemen, die parallel beide Sinn haben aber nicht durchmischt werden sollten
- Weglassen, so what?
- Nicht heiraten, sondern einfach so zusammenleben
persönliche Erfahrungen habe ich damit noch keine gemacht :-)
Weglassen? Wie es dir gefällt. Wenn man darauf Lust hat, sollte man ihn machen.
Wer glaubt schon ernsthaft an die "Wirkung der Scherben" beim Polterabend? - Glaubenschristen sowieso nicht!
Deshalb sehe ich einen Polterabend mehr als volkstümlichen Brauch und Hintergrund für das Zusammensein und Feiern am Vorabend der Hochzeit. Initiieren würde ich ihn bei anderen Paaren wahrscheinlich jedoch nicht und bei sich selbst kann man es sich kaum aussuchen. - Die Urheber sind ja bei diesem Brauch in aller Regel Verwandte und Freunde und nicht die "Hochzeiter".
Ein Brauch wird ja erst dann zum Aberglauben, wenn man auch an die Wirkung des Brauchs glaubt. Also nimm's locker!
Ich hab mal als Erklärung für das Geschirr zerdeppern gehört, das mache man, weil ein neuer Lebensabschnitt anfängt, und man das "alte" wegwirft.
Ich würde es auch,wenn ich Christ, oder sonst gläubig wäre, einfach als Hochzeitsbrauch sehen, und nicht als religiösen Widerspruch. Braut entführen ist ja auch nicht christlich (du sollst nicht begehren...)
Viele feiern ja Junggesellenabschied (wo die Frauen fremden Männers was verkaufen sollen, oder mit denen was trinken, etc.) und die Männer meist 'ne Stripperin da haben. Auch nicht gerade, äh....
Doch, sogar Zeugen Jehovas, die ja sehr bibeltreu sein wollen. und: man muss ja nicht selber Geschirr werfen.
Ganz ehrlich: Wenn deine Religion dich wirklich so sehr einschränkt, solltest du sie ablegen. Der "bibeltreue Christ" ist zudem ein Oxymoron, da gefühlte 99,99 % aller christlich-religiösen Gruppen - von den großen Kirchen bis zur kleinen Splittergruppe - die Bibel von der ersten Seite an falsch auslegen.
Kannst du mir den letzten Satz etwas genauer erklären?
Klar. Um es kurz zu machen: In erster Linie meine ich diesen kreationistischen Junge-Erde-Quatsch. Denn die Bibel lehrt weder eine junge Erde, noch eine separate "Erschaffung" der Arten noch dass die "ersten Menschen" aus Lehm und einer Rippe "erschaffen" wurden.
Die Sichtweise mit der symbolischen Handlung erscheint als eine mögliche Lösung. Mich würde interessieren, ob wirklich fromme Christen überhaupt Polterabend feiern.