Perversion, eine angeborene Charaktereigenschaft, oder entstanden durch Gedankenmuster, wie überwinden?
Ich bin jetzt 33 Jahre alt. Seit dem vierten Lebensjahr habe ich tendenzen zur Perversion und allgemein ein reduziertes Bewusstsein für Scham, dafür aber Interesse an Dingen die über die Normen hinausgehen was die Gesellschaft als normal bezeichnet.
Ich frage mich warum das so ist, und woher dieses Interesse kommt. Scheinbare Grenzen die ich mir früher legte werden je älter ich werde weiter verschoben. Ich suche immer nach neuem.
Teilweise habe ich schon Dinge ausgelebt die ich hier nicht erzählen kann, für mich ist dieser Grenzüberschritt ein Gefühl nach Freiheit. In Wirklichkeit aber ist es nichts was mich befreit, es engt mich ein und bringt mich von den guten, schönen und natürlichen Dingen ab.
In der Religion wird es als Sünde beschrieben. In der Philosophie vielleicht als Wiederstand gegen die Gesellschaft.
Da ich in Psychiatrischer Behandlung war vor wenigen Jahren wegen Agoraphobie, habe ich dieses Thema damals mehrmals angesprochen, aber es wurde nicht darauf eingegangen.
Vor einem Jahr suchte ich erneut Hilfe, konsultierte mehrere Psychologen, keiner fühlte sich dazu in der Lage mir zu helfen.
Ich wünschte ich könnte endlich dieses Interesse verlieren an diesen Dingen.
4 Antworten
Hallo!
Perversion meint ja eine Verdrehtheit.
Eine Kehrtwende ins Gegenteil (der Norm).
Du bist also weniger über der Norm als der Norm entgegengesetzt.
Ich frage mich warum das so ist, und woher dieses Interesse kommt
Ich finde, dass du schon einiges gut und richtig von dir erkannt hast und nur einfach noch ein paar Schritte weiter und tiefer gehen musst, um besser zu verstehen und künftig deine Bedürfnisse genauer erfüllen zu können, also weniger ersetzend, sondern entsprechender.
Etwas mehr Bewusstheit über dein Handeln und deinem Drang würden dir sicherlich sehr gut weiter helfen. Daher finde ich deine Frage sehr gut, die ja darauf abzielt.
Es ginge also darum, dich selbst mit deinem Bestreben besser und tiefer zu verstehen, um dadurch künftig intensiver und genauer auf sich selbst eingehen zu können.
Stellt sich die Frage, nach dem Warum.
Warum willst du gewisse perverse Dinge?
Wozu alles?
Welches Bedürfnis erhoffst du dir damit erfüllen zu können?
Um was genau geht es dir dabei?
Ich suche immer nach neuem.
Das finde ich normal und menschlich.
Der Mensch mag Neues.
Auch unser Gehirn ist so angelegt, dass es besser funktioniert, sobald man ihm Neues als "Futter" gibt. Dies soll wohl so sein.
Grenzüberschreitungen finde ich auch gut und normal, denn der Mensch soll sich weiter entwickeln, nicht stehen bleiben oder gar stecken bleiben.
Und um Änderungen herbei führen zu können, müssen wir immer wieder mal Grenzen überschreiten.
Stellt sich halt die Frage, an welchen Stellen wir dies tun wollen und welche Grenzen genau wir überschreiten sollen und wollen.
Vielleicht ja ist es so, dass du sehr gut beobachten konntest, dass die Grenzüberschreitungen, die du durch deine Perversion gemacht hast, nur sehr kurzfristig Befriedigung bringen und daher gar nicht mehr sooo anstrebenswert sind. Du kannst womöglich spüren, dass sie dir nicht viel und tief genug das geben, was du willst. Sie sind zu oberflächlich und eher nur Ersatz für deine wahren Bedürfnisse.
Je weniger du brauchst, um frei zu sein, umso freier bist du natürlich.
Das leuchtet schnell ein.
Kann aber ein Weg dorthin sein. Wohl aber ein lohnender.
Ich wünschte ich könnte endlich dieses Interesse verlieren an diesen Dingen.
Darin sehe ich weniger eine Lösung.
Besser fände ich es, könntest du dich selbst mit deinem Drang tiefer verstehen.
Verständnis könnte dir die Augen öffnen und Alternativen aufzeigen, auch Wege, die dich viel stärker als bisher befriedigen und dir so Frieden bringen könnten.
Dein Interesse ist nicht das Problem, sondern vielmehr deine Verdrehtheit damit, und, dass du dich mit allem zu wenig nur kennst.
Du weißt nicht, was du willst.
Du weißt nicht, um was ganz genau es dir geht.
Es fehlt dir an Bewusstheit darüber.
Du kannst Interesse an allem Möglichen haben. Kein Problem.
Du kannst gerne ein außerordentlicher Mensch sein oder werden. Kein Problem.
Du kannst gerne anders als die Gesellschaft sein. Kein Problem.
Ich denke, du würdest einfach total gerne in anspruchsvolleren Bereichen von der Norm abweichen, was natürlich dann oftmals ja sehr beliebt ist und dir vielleicht dann ein höherer Genuss.
Könnte gut möglich sein, dass dir dabei deine Angst vor geistig-seelischer Entwicklung im Wege steht.
Der müsstest du dich mutig stellen, um in geistig-seelischer HInsicht wachsen zu können.
Dazu hättest du wohl auch den Wunsch.
Aber mit den Ängsten ist es keine einfach Sache.
Sie fühlen sich so echt an und lassen uns allzu oft eingeschüchtert zurück.
Da braucht es viel viel Mut und Vertrauen um zu erkennen, dass Ängste sich meist gar nicht bewahrheiten.
Vielleicht ja muss man eine Entscheidung treffen:
ob man künftig nun lieber nach eigenen Ängste leben will
oder doch lieber wieder selbst Herr in seinem eigenen Haus werden will und versucht, eigene Träume zu verwirklichen. ;-)
Dazu aber müsstest du den Schritt in die große weite Welt wagen.
Für was wirst du dich entscheiden?
Was wird stärker sein?
Der Schmerz oder die Angst?
Sehr geistreiche Worte, an denen werde ich wohl noch ein zwei mal drann rumnukeln. Danke dir für deine Zeit. :)
Was denn für Dinge?
Gedanken kann man ersetzen. Perversionen kann man durch andere, normale Vorlieben ersetzen. Das funktioniert, indem man positive Assoziationen zu den neuen Vorlieben knüpft und die alten Vorlieben ignoriert bzw. immer sofort zu den neuen Vorlieben wechselt. Dafür muss man wissen, was man an den Vorlieben so toll findet und warum. Man muss das Gefühl dahinter verstehen und auf jene Dinge anwenden, die man künftig als Ersatz nutzen will.
Meiner Meinung nach ist Peversion ein relativer Begriff. Was in einer Kultur oder Zeit als pervers gilt, gilt in einer anderen als normal oder umgekehrt. Es gibt uzm Beispiel so gut wie keine sexuelle "Peversion" die nicht irgendwann von irgendeiner Kultur institutionalisiert wurde.
Du schreibst dass "Grenzüberschritt ein Gefühl nach Freiheit" ist, im Satz darauf sagst du allerdings dass es dich "in WIrklichkeit" nicht befreit.
Wieso glaubst du dass du von deinen Grenzüberschreitungen eingeengt wirst, während sie sich gleichzeitig befreiend anfühlen?
Als Alterntive kann man allerdings auch versuchen die Gesellschaft dazu zu bewegen die Regeln zu ändern. Das benötigt allerdings viel Zeit und viel Unterstützung und kann auch nach hinten losgehen.
Das ist ein ganz schwieriges Thema und ein Stück weit kommt es vielleicht sogar leider echt auf die Details an, über die du hier nicht sprechen möchtest (was vielleicht auch besser ist, da nicht jeder hier auf eine faire Weise mit dir umgehen würde).
Ich möchte mich hier auch bewusst ein bisschen bedeckter halten, denn viele Dinge gehen einfach nicht jeden etwas an, auch wenn ich mich hier gut anonym bewegen kann.
Fakt ist aber, dass ich dir sagen kann, dass ich selbst mit solchen Gedankengängen, Neigungen und Gelüsten zu tun habe, mich dadurch aber weder eingeschränkt, noch abnormal fühle. Ich möchte auch dreist behaupten, dass viel mehr Menschen so sind wie du oder ich, es aber nie im Leben ausprobieren würden oder darüber sprechen. Indem du es auslebst (wie erwähnt, es kommt halt doch auch auf das "was genau" an), finde ich, dass du dich auf jeden Fall freier machst als der Mensch der zu Hause sitzt und sich es nicht erlaubt bestimmte Neigungen zu haben.
Warum schauen sich Menschen mit so einer Faszination Dokumentationen über Serienmörder an? Warum starren Menschen auf Leichen bei schweren Unfällen? Weil uns das "abnormale" ganz natürlich fasziniert. Da gibt es wohl kaum Menschen die von dieser Eigenschaft befreit sind.
Ich finde es traurig, dass deine Psychologen das so ignorieren und dir nicht helfen wollen, aber wenn du denkst, dass genau diese Hilfe brauchst, würde ich an deiner Stelle weiter suchen. Manchmal muss man sich etwas nachdrücklicher durchbeissen bis man die Anlaufstelle hat, die einen endlich ernst nimmt und hilft. (Hier rede ich auch aus Erfahrung, allerdings nicht aus psychologischen Gründen).
Danke für deine guten Worte, sie bringen mich vorwärts. :)
Das hast du recht gut analysiert.
Ein kleines Beispiel wäre z.B wie bei einem Hund der von der Leine gelassen wird. Er hat sich unter Kontrolle, aber eines Tages möchte er sich frei fühlen und diesem Drang nachgehen.
Er sieht das Reh am Waldrand während dem Spaziergang wie schon viele Male davor, doch heute will er frei sein. Er rennt los und fühlt sich so völlig frei wie nie zuvor. Er erwischt das Wild und tötet es. Er hat Blut geleckt! Und wahrscheinlich würde er es wieder tun, es liegt in seiner Natur.
Leider darf das so nicht sein, der Hund hat das Gesetz gebrochen, man darf kein Wild töten, obwohl er doch nur seinem Instinkt folgte. Er wird bestraft und vielleicht sogar erschossen oder eingeschläfert. Hätte der Hund die Regeln befolgt sich angepasst und seine Rolle gespielt könnte er munter weiter Gassi gehen, ohne Probleme zu bekommen.
Man fühlt sich frei wenn man einem Drang nachgeht, aber leider kann dieser Drang viele Probleme verursachen, und es wäre besser man täte das alles nicht und lebt das leben in geordneten Bahnen.