Perfektionismus abstellen?
Wie schaffe ich es meinen Perfektionismus abzustellen? Ich bin nie mit mir zufrieden auch wenn ich das laut Verwandten sein kann. Ich setze mich selbst immer stark unter Druck was dann oft dazu führt dass ich eine Blockade habe. Ich habe das Gefühl, egal was ich erreichen würde, ich kann mir das selbst nicht anerkennen. Bald beginne ich ein Studium und dann werden diese Probleme dann wohl wieder stärker werden. Was kann ich tun?
Danke im Voraus!
6 Antworten
Eine Therapeutin hat mal zu mir gesagt: "Sie setzen ihre persönliche Latte so hoch an, dass sie selbst nicht in der Lage sind, darüber zu springen."
Damit will ich Dir sagen: Ich kenne dieses Gefühl aus meiner eigenen Erfahrung ziemlich gut. Vor allem, weil ich dies zu hohen Maßstäbe dann auch leider an andere anlege - mit dem Gedanken: "Hey, ich schaffe das ja schliesslich auch, dann hast Du das genausogut zu schaffen."
Mir hat geholfen, mich immer wieder in meinen Gegenüber hinein zu versetzen mich immer wieder zu fragen: "Wie wirke ich auf den anderen - wenn ich, sofort nachdem er im Badezimmer war, reingehe und das Waschbecken sauber mache, weil das gefälligst glänzen soll vor Reinlichkeit?"
Versuch' das doch einfach mal ... versetze Dich in Dein Gegenüber und schau mal, was Du zu Dir selbst sagen würdest, wenn Du z.B. Deine Leistung siehst - oder das, was Du so machst.
Und weiterhin: Versuche Doch einfach mal, Deine Ansprüche an Dich selbst zurück zu nehmen. Dich selber zu zwingen, etwas nicht so perfekt zu machen. Etwas unfertig liegen lassen.
Schau - ich sehe mich selbst als ganz kleininlichen Erbsenzähler und bin - wie oben beschrieben - ein Perfektionist erster Güte. Kürzlich habe ich eine Weiterbildung mit IHK-Abschluss beendet - mit einem Gesamtschnitt von 3-
Und tatsächlich habe ich mir nicht vor Wut die Hand abgebissen - sondern mich darüber gefreut, es überhaupt geschafft zu haben. Ich bin sehr stolz darauf, mit 50 noch (ohne Abitur) einen Bachelor-Abschluss erreicht zu haben - und dabei ist es mir vollkommen egal, welche Note im Zeugnis steht.
Als studierender Perfektionist lass dir gesagt sein: Das kann man nicht abstellen. Bei jedem einzelnen Essay würde ich am liebsten Jahre lang Verbesserungen anstellen, bis ich dem Aberglauben eigen bin, es sei perfekt. Obwohl ich sogar ein Stipendium erreicht habe, bin ich nicht völlig zufrieden mit mir.
Bis jetzt bist du wohl auch ganz gut damit durchgekommen. Übrigens sehe ich das als keine Schwäche an, eher als Stärke. Ich bin sehr froh, dass ich das als Eigenschaft habe, da es mich unermüdlich antreibt die beste Version meiner selbst zu sein.
Perfektionismus ist eine Schwäche. Er hindert an der Erledigung von Aufgaben. Ich habe jahrelang Statistiken im Bereich QM erstellt und war immer wieder betrübt darüber, dass manche Zahlen ungenau und unsicher waren. Zusammen mit "meinem" Programmierer habe ich mit viel Geduld und im Laufe der Zeit bessere Daten bekommen.
Hätte ich von Anfang an auf "perfekte" Daten bestanden, wäre nichts vorangegangen.
In den allermeisten Fällen geht das Pareto-Prinzip:
80% Genauigkeit reicht; jedes weitere % kostet immer noch mehr Energie.
Hab´ einfach mal den "Mut zur Lücke".
Es gibt viele Tipps, mit denen du Perfektionismus ablegen kannst. Vielleicht wird dir nicht jeder Ratschlag helfen, aber sei geduldig mit dir selbst. Wenn du daran arbeitest, sollte es kein Problem sein.
- Lerne, über deinen Perfektionismus zu lachen. Sprich mit Freunden darüber, wenn du darüber redest, tut es gut. Irgendwann werden auch automatisch Witze darüber gemacht, und das kann dir helfen, zu erkennen wie übertrieben dein Verhalten ist.
- Aus Fehlern lernt man am meisten. Niemand auf dieser Welt ist perfekt und niemand sollte so sein. Du bist nicht hier, um alles perfekt und fehlerfrei zu machen. Du bist hier um dein Leben zu genießen und daraus das beste zu machen.
- Wenn du das nächste Mal in einer Situation bist, wo dein Perfektionismus zu einem Problem wird, dann frag dich selbst; Warum muss es perfekt sein? Woran hat es gelegen, dass es nicht perfekt wurde? Und die wahrscheinlich wichtigste Frage; Habe ich mein bestes gegeben? Denn am Ende des Tages ist es das wichtigste, dass man alles dafür gegeben hat, die ganze Energie reininvestiert wurde, und man das beste gegeben hat. Ob es im Endeffekt perfekt ist, das ist nicht relevant.
Ich wünsche dir viel Glück, hoffe ich konnte dir damit helfen!
Ich habe keine psychologische Ausbildung o.ä.
Mir ist aufgefallen, Perfektionisten fehlt oft Vertrauen. Entweder zu sich selbst, oder anderen. Die Perfektion, gibt ihnen dann ein Gefühl von Sicherheit.
Vielleicht hilft dir das ein wenig. Beobachte dich einfach mal selbst, ob es bei dir zutrifft. Wenn ja, heißt es Vertrauen lernen.