Panikattacken, Angststörung und Führerschein?
Hallo zusammen,
Mir liegt seit Tagen etwas auf der Seele. Und zwar, bin ich dabei meinen Führerschein zu machen. Manchmal bemerke ich schon in der Fahrschule ein mulmiges Gefühl wenn ich dort sitze und einfach nur zuhöre. Habe leider eine panikstörung mit darauffolgenden Panikattacken. Ich habe sehr viel gelernt und bin eigentlich bestens auf die Theorie vorbereitet... meine Fragen sind: Was ist wenn ich während der Theorieprüfung eine Panikattacke bekomme? Darf ich dann kurz raus oder muss ich es einfach aushalten? Was passiert während den Fahrstunden? Wird mein Fahrlehrer es verstehen? Könnte er mir Mut machen und mich beruhigen? Was passiert wenn ich während der Praktischen Prüfung eine Panikattacke bekomme und nichts mehr geht?
Ich habe einfach so Angst und gleichzeitig so sauer auf mich selbst weil ich nicht mal ein führerschein machen kann obwohl ich alles sehr genau weiß und mich gut auskenne.... ;-(
Bin so verzweifelt und traurig.
Ich bin 21 Jahre jung und weiblich
6 Antworten
Wieviel Angst löst denn bei Dir die Vorstellung aus, nach bestandener Führerscheinprüfung alleine Auto zu fahren? Wenn auch das Dir Bammel macht, würde ich erstmal die Angststörung überwinden, bevor ich mich durch Führerscheinprüfungen quäle. Sonst hast Du nachher gar nix davon.
Ansonsten, wenn Du eine Prüfung aus welchen Gründen auch immer abbrichst, wirst Du sie wiederholen müssen, es sei denn, Du hast bis dahin bereits ausreichend Punkte gesammelt. Auch wenn die Prüfer Verständnis haben, können sie ja Deine Leistung trotzdem nur anhand dessen bewerten, was Du ausfüllst bzw. ausführst.
Tatsächlich gibt es Fahrschulen, die mit Therapeuten kooperieren, um auch fahrbezogene Angststörungen zu behandeln.
Deine Frage, ob dein Fahrlehrer deine Panikstörung verstehen kann, kann dir hier auf GF leider niemand beantworten, da man hierfür deinen Fahrlehrer persönlich kennen müsste. Selbstverständlich wäre es am besten, wenn du ihm dein Problem anvertrauen könntest und er damit umgehen kann. Wie schätzt du ihn ein?
Wie man mit einer Panikattacke umgeht, wenn sie (wieder) auftritt, lernt man in einer Psychotherapie. Idealerweise müßte man es in einer Psychotherapie besprechen, wie du damit umgehen kannst, wenn während der Fahrstunden oder der praktischen Prüfung eine Panikattacke auftritt.
Ich denke aber, dass du auf einem guten Weg bist, da du den theoretischen Unterricht in der Fahrschule besuchst und nicht vermeidest. Vermeidungsverhalten verstärkt Angst letzendlich nur. Angst kann man nur überwinden, indem man genau das tut, vor was man Angst hat.
Tatsächlich kündigen sich panikatacke auch an und haben klare Auslöser bei vereinzelten panikatacken die mal alle 5 Jahre vorkommen und der Fahrer des Fahrzeugs es noch schafft einen Punkt a zufahren an dem niemand in Gefahr ist finde ich es bedenkenlos das an die grosse Glocke zu hängen, ich kenne Leute die eine weit aus schlimmer psychische Erkrankungen haben aber trotzdem fahren. Ausserdem kann jeder Mensch der sich im Verkehr befindet das plötzlich bekommen und hat es sicherlich auch schon. Trotzdem sind jetzt nicht bemerkend viele Unfälle die auf Grund dessen verursacht wurden sind.
Wenn du deine Panikattacken, mit Herzrasen, Atemnot und so weiter nicht im Griff hast, dann würde ich mir selbst die Frage stellen, ob ich überhaupt sicher im Straßenverkehr teilnehmen kann.
Ich denke es macht ganz sicher mehr Sinn, erst mal etwas gegen die Panikattacken zu unternehmen.
Das ist in kleinster Weise böse gemeint oder schnippisch, ich selbst hatte damit auch schon zu schaffen, und wenn du auf der Bahn oder gar in brenzligen Situationen keine Kontrolle über dich hast, dann kann das übel enden.
Das verstehe ich auch und danke für deine Antwort.
Jedoch habe ich keine Panik wenn ich allein fahren würde. Das macht mir sogar Spaß. Aber es ist glaube ich einfach nur die Prüfungsangst, die das deutlich verstärkt
Vielleicht hilft dir das Video weiter:
https://www.youtube.com/watch?v=XDZFHCPzGOo
Du könntest auch andere Meditationen machen. Kannst ja mal ausprobieren.
Hey,
Habe auch eine panikstörung.
Man muss eigentlich ein Gutachten über die fahrtauglichkeit machen lassen, was ziemlich teuer ist, wenn etwas wie eine panikstörung diagnostiziert ist (nach meiner Fahrschule, hat aber niemand gemacht, den ich kenne).
Bei mir hat die Fahrschule meine Diagnose nicht weiter gegeben (an das zuständige amt) unter der Voraussetzung, dass meine panikstörung nicht auffällt. (Hatte es denen erzählt)
Beim Autofahren musst du in der Lage sein dich 100% auf den verkehr zu konzentrieren, deswegen gehe ich nicht davon aus, dass der Fahrlehrer oder der Prüfer das so durchgehen lässt. Also ständig Panikattacken am Steuer meine ich.
Was auch richtig wäre.
Doch. Es kann ein Gutachten gefordert werden, wenn durch eine diagnostizierte Angststörung die Gefahr besteht, dass die Fahrtauglichkeit eingeschränkt ist -> Panikattacken am Steuer.
Und doch, im Fall von schweren Panikattacken am Steuer gibt es da einen Zusammenhang. Während einer schweren Panikattacke kann man unter keinen Umständen sicher Auto fahren.
Beispiel: Agoraphobie. Da sind Autobahnen oft Auslöser für Panikattacken.
Mein Führerschein liegt erst 1 Jahr zurück und da hatte ich das ganze Prozedere durch.
Nagut. Dann gibts da Menschen, die wie die Betroffenen selbst unnötig Angst vor Kontrollverlusten haben. Da aber die Betroffenen genau davor Panik schieben, passiert genau das nicht. Deshalb auch kann man beruhigt mit agoraphobischen Patienten Angstexpositionen auf der Autobahn machen.
Nicht wirklich. Auch wenn der befürchtete "Kontrollverlust" nicht Eintritt, sind im Fall von einer Panikattacke sehr wohl kognitive Funktionen eingeschränkt, was zu einer unsicheren Fahrweise führt. Was natürlich nicht bedeutet, dass agoraphobiker kein Auto fahren können. Nur, dass bei ständigen Panikattacken erstmal geschaut werden muss, dass diese kontrollierbar werden, bevor die Person davon "überrannt" wird.
Dann erzähl uns mal bitte, welche für das Fahren eines Autos relevante kognitive Funtionen durch Angst und Panik eingeschränkt werden. Da bin ich echt neugierig.
Konzentration und breite Wahrnehmung der Umwelt zum Beispiel.
Hast du jemals eine Panikattacke gehabt?
Unter Angst, und Panik ist ja nix anderes als sehr starke Angst, sind wir sehr konzentriert, wir sind nur nicht mehr in der Lage unsere Konzentration leichthin willkürlich auf alles mögliche zu richten. Wie fokussiert wir dabei sind hängt ganz von situativen Bedingungen ab: Haben wir, das was uns ängstigt bereits "vor Augen", sind wir darauf fokussiert. Wissen wir noch nicht, woher die Gefahr kommen könnte, sind wir allgemein alarmbereit und unspezifisch reizsensibel.
Um das zu wissen, ist es übrigens nicht nötig eine Panikattacke gehabt zu haben. Das ist gut erforscht. Bei meinen Panikattacken aufgrund meiner Angst vor Hunden (bin als Kind 2x gebissen worden), bin ich beim wegrennen, jedoch auch nicht gegen einen Laternenpfahl oder in ein Auto gerannt.
Aber wenden wir das mal auf Agroraphobie beim Autofahren an: Was befürchten Agroraphobiker dort? Diejenigen, die ich bisher behandelt habe, fürchteten sich davor, beim Autofahren nicht nur Panik zu bekommen, sondern auch einen Herzinfarkt, einen Schlaganfall, Ohnmacht oder allgemein einen Kontrollverlust zu erleiden, z.B. zu verkrampfen oder vor lauter Angst das Steuer rumzureißen und ohne Rücksicht auf Verluste die Fahrbahn zu verlassen oder schier verrückt zu werden. Wo waren sie dementsprechend mit ihrer Konzentration? Einerseits nat. bei sich, d.h. den für ihre Befürchtung relevantesten Körpersymptomen, von denen sie sich entweder versuchten abzulenken (durch Gespräche oder Musik hören) oder die sie durch alle möglichen dankbaren Maßnahmen zu beruhigen versuchten. Andererseits beim Verkehr und dem Führen des Fahrzeuges, worüber sie ja partout nicht die Kontrolle verlieren wollen. Im Schnitt sind deshalb nach meiner Erfahrung agoraphobische Patienten wesentlich aufmerksamer für den Verkehr als entspannte Fahrer, die sich schneller mal ablenken lassen. Ich habe mich darum auch immer sicher auf deren Rückbank gefühlt, wenn ich sie bei den Angstkonfrontationen begleitet habe.
Aaalso, die Patienten glauben sie könnten nicht Autofahren, weil sie dabei Panik bekommen könnten. Das macht ihnen Angst. Darum fahren sie vorsichtig. Das ist nicht gefährlich, sondern sehr fahrtüchtig. Sonst würde Konfrontationstherapie beim Autofahren (wo die Patienten ja sogar noch auf ihre Ablenkungs- und Beruhigungsstrategien verzichten sollen, um ihre schlimmstmögliche Angst bewältigen zu können) ja ein (Selbst-)Mordkommando.
Muss man nicht. Es gibt keinen Zusammenhang zwischen Fahrzauglichkeit und Angststörungen. Nur zwischen diesen und Fahrwilligkeit, die gibt es.