Nur Zwangsstörung oder auch mehr?
Hey meine Psycho-Experten Freunde,
Mein Freund hat beim rumalbern so als Spaß mich Frau Zwangsstörung genannt. Ich war voll sauer zuerst aber dann mehr darüber nachgedacht. Ich weiß das ich sauberkeit sehr mag aber ab welchen Punkt ist es eine Bakterienphobie? Ich desinfiziere meine Hände auf der Arbeit nach dem ich auf dem WC war und wenn ich etwas angefasst habe was andere auch benutzen (z.b Maschinen, Türgriffe,etc...) also warscheinlich so 20 mal am Tag. Mein Therapeut sagt solange ich mich aus der Wohnung traue und es mich nicht sehr einschränkt grundsätzlich kein ernsthaftes Problem besteht und das es bei Coronazeiten eh vorteilhaft ist.
Nun frage ich mich auch ob es auf dauer auch gut für meine Beziehung ist da ich extrem geschockt war als mein Freund meinte er wäscht sich die Hände nur einmal am Tag, ich hätt mich am liebsten gleich übergeben. Ich will nicht zu streng sein aber es tut mir teilweise schon weh wenn er Sachen macht die ich ecklig finde. Ich hab viele Regeln und Standarts nach denen ich mein Leben richte und würde nur ungern wegen einem anderen diese brechen.
Für die die sich diese Wortkotze durchlesen, würd mich sehr intressieren ob ihr findet das ich übertreibe?
Alles Liebe eure Putzfee
1 Antwort
20 Mal desinfizieren ist zu viel. Ein Mal am Tag Hände putzen zu wenig.
Diagnostische Kriterien sind:
- Am Anfang einer Zwangshandlung steht ein Gedanke.
- Die Gedanken sind wiederkehrend.
- Sie werden als eigene Gedanken erlebt, nicht als Eingebung.
- Du kannts Dich aber nicht mit diesen Gedanken identifizieren, d.h. sie belasten Dich, weil sie Deinen Moralvorstellungen, Weltanschauungen, Deiner Vorstellung von Moral, Recht und Ethik, Deinem Willen und Deinem Verständnis von Logik widersprechen. Du erlebst sie als unsinnig, widersinnig und identifizierst sie als Blödsinn.
- Dennoch belasten sie Dich, weil sie ein Gefühl von Unruhe und Zweifel hinterlassen.
- Sie drängen sich, trotz des Versuches, sie zu unterdrücken, immer und immer (und immer) wieder auf.
Um die Gedanken zu neutralisieren, werden manchmal die Zwangshandlungen ausgeführt. Gemäß dem Motto: "Wenn ich das mache, dann passiert das und das nicht."
Vier Dinge empfehle ich als Betroffener:
- Informiere Dich über die Krankheit und mach Dir klar, dass Du einfach krank bist.
- Sprich mit Jemanden darüber. Wenn Du religiös bist, dann mit Gott, ansonsten immer mit Familie und Freunden. Zur Not hälst Du vorher 'nen Vortrag über Zwangsstörungen. Es gibt auch das Notfalltelefon, die Telefonseelsorge. Reden nimmt den inneren Druck. Aber natürlich nur mit Menschen, denen Du vertrauen kannst.
- Such Dir einen Therapeuten, der Dir helfen kann. Wenn Du ein gebrochenes Bein, hast, gehst Du auch zum Arzt, also warum nicht auch bei psychischen Krankheiten.
- Ruhe bewahren. Die Krankheit ist behandelbar. Je früher umso besser.
Ich wünsche Gottes reichen Segen und alles Gute.
Ich kann auch noch einen Podcast zu dem Thema empfehlen, wo ein Pfarrer über seine (religiösen) Zwangsgedanken berichtet. Das hilft vielleicht auch, die ganze Sache zu verstehen. Lass Dich nicht vom religiösen Aspekt abhalten.: "Gotteslästerung - schwerelos werden."
Des Weiteren einen Kurzfilm zur Thematik: "Gezeichnete Seelen - Immer und immer (und immer) wieder..." auf Planet Schule.
Bist du ganz sicher nicht. :) 2-3 Prozent der Deutschen sind betroffen, wenn ich mich recht entsinne. Recht liebevoll aber eben auch etwas verharmlosend wurde das Thema in der Krimi-Serie "Monk" aufbereitet und verarbeitet. Wenn du über dich selbst lachen kannst, ist die Serie vielleicht was für dich.
Gottes reichen Segen und alles Gute!
danke vielmals, das hilft mir echt weiter. Gut zu wissen das ich nicht die einzige bin! Liebe Grüße :)