Nebensätze mit wenn?
Liebe Leute,
ich hätte eine Frage an Dich: Warum sagt man, dass Bedingungssätze bzw. Konditionalsätze nicht in der Vergangenheit stehen können, wenn die nächsten zwei Sätze genau das Gegenteil zeigen?
- Meine Mitarbeiter werden gelobt, falls sie sich besondrs für die Frima eingesetzt haben.
- Man können erst über Lohnerhöhungen nachdenken, wenn sich die Produktivität in unserem Unternehmen verbesser hat.
Siehe bitte das Bildschirmfoto.
Vielen Dank für deine Antwort.
4 Antworten
Die Aussage deines Lehrbuchs ist so pauschal gesehen leider falsch.
Reale Bedingungssätze (Konditionalsätze) können im Deutschen durchaus im Perfekt (nicht aber Präteritum) stehen, wenn der Hauptsatz im Präsens steht.
Ich leihe dir natürlich Geld, wenn du dein Portemonnaie vergessen hast.
Ich gebe dir heute Nachmittag frei, falls du am Wochenende wirklich so viele Überstunden gemacht hast.
Außerdem können Konditionalsätze auch im Präteritum stehen, wenn der regierende Hauptsatz ebenfalls im Präteritum steht, oder im Plusquamperfekt, wenn der Hauptsatz im Präteritum steht:
Sie wurden immer gelobt, wenn sie fleißig waren.
Der Motor sprang immer gut an, außer wenn es vorher geregnet hatte.
Dnk Deiner Erklärung habe ich es endlich verstanden; vielen herzlichen Dank dafür!
Wie schön, dass es Dich gibt :)
Die Nebensätze sehen aus wie Vergangenheit, sind aber Futur II. Wird im Deutschen allerdings nicht richtig verwendet, da es kompliziert ist und sich sch... anhört.
Korrekt müssten die Sätze lauten:
- Meine Mitarbeiter werden gelobt (werden müsste ergäntz werden, Futur I), falls sie sich besonders für die Frima eingesetzt haben (werden müsste auch hier ergänzt werden, Futur II).
- Man könne erst über Lohnerhöhungen nachdenken (Potentialis, wie Futut I zu sehen, da es sich um eine Möglichkeit handelt, die noch nicht eingetreten ist), wenn sich die Produktivität in unserem Unternehmen verbessert hat. (Futur II. Vorzeitig in zur Handlung des des Hauptsatzes)
So würde ich das erklären.
Daß Bedingungssätze bzw. Konditionalsätze nicht in der Vergangenheit stehen können, kann gut sein. Mir fällt auf Anhieb kein gegenteiliges Beispiel ein
Lieber Gandal, vielen Dank für Deinen Einsatz! :) Ich verstehe aber immer nicht, wie es eingentlich richtig sein sollte...
Deine Überlegung würde ich für den zweiten Satz gelten lassen, für den ersten Satz aber nicht: Da besteht imNebensatz gegenüber dem Hauptsatz Vorzeitigkeit. Da muss schon das echte Perfekt stehen.
Wenn mit dem Konditionalsatz Gleichzeitigkeit besteht, kann es natürlich keine Vergangenheit geben.
Ja. Ich glaube du hast recht. Die Regel ist einfach falsch, würde ich sagen. @freieswort hat auch ein einfaches Beispiel angeführt, bei dem die Regel schon nicht stimmt
Die Aussage auf deiner Tabelle stimmt nicht. Die Nebensätze können im Perfekt (Präteritum 2) stehen. Das ist vollkommen okay.
Falsch wäre nur Vergangenheit 1.
Mitarbeiter werden gelobt, wenn sie sich für die Firma einsetzten. - FALSCH (Präteritum)
Mitarbeiter werden gelobt, wenn sie sich für die Firma eingesetzt haben. - RICHTIG (Perfekt (Präteritum 2))
Lieber Gandal, leider verstehe ich Deine Erklärung nicht ganz; vom Präteritum2 habe ich noch nie gehört... Könntest Du mir bitte, sagen, was das ist? Ich kenne nur das Präteritum der regelmäßigen und unregelmäßigen Verben.
Was meinst du bitte mit "Mitarbeiter werden gelobt, wenn sie sich für die Firma eingesetzt haben. - RICHTIG (Perfekt (Präteritum 2))"
Vielen Dank für Deine freundliche und ausführliche Antwort
Er meint schon das Richtige, benutzt aber falsche (oder um das etwas zu entschärfen, individuelle 🤪, nicht übliche) grammatische Ausdrücke. Es gibt wohl Futur 1 + 2, jedoch nicht Vergangenheit 1 und Präteritum 2.
In der Vergangenheit gibt es nur Präteritum, Perfekt und Plusquamperfekt. Manche Leute sagen auch Vorvergangenheit für das Plusquamperfekt. In älteren Grammatiken findet man auch Imperfekt anstelle von Präteritum.
In der Gegenwart (und auch in der Zukunft) bewegen wir uns grammatisch im Präsens.
Die Zeitform Perfekt ist auch eine Vergangenheitsform, aber eben nicht das Präteritum. Manchmal wird das Perfekt deshalb 2. Vergangenheit genannt, aber ich gebe meinem Vorredner recht, Präteritum2 ist keine “offizielle Bezeichnung dafür :)
Selbstverständlich ist das Präteritum eines Verbs eine Vergangenheitsform. Es kann weder in der Zukunft noch in der Gegenwart benutzt werden.
- Präsens: ich gehe, ich trinke
- Präteritum (Imperfekt ✝︎): ich ging, ich trank
- Perfekt: ich bin gegangen, ich habe getrunken
- Plusquamperfekt: ich war gegangen, ich hatte getrunken
- Futur 1: ich werde gehen, ich werde trinken
- Futur 2: ich werde gegangen sein, ich werde getrunken haben
Präteritum, Perfekt und Plusquamperfekt sind die drei deutschen Vergangenheitsformen. Imperfekt statt Präteritum findet man nur noch in alten Grammatiken. Plusquamperfekt bezeichnet eine Vorvergangenheit. Perfekt ist eine Vergangenheit mit Bezug zur Gegenwart. So wie das Präsens in entsprechendem zukünftigen Kontext anstelle des Futur 1 benutzt wird, wird das Perfekt auch anstelle des Futur 2 verwendet.
Warum sagt man, dass Bedingungssätze bzw. Konditionalsätze nicht in der Vergangenheit stehen können, wenn die nächsten zwei Sätze genau das Gegenteil zeigen?
Sagt man nicht. Man sagt:
Bedingungssätze können nicht in der Vergangenheit stehen.
Grund: Dann ergeben sie keinen Sinn.
Warum sollten Bedingungssätze in der Vergangenheit keinen Sinn ergeben? Narrativ ist das völlig üblich.
Sie wurde immer geschlagen, wenn sie widersprach.
Hierbei steht aber auch der Hauptsatz in der Vergangenheitsform.. nur dann klappt das :)
Die Mitarbeiter wurden immer dann gelobt, wenn sie sich besonders eingesetzt hatten.
Man kann also Konditionalsätze sinnvoll in einer Vergangenheitsform bilden. Die zitierte Regel kann nicht stimmen.
Danke für das Beispiel. Hatte mir auch den Kopf zerbrochen, ob die Regel stimmt. Manchmal kann die Lösung so einfach sein :-)
Könntest Du mir bitte sagen, warum der NS ""falls sie sich besondrs für ie Firma eingesetzt haben" in der Vergangenheitsform steht, wenn die Regel sagt deutlich aus: "Bedingungssätze können nicht in der Vergangenheit stehen"?
Ich danke Dir für Deine Antwort.
Es ist kein Futur 2 weil, wie du ja schon selbst erkennst, das Signalwort „werden“ fehlt.
Die Sätze sind doch schon korrekt so wie sie sind, nur stehen sie im Nebensatz im Perfekt. Klar wenn du „werden“ ergänzt, werden sie zu Futur 2, aber wieso sollte man das machen? Das hat auch mit der Frage nichts zu tun.